Ulrike Pfeiffenberger

Viele Wege führen nach Rom

(22.11.2018)

Während eine Gruppe irritierter Studis ihren Hörsaal sucht, eine Professorin am Automaten überlegt, welchen Kaffee sie trinken will und der Verkäufer vom Bücherflohmarkt für einen Kunden ein bestimmtes Buch sucht, bewegt sich Ulrike Pfeiffenberger sicheren Schrittes durch die Szene, ohne in einem der Bilder im Vordergrund zu stehen. Doch ihr ruhiges Lächeln und der prüfende stoische Blick verraten, dass sie sich genau in dieser Rolle wohlfühlt. „Letztens hat jemand vor unser Büro einen Sack voller Bälle gelegt, weil er sich dachte: ‚Die machen ja was mit Kindern‘,“ scherzt die Mitarbeiterin der Jungen Uni Innsbruck und fügt hinzu: „Es stimmt: Zwar können wir gerade nichts damit anfangen, aber ich bin mir sicher, dass bald ein Projekt ansteht, bei dem wir mindestens 300 davon benötigen.“ Eines habe sie im Laufe ihres Lebens gelernt: Man kann nie wissen, wofür man etwas brauchen kann.

Ich war überzeugt, mein Glück in einem Kloster zu finden

Ulrike Pfeiffenberger wollte als Kind Äbtissin werden. Als Volksschülerin hielt sie ihren ersten Berufswunsch sogar in einer Zeichnung fest: „Die Rolle der Nonne mit der französischen Kopfbedeckung in einem Louis-de-Funès-Film hat es mir so angetan, dass ich überzeugt war, mein Glück in einem Kloster zu finden“, erklärt sie und muss mit Blick auf die Bälle unter ihrem Schreibtisch lachen.

Geistliche ist Ulli nicht geworden, ihr Bildungsweg war dennoch alles andere als gewöhnlich: Nachdem sie die Handelsakademie in Hall abgebrochen hatte, arbeitete sie als Rezeptionistin in einem Hotel. Zwei Lehrabschlüsse später vermittelte sie über fünf Jahre für eine Firma StatistInnen und SchauspielerInnen hauptsächlich an TV-Serien wie „SOKO Kitzbühel“ und „Der Bergdoktor“. Währenddessen holte sie ihre Berufsreife nach und saß schlussendlich mit 27 Jahren in einem Hörsaal: „Als ich bei meiner ersten Vorlesung war und etwas über Kant vorgetragen wurde, liefen mir ein paar Tränen über die Wangen. Ich verstand inhaltlich fast nichts, spürte aber, dass da etwas passiert.“ Ulli Pfeiffenberger studierte Erziehungs- und Bildungswissenschaften sowie Vergleichende Literaturwissenschaften in Innsbruck, beides mit Schwerpunkt Medien. Unterschiedliche Betrachtungsweisen auf dasselbe Thema findet sie besonders bereichernd. Aus dieser Vielseitigkeit entspringen immer wieder spannende Unterfangen, zuletzt entstand unter ihrer Mitwirkung der Sammelband „Medien und Glaubwürdigkeit“.

Ein gelungenes Gegenbeispiel

In ihrer jetzigen Rolle fühlt sie sich wohl: „Mein Arbeitsplatz ist der ideale Ort für mich, weil ich in viele interessante Projekte involviert bin.“ Sie hat die „Lange Nacht der Forschung 2018“ für die Uni Innsbruck organisiert. Beim Aktionstag der Jungen Uni 2019, den sie gerade vorbereitet, sollen über 2.000 Schülerinnen und Schüler die Universität Innsbruck besuchen. Bei ihrer Arbeit verbindet sie Dinge, die, wie sie sagt, zusammengehören: Menschen und Wissen. Besonders Kinder seien neugierig und sie hat sich zur Aufgabe gemacht, sie für die spannende Welt der Wissenschaft zu begeistern. Für Jugendliche, denen ein akademischer Weg unmöglich erscheint, ist Ulli Pfeiffenberger ein gelungenes Gegenbeispiel. Ihrem 14-jährigen Ich würde sie gerne sagen, dass alles gut wird, sie Spaß am Ambivalenten haben und fragend bleiben soll: „Ich weiß heute nämlich: Nicht alle Wege führen nach Rom, sondern es gibt viele Wege und einiges an Rom.“

(Autor: Haris Kovacevic)

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Steckbrief

Ulrike Pfeiffenberger

Name

Ulrike Pfeiffenberger, MA

Funktion

Mitarbeiterin Junge Uni, Innsbruck

An der Uni seit

inskribiert im Sommer 2010

Wohnort

Innsbruck

Herkunft

Gnadenwald, Tirol

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