In Innsbruck wurden von den insgesamt 75 Professoren 37 entfernt; schon im März wurden die ersten Hochschullehrer entfernt: beurlaubt, in den Ruhestand versetzt (zumeist ohne Bezüge oder mit sehr geringen): so war die Sprachregelung.
Am 20. Juli 1938 wurde die gesamte Theologische Fakultät aufgelassen; mit sofortiger Wirkung, ohne Einspruchsmöglichkeit. Wörtlich lautete die Verfügung: „Im Zuge der Neuregelung des österreichischen Hochschulwesens wird die theologische Fakultät der Universität Innsbruck mit dem Tage der Zustellung dieses Erlasses aufgelöst“*: 9 Professoren und 6 außerordentliche Professoren wurden sofort entlassen. Der Dekan der Fakultät, Professor Josef Hofbauer (Altes Testament), schrieb ins Fakultätstagebuch voller Selbstbewusstsein: „So fand die Theologische Fakultät ein trauriges Ende […] Sie hat der Alma Mater Oenipontana nie Schande gemacht, sondern ihr zu Weltruf verholfen, indem sie Schüler aus aller Herren Länder anzog […] und ihre Schüler in alle Weltteile aussandte.“ Vielleicht war das der Grund, neben dem grundsätzlichen Hass der NS-Bewegung gegen den Jesuitenorden: Von Anfang an bis heute war und ist der Jesuitenorden der Garant für ein globales, internationales Denken, das sich der ganzen Menschheit heute verpflichtet weiß.
Im Sommer 1938 wurde eine päpstliche Fakultät als Ausbildungsstätte für Philosophie und Theologie etabliert und setzte zunächst ihre Arbeit im Canisianum fort. Doch schon am 21. November wurde das Gebäude konfisziert. Nach Verhandlungen konnte die Räumung des Canisianums etwas hinausgeschoben werden. Am 1. März 1939 war aber endgültig Schluss. Ein Teil der Fakultät mit den internationalen Studenten ging in die Schweiz (Sion im Wallis). Die Jesuiten, wie auch alle anderen katholischen Orden, mussten den „Gau Tirol“ verlassen. Am 12. Oktober 1939 besetzte die Gestapo mit der SS das Kolleg in der Sillgasse. Alle mussten auf der Stelle das Haus verlassen. Am nächsten Tag waren auch die Älteren verschwunden. Das Kolleg diente auch als Gefängnis.
Am 21. Juni 1945 beschloss der Senat der Universität Innsbruck die Wiedererrichtung der Theologischen Fakultät.
(Roman A. Siebenrock)
* Alle Informationen und Zitate aus: Coreth, Emerich, Die Theologische Fakultät Innsbruck. Ihre Geschichte und wissenschaftliche Arbeit von den Anfängen bis zur Gegenwart, Innsbruck 1995, S. 113. Siehe auch: Coreth, Emerich, »Das Jesuitenkolleg Innsbruck. Grundzüge seiner Geschichte«, in: Zeitschrift für Katholische Theologie 113 (1991) 140–213.