Mag. C. Festi, Vortragender Dott. G. Zorzi und Mag. S. Carpentieri.
Mag. C. Festi, Vortragender Dott. G. Zorzi und Mag. S. Carpentieri.

Die drei Leben von Alcide De Gasperi

Unbestritten war Alcide De Gasperi (1881-1954) neben Schuman, Adenauer und Monnet ein Vorbild für heutige Europapolitikerinnen und -politiker. Diesem großen Europäer mit starken Wurzeln in seiner kleinen Trentiner Heimat hat am Dienstag, 10. Jänner, der Kulturverein INNcontri einen Abend gewidmet.

„Die Zukunft wird nicht durch Gewalt geschaffen und auch nicht durch den Wunsch nach Eroberung, sondern durch die geduldige Anwendung der demokratischen Methode, durch den konstruktiven Geist der Einigung und durch den Respekt für die Freiheit.“ Solche Worte, wie sie Alcide De Gasperi 1952 in Aachen sprach, sollten für alle Politiker ein Leitbild sein. In Zeiten von Euroskepsis und dunklen Weltszenarien, von nicht ernstzunehmenden Politikern und mangelnden Visionen für die künftige Gestaltung unseres europäischen Raumes lohnt es sich aber mehr denn je, sich der Geschichte zuzuwenden. Denn hier kann man vielleicht noch am ehesten Antworten oder Vorbilder finden, die trotz aller Probleme für die Arbeit am Projekt Europa motivieren.

Unbestritten war Alcide De Gasperi (1881-1954) neben Schuman, Adenauer und Monnet eines von diesen Vorbildern. Diesem großen Europäer mit starken Wurzeln in seiner kleinen Trentiner Heimat hat am Dienstag, 10. Jänner, der Kulturverein INNcontri einen Abend gewidmet. Der Gastreferent Dott. Giuseppe Zorzi, Historiker und Berater für Europa-Angelegenheiten bei der Autonomen Provinz Trient, war langjähriger Direktor der Stiftung De Gasperi in Pieve Tesino und stammt ebenso aus dem Trentino. Mit seinem großen Landsmann verbindet ihn darüber hinaus eine tiefe europäische Überzeugung. „Die drei Leben von Alcide DG“ – so der Titel seiner Präsentation – fand im Rahmen der VO „Kulturgeschichte Italiens“ von Mag. Saverio Carpentieri und des Kurses „Sprache und Mündliche Kommunikation“ von Mag. Carla Festi statt. Sie bot Studierenden der Romanistik und am Institut für Translationswissenschaft die Möglichkeit, sich näher mit De Gasperi und der gemeinsamen Geschichte der Euroregion Tirol-Südtirol-Trentino näher auseinanderzusetzen. Also nicht nur mit jenem De Gasperi, der als einer der geistigen Väter der Trentiner und der Südtiroler Autonomie gilt, die 2016 den 70. Jahrestag des De Gasperi-Gruber-Abkommens gefeiert hat.

De Gasperi wuchs in einem kleinen Ort im Suganatal am Rande der Habsburger-Monarchie auf. Die Studienzeit im kosmopolitischen Wien beeinflusste ihn entscheidend, öffnete ihm jene Horizonte, aus denen später seine Vision von Europa entstand. In seiner Biographie lässt sich viel von der Geschichte des 20. Jahrhunderts wiederfinden. Die Erfahrung des ersten Weltkrieges, die Gründung des Partito Popolare italiano, die Verfolgung und Verhaftung unter dem Faschismus prägten seine politische Haltung und machten aus ihm den herausragendsten Staatsmann im Italien der Nachkriegszeit. Ehrlichkeit, Visionen und Realitätssinn waren die drei Eigenschaften, die De Gasperi auch der heutigen Politik als Erbe hinterließ.

In der anschließenden Diskussion konnten die Studierenden auch Informationen aus erster Hand über das Projekt der Euregio-Akademie erhalten. Ein Studienprogramm das sich an Studierende aller drei Landesteile richtet und so manches Interessantes bietet: jeweils drei mehrtägige Treffen im Trentino, in Nord- und Südtirol, mit anschließender Besichtigung der Europa-Institutionen in Brüssel und Straßburg – ein Minikurs also in Sachen Europa, eine wertvolle Möglichkeit, um in die Grundlagen und Kernthemen der Europaregion einzutauchen. Und diejenigen Innsbrucker Studierenden, die 2014/2015 am Programm teilnahmen, hatten durchaus positive Erfahrungen zu melden.

(Carla Festi, Institut für Romanistik)

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