Gruppenfoto nach dem Vortrag
Matthias Warner und Martina Mayer vom INTRAWI, Dolmetschnachwuchs Monika Linert, der Gastredner Dominique Moncond’huy, die Dolmetscherinnen in spe Antonia Annabith und Claudia Schaidreiter sowie Eva Lavric vom Frankreich-Schwerpunkt (von links).

Aller guten Dinge sind drei

Getreu der Devise, dass aller guten Dinge drei sind, haben das INTRAWI und der Interdisziplinäre Frankreich-Schwerpunkt der Universität Innsbruck am 12. und 13. März 2018 eine Serie von drei Gastvorträgen organisiert. Dritter im Bunde und fulminanter Gastredner: Dominique Moncond’huy, Universitätsprofessor für französische Literatur an der Université de Poitiers.

Das Institut für Translationswissenschaft (INTRAWI) der Universität Innsbruck und die Université de Poitiers verbindet seit einem im Jahr 2013 in Innsbruck für Poitiers durchgeführten Übersetzungsprojekt reger Austausch auf verschiedenen Ebenen. Das jüngste Beispiel für die stets vom Interdisziplinären Frankreich-Schwerpunkt der Universität Innsbruck unter der Leitung von Eva Lavric unterstützte und geförderte Kooperation ist eine Serie von drei Gastvorträgen, die Dominique Moncond’huy am INTRAWI gehalten hat. Er hat in Poitiers einen Lehrstuhl für französische Literatur mit einem Schwerpunkt 17. Jahrhundert inne; tatsächlich fühlt sich der vielseitige Wissenschaftler aber in den unterschiedlichsten Domänen zu Hause, was er am 12. und 13. März 2018 eindrucksvoll bewiesen hat.

Dominique Moncond’huy am 12.3. bei seinem Gastvortrag zu den Kunst- und Wunderkammern. (Credit: Muryel Derlon)

Den Auftakt machte ein Gastvortrag zur caricature de presse: Während sie in Frankreich bis heute nicht aus dem Mediengeschehen wegzudenken und sozusagen ein nationales Kulturgut ist, das aber durchaus auch kontrovers diskutiert wird (man denke an die Frage, wie weit Pressefreiheit reicht bzw. inwiefern PressezeichnerInnen provozieren dürfen), ist sie in Österreich wesentlich weniger präsent. So trug Moncond’huy mit seinem einführenden Vortrag ein Wesentliches dazu bei, Studierende des INTRAWI aus mehreren Lehrveranstaltungen mit dieser Erscheinung vertraut zu machen und ihnen erste Anhaltspunkte für einen künftigen Umgang damit in ihrer Funktion als Sprach- und KulturmittlerInnen an die Hand zu geben.

In einem zweiten Vortrag drehte sich alles um ein im wörtlichen Sinne naheliegendes Thema: les cabinets de curiosités, wie das Schloss Ambras in Form seiner sehr großen, ein Kabinett weitaus übertreffenden Kunst- und Wunderkammer eines aufweist. Gemeinsam mit KollegInnen hat der auch kunsthistorisch versierte Wissenschaftler vor einigen Jahren begonnen, dem Phänomen des „Kuriositätenkabinetts“ in seiner Gesamtheit auf die Spur zu gehen und hat sich in diesem Zusammenhang auch intensiv mit Ambras befasst. Dem interessierten Publikum wurden nun im Rahmen einer schwungvoll präsentierten Zeitreise ein Einblick in die Universalsammlungen der Renaissance und ein Überblick über ihre erstaunlichsten Exponate geboten.

Der dritte Gastvortrag von Dominique Moncond’huy fand im bis auf den letzten Platz besetzten Claudia-Saal statt. Thema: die aus den Konzentrations- und Vernichtungslagern hervorgegangene Literatur. Im Publikum anwesend: vor allem Studierende dreier kulturwissenschaftlich-translationsrelevanter Proseminare am INTRAWI (zu den Ausbildungssprachen Französisch und DaF, LV-Leitung jeweils die Organisatorin der Gastvorträge, Martina Mayer), die sich in diesem Semester mit der Zeit des Nationalsozialismus bzw. dem zweiten Weltkrieg aus österreichischer bzw. französischer Perspektive befassen und aufgrund der Schwerpunktsetzung enormen Zustrom gefunden haben. Der Gastredner vertrat die Position, dass Zeitzeugenberichte nicht schlicht als dokumentarisch, sondern unbedingt als literarisch zu betrachten sind. Er erläuterte seinen Standpunkt anhand von eindringlichen Beispielen und ebnete der ZuhörerInnenschar den Weg zu einem neuen Umgang mit solchen Texten, was sicherlich über die Lehrveranstaltungen hinaus in den Studierenden nachwirken wird.

Dieser letzte der drei französischsprachigen Gastvorträge wurde von drei Studierenden des Masterstudienzweiges Konferenzdolmetschen ins Deutsche gedolmetscht, damit auch nicht-frankophone Studierende davon profitieren konnten: Ein herzliches Merci dafür sei den Jungdolmetscherinnen Antonia Annabith, Monika Linert und Claudia Schaidreiter sowie ihrem Ausbildner Matthias Warner, der die Kolleginnen gecoacht und auch für das Gelingen der Technik gesorgt hat, ausgesprochen. Der größte Dank aber gilt freilich dem unermüdlichen, begeisterten und begeisternden Gastredner. Was nun die Zusammenarbeit zwischen Innsbruck und Poitiers angeht, so steht übrigens nicht zu befürchten, dass sie einschlafen könnte – ganz im Gegenteil! Die Anwesenheit von Dominique Moncond’huy in Innsbruck wurde natürlich eifrig dazu genutzt, neue Ideen zu schmieden… Der Interdisziplinäre Frankreich-Schwerpunkt und das INTRAWI laden Sie beizeiten ein!

(Martina Mayer)

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