De- und Reterritorialisierungen des zentralasiatischen Kinos

Anna Ladinig

 

Bis dato gibt es keine Filmgeschichte Zentralasiens. Diese Leerstelle impliziert ein Problem, das in Debatten zu global cinema virulent ist und die Frage aufwirft, unter welchen Bedingungen und Forschungsperspektiven sich eine solche Filmgeschichte schreiben ließe. Diese Dissertation verfolgt nicht das Ziel diese Lücke zu schließen, sondern konzentriert sich auf die Bedeutung des Kinos zur Konstitution Zentralasiens.

Im Zentrum stehen drei historische Phasen gesellschaftlich-politischer Umwälzungen, die theoretisch-konzeptionell mit Bezügen zu territorial, gender und postcolonial studies sowie poststrukturalistischen Ansätzen analysiert werden und in denen das Medium Film ein zentrales Instrument war: Die erste Phase umfasst die 1920er- und 30er-Jahre, in denen Nationalitäten konstruiert wurden und in Folge eine nationale Territorialisierung stattfand. Die Zweite bezieht sich auf die gesellschaftlichen Umbrüche des Tauwetters, in denen die Peripherien einer sowjetischen Reterritorialisierung unterworfen waren und mit neuen filmischen Formen die Korrelation zwischen nationalen und sowjetischen Identitäten ausgelotet wurde. Die postsowjetische Ära als dritte Phase verweist auf Aspekte einer erneuten nationalen Reterritorialisierung.

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