Ein wenig Statistik

An der Universität Innsbruck sind heute etwa 28.000 Studierende inskribiert – Zahlen, die für das 18. und 19. Jahrhundert unvorstellbar sind. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts studierten hier nämlich meist nur etwa 200 Studenten. Die vorliegende Tabelle gibt uns einen Überblick darüber, wie sich die Studentenschaft damals zusammensetzte und wer was studierte.
Symbolbild Studierende
Bild: Symbolbild Studierende. Montage (von links): Inskripition von Adelheid Schneller, Darstellung eines Studenten (Ferdinandeum Sign. FB11300). (Credit: Universität Innsbruck/Ferdinandeum)

Transkript (Abbildung siehe unten):

Synopsis

N

Nobiles
Altiores
Nobiles
Honoratiores
Plebeji
Stipendiati
Pauperes
42 Studiosi Juris 2 3 24 2 8 3
20
2
" Chirurgiae
1831 sostea immatriculati
-
-
-
-
1
-
14
1
-
-
5
1
84 " Philosophiae - 5 20 46 1

12

8 " II. Human. Class. - - - 2 -

6

2 " I. Human. Class. - - - 2 -

-

2 " IV. Gramat. Class. - - 1 - - 1
3 " III. Gramat. Class - 1 1 1 - -
7 " II. Gramat. Class. - 1 4 1 - 1
73 " I. Gramat. Class. 3 6 22 26 - 16
243 Summa Imatricul. 5 16 73 95 9 45
Proventus 175 f  22 ½ f 32 f 73 f 47 ½ f - -

M.C.V.V.

Oeniponte, die 28. Novembris 1831
C. R. Universitatis Rectorus
C. R. Prockner
Universitäts-Rektor

Tiroler Landesarchiv, Jüngeres Gubernium, Studien, Fasz. 3098 – Studienfonds.

Tiroler Landesarchiv, Jüngeres Gubernium, Studien, Fasz. 3098 – Studienfonds.Die vorliegende Tabelle gibt einen Überblick über die im Jahr 1831 an der Universität Innsbruck und am Gymnasium immatrikulierten, also im Matrikelbuch der Universität eingeschriebenen Studenten und Schüler. Insgesamt beläuft sich die Zahl auf 243, wovon 95 das Gymnasium besuchten.

Die Zahl der Studenten war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts deutlich gesunken, nachdem die Universität neuerlich zu einem Lyzeum herabgestuft und 1823 überdies die Theologische Fakultät nach Brixen an den Bischofssitz verlegt worden war. Das Lyzeum wurde zwar 1826 wieder zur Universität aufgewertet, dennoch zeitigte das keine nachhaltige Erholung der Studentenzahlen, vielmehr versuchte die kaiserliche Regierung, die Zahl der Studenten möglichst gering zu halten. Dies war allerdings kein vollkommen neues Phänomen, sondern die Angst vor einem akademischen Proletariat findet sich auch schon im 18. Jahrhundert und taucht auch in nachfolgenden Zeiten immer wieder auf. Ein nachhaltiger Anstieg der Studierendenzahlen erfolgte erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, um 1900 waren etwa 1.000 Studierende immatrikuliert.

Besonders interessant ist auch die Auflistung und Verteilung der Matrikelgelder. Das Matrikelgeld war eine Gebühr, die Studenten bei der Einschreibung in die Universitätsmatrikel, das Verzeichnis „der akademischen Bürger“ entrichten mussten. Das Matrikelgeld wurde in der Frühzeit der Universität zu gleichen Teilen zwischen Rektor, der Universitätskasse und dem Pedell/Notar aufgeteilt, im frühen 19. Jahrhundert dann floss ein Drittel dem Rektor und Kanzlei zu, der übrige Teil ging an den Studienfonds, der zur Finanzierung des Bildungswesens diente. Ab den 1850er Jahren flossen die Matrikelgelder schließlich der Bibliothek zum Ankauf von Büchern zu. Zu unterscheiden ist das Matrikelgeld vom Unterrichtsgeld, das seit 1784 für den Unterricht bezahlt werden musste.

Wesentlich ist, dass die Matrikelgelder, so wie die allermeisten Gebühren an der Universität, bis weit in das 19. Jahrhundert sozial gestaffelt waren. Der Hochadel und Adel (Nobiles) zahlte demnach am meisten Matrikelgeld, am wenigsten die hier als Plebeji (einfache Bürger, Handwerker u.ä.) bezeichneten, die einen halben Gulden zu entrichten hatten. Nichts mussten solche Studenten zahlen, die als arm galten, was durch ein sog. „Armutszeugnis“, in dem der zuständige Pfarrer oder Gemeindevorstand die Familien- und Vermögensverhältnisse eines Studenten bezeugte, belegt werden musste, und diejenigen Schüler und Studenten, die ein Stipendium bezogen.

(Christof Aichner)

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