Geschichten aus der Geschichte

Die Arbeit eines Historikers/einer Historikerin wird bisweilen auch mit einer Reise verglichen. Man weiß, wohin man fahren möchte, informiert sich, entwickelt eine Route. Dann sind womöglich Wege versperrt, dafür gibt es Abzweigungen und Verästelungen. Manches, was man zu finden hoffte, sucht man vergeblich, hingegen ist anderes zu entdecken.

Wir haben uns auf eine solche Reise 350 Jahre in die Vergangenheit unserer Universität gemacht, sind auf Bekanntes gestoßen und wurden von Neuem überrascht.

Nun wollen wir alle Neugierigen und Interessierten auf diese Reise mitnehmen und ihnen ganz besondere Fundstücke zeigen. Manches wird vertraut erscheinen, manches fremd, manches ein Lächeln hervorrufen, manches Erstaunen, Verwunderung oder Kopfschütteln erzeugen.

Fünf Themenwege führen in diese Vergangenheit.

Die Objekte aus der Gründungsphase bis zum beginnenden 20. Jahrhundert, von denen pro Woche eines gezeigt wird, sind Einzelstücke, die erklärt und in ihren historischen Zusammenhang gestellt werden.

Wer sich einen Überblick über die 350 Jahre Geschichte der Universität Innsbruck verschaffen oder sich in Details vertiefen will, muss sich noch 52 Wochen bis zur Buchpräsentation gedulden.

Margret Friedrich und Christof Aichner

Nachtrag Oktober 2019: Die angekündigten Bücher sind inzwischen erschienen, bei innsbruck university press können sie bestellt werden.

... Bib­liot­hek auf keine Weise vor Feuers­ge­fahr ge­sichert wer­den ...

Was war aus der kaiserlichen Bibliothek sechs Jahrzehnte nach ihrer Gründung geworden? Konnte sie, nach der Vermehrung der Buchbestände (auch aus säkularisierten Klöstern), einer genauen Überprüfung nach den aktuellen technischen Standards standhalten?

... Dis­puta­tion des durch­lauch­tigs­ten Grafen...

Ein großer Ehrentag für einen Studenten, keine Promotion sondern eine öffentliche Disputation, garniert mit erlauchtem Publikum, durchgängig ritualisiert, gefolgt von einem Ausklang bei Speis und Trank, Musik und Böllerschüssen.

... Joannes Casparus Englberger Medicinae Doctor creatus ...

Stellt sich für viele heutige Studierende das Problem, wie die (mindestens) drei Jahre des Doktoratsstudiums zu finanzieren sind, so hatten die Studenten in den ersten Jahrzehnten des Bestehens der Universität zu überlegen, ob sie sich die Graduierung leisten können. Dass diese kostspielig war, lässt sich schon an der Qualität des Diploms mit anhangendem Siegel ablesen.

... Schmäh­worte und an­züg­liche Re­dens­arten aufs Schärf­ste ver­bo­then ...

So gering die Anzahl der Professoren im 18. Jahrhundert war, so heftige Auseinandersetzungen konnte es geben. Die Mediziner wollten keine Erhöhung der Zahl der Professuren in ihrer Fakultät, um nicht die Anteile an den Gebühren oder gar die Gehälter teilen zu müssen. Die Juristen, qua Profession aufs Streiten um Recht (und Rechthaben) ausgebildet, fielen immer wieder unangenehm auf.

... Stu­den­ten, die näch­tens Auf­ruhr verur­sachten...

Studenten als Unruhepotential auf den Straßen der Stadt? Das letzte Mal vielleicht während der 1968er Bewegung. Spätere Demonstrationen verliefen ruhig bzw. waren sie innerhalb der Universität platziert. Was spielte sich hier in der Frühen Neuzeit ab?

... Verhin­derung dieses Mis­brauches ...

Das Verhältnis von Studenten­zahlen in den einzelnen Fächern zu den Angeboten für eine spätere Berufs­tätigkeit war schon im ausge­henden 18. Jahrhundert Thema. Staatliche Maßnahmen sollten regulierend wirken. Akzeptierten ärmere oder mittellose Studenten den Versuch einer rigiden Steuerung der Studien­wahl entsprechend den Erforder­nissen des Arbeitsmarktes?

... Ver­min­derung der Admi­nistra­tions­kos­ten ...

Nach mehr als zwei Jahrzehnten Krieg, Verwüstungen, diversen Friedensverträgen mit Reparationszahlungen, einem Staatsbankrott, den hohen Kosten für den Wiener Kongress und Missernten war im 19. Jahrhundert Sparen angesagt – wo noch etwas einzusparen war ...

... Von den ins­ge­samt 13 Be­wer­bern nur fünf wirklich Ge­eig­nete ...

Zu Professoren an der Universität bzw. am Lyzeum wurden nicht nur gesetzte Herren ernannt, sondern z.T. auch noch sehr junge Männer. Gerade nach den Befreiungskriegen, der Gründung der Urburschenschaft in Jena, dem Mord am Schriftsteller Kotzebue durch den Studenten Carl Sand schien es nötig, gefestigte Persönlichkeiten mit der nötigen Autorität und konservativen Einstellung zu berufen.

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