... eben­so schreck­liches wie gefähr­liches Erd­beben ...

Die Universität Innsbruck erlebte in den ersten Jahr­zehnten ihres Bestehens nicht nur Erschütterungen im übertragenen, sondern auch in einem sehr konkreten Sinn. Nichtsdestotrotz konnte man den Studienbetrieb fortsetzen.
Symbolbild Infrastruktur
Bild: Symbolbild Infrastruktur. Montage (von links): Maria-Theresianische astronomischen Standuhr am IQOQI, Drogensammlung „Dittrichiana“ am Institut für Pharmazie. (Credit: IQOQI/M. R. Knabl, Andreas Friedle)

UAI, Tagebuch Theologische Fakultät, Bd. I. Einträge v. 22. Dezember 1689, 27. Januar 1690. Üb.v. Wolfgang Kofler.

UAI, Tagebuch Theologische Fakultät, Bd. I. Einträge v. 22. Dezember 1689, 27. Januar 1690. Üb.v. Wolfgang Kofler.

Übersetzung:

Am Tag nach der Wintersonnwende erschütterte nach 2 Uhr morgens ein ebenso schreckliches wie gefährliches Erdbeben Innsbruck und Umgebung. In der Weise, in der es bei allen anderen kirchlichen und weltlichen Gebäuden ungeheuren Schaden anrichtete, verschonte es auch die Universität nicht. Die Stuba Academica und die Hörsäle der Theologen und Juristen wurden derart beschädigt, dass sich in ihnen die gewohnten Tätigkeiten nicht mehr in Sicherheit durchführen ließen. Diesem Erdbeben folgten dann noch mehrere andere nach, sowohl am selben als auch an den darauf folgenden Tagen, ja sogar noch Monate später, so dass es damit nicht einmal vier Monate danach, während diese Ereignisse in die Akten übertragen werden, ein Ende hat. Bis jetzt haben diese Nachbeben aber mehr Angst als Schaden angerichtet – auch wenn einige von ihnen recht spürbar und heftig waren. Das erste Erdbeben zerstörte außer der bereits erwähnten Beschädigung zahlreicher Gebäude ein oder zwei Häuser völlig, wobei 15 oder – nach der Rechnung anderer – ungefähr 20 Menschen zu Tode kamen. Dieses war das zweite größere Erdbeben, das in diesem Jahrhundert Innsbruck und Hall erschütterte. Am 17. Juli 1670 ging nämlich ein anderes, ebenso heftiges und beinahe gleich verheerendes voraus. Möge eine gnädige Macht uns und unsere Nachkommen in Zukunft vor einer ähnlichen Katastrophe bewahren und beschützen!

Morgens Vorlesung. Am Nachmittag um ungefähr 1 Uhr theologische Inskription im neuen theologischen Hörsaal, weil man bezüglich der Stuba Academica sicherheitstechnische Bedenken hatte: Die oberen Gemächer waren durch das Erdbeben nämlich sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Es wurde alles wie immer durchgeführt.

UAI, Tagebuch Theologische Fakultät, Bd. I. Einträge v. 22. Dezember 1689, 27. Januar 1690. Üb.v. Wolfgang Kofler.

  

Kleinere Erdbeben waren/sind im Tiroler Inntal aufgrund der tektonischen Situation keine Seltenheit. Allerdings gab es selten so starke wie 1670 in Hall und 1689 in Innsbruck. Das hier beschriebene Beben in Innsbruck 1689 wurde als solch erschreckendes Ausnahmeereignis empfunden (das letzte ähnlich starke hatte 1572 stattgefunden), dass es nicht nur im Theologischen Fakultätstagebuch, sondern auch in den verschiedensten (Kloster-)Chroniken ausführlich besprochen ist.

(Margret Friedrich)

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