Direkter Test am Schnee.
Die Skitourenfelle konnten direkt am Schnee getestet werden. (Bild: Willi Seebacher)

Vom Labor in den Pulverschnee

Was macht ein gutes Skitourenfell aus? – Die Antwort auf diese Frage konnten sich zwölf Journalistinnen und Journalisten aus sechs Ländern nach einem Workshop am Technolgiezentrum für Ski- und Alpinsport der Uni Innsbruck und in Praxmar/Sellraintal selbst beantworten.

„Good glide means nothing if you slide back.“ Diese Aussage von Sissi Pärsch bringt auf den Punkt, worauf es bei Skitourenfellen ankommt: Guter Halt bei gleichzeitig geringer Reibung. Die Freelance-Journalistin ist eine der zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmern des vom Technologiezentrum für Ski und Alpinsport in Zusammenarbeit mit Pomoca, einem Schweizer Skifellhersteller, organisierten Workshops. Während der zwei Tage werden in Innsbruck nicht nur Forschungsergebnisse aus dem Labor vorgestellt, die Journalisten dürfen auch selbst Hand anlegen und die Tourenfelle in Labor, Kältekammer und Tribometer auf Herz und Nieren prüfen. Höhepunkt des zweitätigen Workshops ist sicherlich der Feldtest: Bei Sonnenschein und Pulverschnee zeigt sich im Sellraintal, ob die Laborwerte mit der subjektiven Einschätzung der Journalistinnen und Journalisten übereinstimmen.

Am Technologiezentrum für Ski- und Alpinsport wird seit 2005 unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Werner Nachbauer anwendungsorientierte Forschung im Bereich Winter- und Sommersport betrieben. Weltweit einzigartig ist beispielsweise das 24 m lange Tribometer: Hier können Reibungsstudien auf Schnee und Eis bei bis zu -20 °C und einer Geschwindigkeit von max. 30 m/s durchgeführt werden. Unter realistischen Bedingungen lassen sich so die Reibungswiderstände von Ski oder Rodelkufen bestimmen. Auch beim Skifelltest spielen Reibungstests eine große Rolle: Je höher der Reibungskoeffizient auf Schnee, umso mehr Energie benötigt der Sportler beim Aufstieg; bei den getesteten Fellen beträgt der Unterschied im Energieverbrauch bis zu 30 %. „Das merkt der Sportler in jedem Fall“, so Michael Hasler (Projektleiter). Wie viel Wasser ein Skifell bei warmen Bedingungen aufnimmt und wie gut das Fell auf den Ski haftet sind weitere wichtige Kriterien, für die standardisierte Tests am Technologiezentrum entwickelt wurden. Zudem werden alle Felle einer aufwändigen Materialanalyse mittels 3D-Mikroskopie, Elektronenmikroskopie, Computertomographie sowie Kontaktwinkelmessungen unterzogen. „Durch die eingehende Analyse der Materialeigenschaften können wir Rückschlüsse auf das Materialverhalten machen, etwa wie gut das Coating die Fasern vor Wasserabsorption schützt“, erklärt Sebastian Rohm (Junior Researcher). Diese Erkenntnisse bilden nun die Grundlage für die Weiterentwicklung der Pomoca Felle.

„Das Event war ein voller Erfolg“, so Josep Castellet, Geschäftsführer Pomoca. Entscheidend für eine Zusammenarbeit mit dem Technologiezentrum für Ski- und Alpinsport der Universität Innsbruck ist laut Castellet die Kombination von physikalischem sowie sportwissenschaftlichem Know-How und dem anwendungsorientierten Forschungsschwerpunkt der Einrichtung, die auch von der Standortagentur Tirol gefördert wird. Nach zwei anstrengenden, aber lehrreichen Tagen ziehen auch die beteiligten Journalisten beim Mittagessen auf der Sonnenterasse in Praxmar eine durchwegs positive Bilanz – und einige hoffen insgeheim bereits auf eine Neuauflage des Testevents im nächsten Winter.

(Sebastian Wenger)

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