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Vom Ende der Tage und von der Hoffnung auf süße Feigen
(27. Nov. 2022, 1. Adventsonntag)

Autor:Findl-Ludescher Anni
Veröffentlichung:
Kategoriepredigt
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2022-11-29

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

1
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… und wir sitzen alle ganz ruhig in den Bänken, auf den Sesseln. Vor unseren Augen und Ohren ist gerade ein Schreckensszenario entstanden. In leuchtenden Farben, mit kräftigen Pinselstrichen und mit Posaunen unterlegt entsteht in diesem Text aus dem Mt. Evangelium ein Bild vom Ende der Zeiten. Jesus, der Menschensohn, wird wiederkommen und das scheint kein sanftes Hereintreten zu sein, sondern ein machtvolles, furchterregendes Geschehen: „Sofort nach den Tagen der großen Drangsal wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.“ (V 29)

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… und weiter geht es: „dann werden alle Völker der Erde wehklagen“

3
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Das erleben wir jetzt doch gerade. Der Krieg: Explosionen, verfinsterte Sonne; gestrandete, verzweifelte Menschen auf der Flucht. Viele Tote nach Erdbeben, nach Klimakatastrophen. Ist es jetzt soweit? Ist es jetzt soweit, dass der Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommt?

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Der Evangelist mutet uns diese Reden von Jesus zu. Jesus hatte das Ende der Tage im Blick, das Ende von uns allen. Und er malt dieses Ende in drastischen Farben. Kein sanftes Hinübergleiten in den warmen Farben eines Sonnenuntergangs, sondern die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.

5
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Ist es wirklich notwendig, dass wir diese furchterregenden und gewaltvollen Bilder uns zu Gemüte führen? Heute, am Beginn des Advents?

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– Es ist so. Diese Texte sind uns aufgegeben. Sie sind Teil der frohen Botschaft. Es ist die Erfahrung so vieler Menschen, Generationen und Völker, dass das Ende, dass der Tod schrecklich ist, jedenfalls schrecklich sein kann.

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Ich lade Sie ein. Die Augen nicht zu verschließen und mit diesem Evangelium mutig und mit offenen Augen den Weg durch diesen Advent zu gehen. Jesus schickt uns nicht „ungerüstet“ auf den Weg. Auf zwei wichtige Hilfen möchte ich unseren Blick lenken: 1. Niemand weiß, wann das sein wird 2. Am Ende wartet Frühling, wartet Leben.

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  1. Niemand weiß, wann es sein wird. „Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.“ Beim individuellen Sterben ist das manchmal schwer auszuhalten. Wie lange zieht sich das Leiden noch? „Wann holt er mich endlich?“ Manchmal ist es eine Zumutung. Es bleibt ein großes Geheimnis mit dem Sterben, uns entzogen. Und das ist – trotz allem – gut so. Und auf der gesellschaftlichen Ebene ist das genau so: niemand kennt den Zeitpunkt: kein Unglücksprophet, keine Angstmacherin. Wir lassen uns aufrütteln, nehmen Bedrohungsszenarien ernst, aber wir werden nicht starr vor Angst, lassen uns nicht ins Bockshorn jagen (in die Enge führen). Nur der Vater weiß jenen Tag und jene Stunde. Wir haben immer nur das Jetzt – diesen Moment. Aber JETZT ist unsere Zeit.
  2. Mitten in die Schilderungen des Endes hinein hören wir plötzlich ein Gleichnis: Jesus gibt uns eine Hilfe: „Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist.“ (V 32) Und weiter dann: So erkennt auch ihr, wenn ihr das alles seht, dass das Ende der Welt nahe ist.“ (33) Wenn wir also das Wachsen des Feigenbaums beobachten und deuten, erkennen wir, dass das Ende der Welt nahe ist. Jesus beschreibt nicht die Anzeichen des Winters, dass die Früchte geerntet sind, das Laub trocken ist und abfällt. Nein, er beschreibt den Frühling!! „Sobald die Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist.“ Die Sonne gewinnt an Kraft, die Zweige werden saftig, Knospen setzen an, Blätter treiben aus. Es ist das aufblühende, das pralle Leben, das uns erwartet. Wenn Jesus nahe vor der Tür ist…
9
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Amen

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