Sever Cakir

Vom Büro in die Berge

(09.12.2019)

Im Büro von Sever Cakir hängt ein großes Whiteboard, das bis auf die letzte weiße Fläche beschriftet ist. In rot, grün und blau sind Abkürzungen erkennbar, die für Laien aber Buchstabenfolgen bleiben, die sich nicht entschlüsseln lassen. „Am ersten oder zweiten Arbeitstag hab ich auf die Tafel geschaut und hab mir gedacht, was sind das für Begriffe?“ Die Sprache der Mathematik, Informatik und Physik ist eine andere als am Institut für Unternehmens- und Steuerrecht, wo Sever Cakir vorher tätig war. Als sie sich für die Stelle als Referentin an der Fakultät für Mathematik, Informatik und Physik bewarb, hat ihr Umfeld sie gewarnt: „Weißt du, was das für eine große Aufgabe ist?“ Sever Cakir ist sich ihrer Verantwortung durchaus bewusst. Und sie übernimmt sie gern. Sie selbst sagt, sie sei ein Mensch, der Herausforderungen sucht. Als Fakultätsreferentin unterstützt sie vor allem den Dekan bei räumlichen, budgetären und personellen Fragen und betreut fakultäre Verfahren und Gremien, wie zum Beispiel Berufungskommissionen. Den Überblick an der größten Fakultät der Uni zu bewahren, ist oft gar nicht so einfach.

Superheldenhaft

Auf dem ominösen Whiteboard gibt es einen besonderen Hingucker: „Das ist der Familienteil von meiner Tafel.“ Im Eck links unten haben sich ihre Kinder ausgetobt. Das Schild von Comic-Superheld Captain America springt gleich ins Auge. Sever Cakir hat drei Buben zwischen neun und vierzehn Jahren. Nachdem sie aus der Karenz ans Institut für Unternehmens- und Steuerrecht zurückgekehrt war, studierte sie berufsbegleitend Informations- und Kommunikationspädagogik. „Wenn ich an die Zeit zurückdenke, frage ich mich schon, wie ich das geschafft habe.“

Die Berge als Ausgleich

Schaut man zwischen den dichten Ästen des Baumes vor Sever Cakirs Bürofenster hindurch, drängt sich die Nordkette ins Blickfeld. Die Tiroler Berge sind für die Referentin etwas ganz Besonderes. Als Sportlerin ist sie viel in den Bergen unterwegs. Außerdem ist sie Kursleiterin der Kindergruppe im AKUT Sportverein. Der ehrenamtliche Verein bildet junge Sportlerinnen und Sportler im Leichtathletikbereich aus. Die Organisation zeichnet sich vor allem durch ein Ziel aus, das eigentlich nichts mit Sport zu tun hat: Sie will Migrantinnen und Migranten bei der Integration unter die Arme greifen. Das Ziel ist es, Menschen Tirol über seine Berge näherzubringen. Bereits zwei Mal hat der AKUT Sportverein den Integrationspreis gewonnen.

Eine Mischung aus Dialekten

Für Sever Cakir sind die Berge also ein besonderer Weg, Leute zu erreichen. Sie selbst spricht aus Erfahrung, wenn es um Migration geht. Mit 12 Jahren ist Sever Cakir mit ihrer Familie nach Österreich gekommen. In Ehrwald im Außerfern hat sie vier Jahre die Hauptschule besucht. Dort war sie, vo einem Tag auf den anderen, die Fremde. Deutsch hat sie schnell gelernt. Das musste sie, denn neben ihrer Schwester, war sie die einzige Ausländerin an der ganzen Schule. Damit Sever Cakir die HAS/HAK besuchen konnte, zog die Familie nach Imst. Heute lebt die Referentin in Innsbruck. Von Tirol hat sie also schon einiges gesehen, was man auch an einzelnen Dialekteinschlägen hören kann. Am Ende des Gesprächs blickt Sever Cakir noch mal zurück: „Mein Leben ist doch nicht so langweilig, wie ich immer geglaubt habe.“

(Autorin: Theresa Kleinheinz)

StartseiteAlle Porträts

Steckbrief

Sever Cakir

Name

Sever Cakir, BEd

Funktion

Referentin der Fakultät für Mathematik, Informatik und Physik

An der Uni seit

2004

Wohnort

Innsbruck

Herkunft

Türkei

Nach oben scrollen