Schülerinnen und Schülern der NMS Reutt
Die Schülerinnen und Schülern der NMS Reutte zeigen großes Interesse.

Jung­­forscher bringen Licht ins Dunkel der Glet­scher­­schmelze

Das heuer am Institut für Ökologie gestartete Forschungsprojekt „Black.Ice“ setzt auf die tatkräftige Unterstützung von jungen Nachwuchsforscherinnen und -forschern der Neuen Mittelschule (NMS) Reutte. Eine Gruppe von Schülern der ersten und zweiten Klassen nimmt dabei eine bislang noch völlig unterschätzte Ursache für die Gletscherschmelze unter die Lupe – das Phänomen der Bio-Albedo.

Ein Schlüsselfaktor, der die Eisschmelze bestimmt, ist die Reflektivität (Albedo) von Schnee und Eis. Die weißen Oberflächen der Gletscher reflektieren die Sonnenstrahlung zu einem sehr großen Teil, kommt es jedoch zu einer Verfärbung, zum Bespiel durch Ablagerung dunkler Partikel wie Staub, wird die Fläche lichtabsorbierend und erwärmt sich, was zur Schmelze führt. Gletscheroberflächen sind aber auch Lebensraum für eine Vielzahl von mikrobiellen Gemeinschaften wie Bakterien, Algen oder Pilzen, wobei sich vor allem Algen mithilfe einer starken Pigmentierung vor der hohen Strahlungsdosis schützen und zu einer Verdunkelung der Eisoberfläche beitragen. Dieser biologisch hervorgerufene Effekt wird Bio-Albedo genannt und ist ein weltweites Phänomen, das in Klimamodellen nicht berücksichtigt wird. Bis jetzt wurde dieser Einfluss von Algen auf die Gletscherschmelze nur von arktischen Gletschern beschrieben. Ziel des Projekts „Black.Ice“ ist, erstmals für einen alpinen Gletscher den Effekt und die Rolle von Mikroorganismen in Zusammenhang mit Gletscherschmelze zu definieren.

Um Jugendliche für die Forschung zu begeistern und den Nachwuchs zu fördern, wurde 2007 vom Wissenschaftsministerium das Forschungsprogramm „Sparkling Science“ ins Leben gerufen. Und auch die Universität Innsbruck ist tatkräftig daran beteiligt. Am Institut für Ökologie arbeiten für die nächsten zwei Jahre, Wissenschaftler Hand in Hand mit interessierten Schülerinnen und Schülern der NMS Reutte. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Mikrobiologin, Gletscher- und Polarforscherin Prof. Birgit Sattler blicken die Jugendlichen gemeinsam mit dem Projektteam hinter die Kulissen der universitären Forschung und können hautnah miterleben was es heißt, Naturwissenschaftler zu sein.

„Durch mehrere durchgeführte Sparkling-Science-Projekte konnten wir die Erfahrung machen, dass Schülerinnen und Schüler sehr gerne Gelegenheiten nutzen, um dem Schulalltag und somit dem ‚herkömmlichen‘ Unterricht zu entkommen. Der Kontakt mit Wissenschaftern macht sie neugierig und motiviert die Jugendlichen. Speziell bei unserer Fragestellung bekommen die sie nun den direkten Bezug zu ihrem unmittelbaren Lebensraum, den Alpen. Gletscher werden in der Berichterstattung mit dem Klimawandel meist gemeinsam genannt und vor allem visualisiert, jedoch fehlt der jungen Generation meist der direkte Bezug dazu, “ erklärt Birgit Sattler.

Als Untersuchungsgebiet wurde der Jamtalferner ausgewählt, um dort großflächige Messungen durchführen zu können. Die Nachwuchsforscher haben die Möglichkeit, selbst am Gletscher zu messen und im Labor Analysen mit einem interdisziplinären und internationalen Team zu erarbeiten.

In ersten Workshops an der Schule stellten die Innsbrucker Wissenschaftler nun das Projekt vor und brachten den Schülern die Thematik näher. Unter dem Motto „forschendes Lernen“ werden die Kinder aktiv in die wissenschaftliche Arbeit eingebunden und zeigen schon jetzt große Eigeninitiative und Begeisterung. Egal ob der Entwurf eines Projektlogos, die Gestaltung von wissenschaftlichen Postern oder eine Recherche zum Thema Bio-Albedo, die Jungforscher zeigten enormes Vorwissen und vor allem eine hohe Motivation, selbst an den Experimenten am Gletscher und im Labor mitzuarbeiten. Vom Klassenzimmer ins Gelände, darauf freuen sich die Jugendlichen in den nächsten zwei Jahren. Was während dieser Zeit passiert und welche Abendteuer und Eindrücke das Team aus Wissenschaftlern und Schülern dabei erlebt, kann jederzeit unter blackice.blog mitverfolgt werden.

„Das Projekt hat mich von Anfang an fasziniert. Den Schülerinnen und Schülern, die klassen- und jahrgangsübergreifend hier dabei sein dürfen, stehen Einblicke in die wissenschaftliche Welt offen. Meine Kids sind jedenfalls äußerst motiviert und wissbegierig. Über den Tellerrand „blinzeln“ sie schon drüber“, freut sich Gerda Bubendorfer, die leitende Lehrerin des Projekts.

(Sabrina Obwegeser)

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