Tiefe(r) Se(h)en – Tiroler Seen als geologische Archive

Funded by the Austrian Science Fund (FWF) (2021-2023; FWF Project Nr. WKP 154)

PI: Ass.-Prof. Dr. Jasper Moernaut

Co-PI: Univ-Prof. Dr. Michael Strasser

Projektpartner: Mag. Magnus Lantscher (Verein Natopia)

Projektmitarbeiter*innen: Ariana Molenaar, MSc und Johanna Pöll, BSc (Institut für Geologie, Univ. Innsbruck)

logo

Obwohl es generell als Land mit geringer Erdbebenaktivität gilt, ist Österreich in der historischen Vergangenheit des Öfteren von heftigen Erschütterungen heimgesucht worden. Diese Beben, unter denen sich auch das vermutlich stärkste bekannte Erdbeben der Alpen (Magnitude ~7) im Jahr 1348 n. Chr. befindet, kosteten etliche Menschenleben und zogen die Infrastruktur arg in Mitleidenschaft. Da historische Erdbebenberichte jedoch nur etwa 1000 Jahre in die Vergangenheit reichen und instrumentelle Messungen gar erst seit ca. 120 Jahren existieren, können wir nur unzureichende Aussagen über die Häufigkeit solcher Starkbeben machen und das wahre Gefährdungspotential nicht abschätzen.

Das WKP-Projekt „Tiefer Sehen – Tiroler Seen als geologische Archive“ basiert auf dem FWF-Projekt P 30285-N34 „Kärntner Seen als Paleo-Seismographen“. In diesem Projekt untersuchen wir mannigfaltige Seesysteme in aller Welt, um grundlegende Prozesse der Erdbebenarchivierung in Seesedimenten und deren Abhängigkeit von der Erdbebenmagnitude zu verstehen. Solche Prozesse umfassen beispielsweise Sedimentumlagerungen (z.B. unterseeische Schlammlawinen) oder Sedimentdeformationen, die durch Erdbeben ausgelöst werden. Diese Erkenntnisse wenden wir unter anderem in Kärnten an, um die Erdbebenhistorie Südösterreichs für die letzten ~15.000 Jahre zu rekonstruieren. Neben Erdbeben hinterlassen auch Hochwässer, klimatische Veränderungen oder menschliches Schaffen auf lokalen (z.B. Uferverbauung, Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft) und globalen Maßstäben (z.B. Nuklearkatastrophe von Tschernobyl) ihre Spuren im Sediment. Dieses Archiv können wir mithilfe von geophysikalischen Methoden und Sedimentkernen untersuchen und bestimmte Ereignisse auf wenige Jahre genau datieren. Die österreichischen Seen stellen deshalb ein „geologisches Geschichtsbuch“ von unschätzbarem Wert dar, in dem auch wir Geologen bisher erst ein paar wenige Kapitel gelesen haben.

Das vorliegende WKP-Projekt hat das Ziel, das System See einer breiteren Bevölkerung, besonders Schulclustern (bestehend aus Kindergartengruppen, VolksschülerInnen und SchülerInnen der Unterstufe), aus erdwissenschaftlicher Sicht näherzubringen. Dabei werden insbesondere Schulen angesprochen, die sich im Einzugsgebiet der beliebten Tiroler Badeseen Plansee, Blindsee, Piburger See, Achensee und Hechtsee befinden. Auf all diesen Seen haben wir bereits Untersuchungen durchgeführt, die spannende Erkenntnisse der jüngeren geologischen Geschichte der Seen zu Tage gefördert haben: So ist u.a. im Hechtsee das Erdbeben von Lissabon 1755 archiviert, im Achensee sehen wir den Einfluss des Kraftwerkbaus 1927 und im Piburger See die Spuren eines Felssturzes. Gemeinsam mit den Projektteilnehmern ergründen wir die Seen aktiv und lernen, die Spuren im Schlamm zu lesen. Dies geschieht durch eine Vielzahl an attraktiven Projektinhalten:

  • Im Zuge von Exkursionen an die Seen werden sedimentologische Grundlagen in teils spielerischer Form vermittelt
  • Beim praktischen Arbeiten auf dem See und der anschließenden Untersuchung von Sedimentkernen steht der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn im Vordergrund
  • Seegeologische Themen werden gezielt für verschiedene Unterrichtsfächer aufbereitet und so aus unterschiedlichen Gesichtspunkten im Schulunterricht beleuchtet
  • Abschließend werden die gesammelten Erkenntnisse in Form eines Forscherkongresses an der Universität Innsbruck vorgestellt und ein Exponat erstellt

Blog Beiträge

Geländearbeit

Die ersten Exkursionen

Impressionen

Nach oben scrollen