Drehschwindel
Die Ursachen für Schwerhörigkeit und Drehschwindel liegen beide im Innenohr. ForscherInnen arbeiten an der gleichzeitigen Rehabilitation beider Beschwerden.

Zu Ohren gekommen

Ein uneingeschränkter Spaziergang im Wald und das Hören der dort zwitschernden Vögel sind nicht für alle Menschen selbstverständlich. Im Ohr sitzen hochsensible Sinne, die den Menschen durch die Welt leitet. Eine Beeinträchtigung des Hörens und des Gleichgewichts zukünftig gleichzeitig zu behandeln, ist das Ziel von Forschungen an der Uni Innsbruck gemeinsam mit dem Unternehmen MED-EL.

Mit einer Einschränkung des Hörens kann gleichzeitig auch der Gleichgewichtsinn beeinträchtigt sein. David Lanthaler beschäftigt sich in seiner Dissertation am Institut für Mechatronik gemeinsam mit seinem Betreuer Clemens Zierhofer, Institutsleiter und Leiter der Arbeitsgruppe für Signalverarbeitung und Hochfrequenztechnik, mit der Entwicklung eines Gerätes, anhand dessen weitere Forschungen zur gleichzeitigen Behandlung beider Beschwerden durchgeführt werden können. Bisherige Systeme ermöglichen eine separate Stimulation der Cochlea, also der Hörschnecke oder des Vestibularorgans, das für das Gleichgewicht zuständig ist. Ein Gerät, das die Stimulation beider Systeme gleichzeitig bewältigen kann, gibt es noch nicht. „Wir arbeiten gemeinsam mit internationalen Forschungsgruppen und mit MED-EL an einem Gerät, das eine Grundlage für weitere Forschungen in diesem Bereich ermöglichen soll“, so Lanthaler, der auch betont, dass es bis zum Einsatz am Patienten noch ein langer Weg ist.

Impulsgebend

Das Cochlea-Implantat hat sich schon lange in der Praxis bewährt und hat bereits vielen Menschen ihr Audio-Umfeld zurückgegeben und so ihre Lebensqualität erheblich verbessert. „Ein Elektrodenarray, das direkt in die Cochlea eingeführt wird, stimuliert dort an unterschiedlichen Punkten den Hörnerv“, erklärt der Jungwissenschaftler. Aktuell gibt es erste Versuche mit Implantaten zur Stimulation des Vestibularorgans, aber noch kein Produkt, das beide sensorischen Systeme gleichzeitig stimuliert. „Derzeit sind wir soweit, dass wir an einem Gerät arbeiten, mit dem dies theoretisch möglich sein kann. Allerdings befinden wir uns hier noch im Bereich der Grundlagenforschung und es müssen noch viele Details verfeinert und optimiert werden, bevor ein Einsatz am Menschen möglich sein wird“, betonen die Forscher vom Institut für Mechatronik. Das Gerät soll so konzipiert sein, dass der audiologische Part für einen Audioprozessor beibehalten werden kann und zusätzlich ein Part mit Gyrosensor, ein Sensor der die Drehgeschwindigkeit aufnehmen kann, eingebracht wird. Die Forschungen an einer zukünftigen Rehabilitation der Cochlea gemeinsam mit dem Vestibularorgan könnte vielen Menschen das Leben erleichtern und ihnen einen normalen Spaziergang im Wald mit allen Sinneseindrücken ermöglichen.


Clemens Zierhofer und David Lanthaler vom Institut für Mechatronik. (Bild: Uni Innsbruck)

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