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Christine Busta an Gottfried v. Einem, 17.4.1982 |
Wien, 17.4.1982 Gottfried, lieber, nimmer erzürnter St. Kringelach, Du hast Zores? Wenn das ein Trost ist, ich auch. – Aber sind Zores nicht auch ein Zeichen, daß man noch lebt, und daß man wieder so etwas wie einen Auftrag hat? Auch wenn man schon längst gestorben sein möchte oder sich sogar schon tot geglaubt hat. Das Auferstehn ist so schrecklich, so schön! – So gar nicht nebenbei möchte ich Dir da gleich auch danken für Dein herrliches Wort und Bild vom Tod als Einkehr des Korns in die Ähre! 1) BERÜHRUNG, 2) Was verschließt 3) daß sich die Sprache 4) Ist es vielleicht April 82 Sonderbar, daß das Wort TOD auch bei mir gefallen ist, ehe noch Deines bei mir eintraf. Sonderbar, daß Du jetzt die Löwin gelesen hast. Ich hab sie lang nicht mehr gelesen und durch Dich wiederentdeckt wie das Gedicht einer Fremden. Es ist Musik und es hat mich berührt, als hätten wir ein Geheimnis gemeinsam, als hätte ich vieles seit langem schon auf Dich zu geschrieben, ohne daß ich es wußte. (Nachlass Christine Busta, Forschungsinstitut Brenner-Archiv, 183, Kass. 14. Mit freundlicher Genehmigung von Franziska Rohringer.)
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