Matthias Kettemann

Für eine bessere Welt

(12.04.2023)

Matthias Kettemann ist Rechtswissenschaftler. Glaubt man aber, dass er sich dabei nur mit trockenen Paragrafen auseinandersetzt, täuscht man sich. Bei seiner Arbeit beschäftigt er sich mit Fragen einer gerechten digitalen Zukunft – der Blick über den Tellerrand ist dabei sein wichtigstes Instrument.

Fragt man Matthias Kettemann, was genau sein Beruf ist, macht er Gesten eines Menschen, der etwas Kompliziertes möglichst einfach erklären möchte – weil es aus seiner Sicht eigentlich einfach ist – und wichtig ist, es zu verstehen: „Ich versuche im Grunde drei Fragen zu beantworten: Welche Regeln brauchen wir heute, um das Morgen zu sichern? Wie retten wir die Demokratie vor großen Unternehmen? Wie schützen wir junge Menschen im Internet?“

Über seine Arbeit, so theoretisch sie klingen mag, könnte der Rechtswissenschafter stundenlang reden: Er hangelt sich von einem Thema zu nächsten, ohne den Faden oder seine Begeisterung zu verlieren: „Ich bin jemand, der mit offenen Augen durch die Welt geht und links und rechts neben dem Weg immer neue, spannende rechtliche und ethische Fragen entdeckt, über die es sich nachzudenken lohnt.“

Ein größerer Beitrag

Dem gebürtigen Grazer war Jus nicht in die Wiege gelegt – seine Eltern waren Linguist:innen, unterrichteten Englisch, und so führte auch ihn sein Berufseinstieg in Richtung Sprache: „Ich arbeitete fünf Jahre lang in der Werbebranche als Texter“, erzählt Kettemann, „und wäre vermutlich auch dort geblieben, wenn es mich nicht nach etwas mehr Substanz gedürstet hätte.“

Bei seiner Beschäftigung mit Recht – vor allem mit dem Völkerrecht – fand er heraus, dass noch viele Fragen in der Welt herummschwirren, die noch nicht geklärt sind und deren Antworten in Zukunft einen Unterschied machen können: Welche Regeln wollen wir auf digitalen Plattformen festlegen? Wie können wir große Konzerne kontrollieren? Wie lässt sich das Angebot nicht von einigen wenigen vereinnahmen, sondern von einer breiten Öffentlichkeit nutzen? „Ich erkannte, dass ich als Rechtswissenschafter einen größeren Beitrag zur Gesellschaft leisten könnte als durchs Schreiben von Werbeslogans und durchs Entwerfen von Marketingstrategien.“

Sein Weg führte ihn von Graz über Harvard, wo er zum ersten mal mit Internetrecht in Berührung kam, Frankfurt, wo er ein Habilitationsstipendium bekam, bis zum Leibniz-Institut für Medienforschung in Hamburg – und schlussendlich nach Innsbruck, wo er die Professur für Innovation, Theorie und Philosophie des Rechts innehat und mit seiner Frau und zwei Kindern lebt.

Die Tätigkeit selbst

Seine Neugierde, sein Wissens- und Beobachtungsdurst treiben ihn nicht nur durch seinen beruflichen Alltag, sondern auch durch die Zeit mit seinen Kindern: „Die Kleinen sind echt super, weil sie Fragen stellen, die direkt ins Herz des Themas gehen“, sagt Kettemann. „Wieso darf ich mein Handy nicht länger verwenden? Warum darf ich nicht alles auf YouTube sehen?“ Diese und ähnliche Fragen stellen seine Kinder und er muss sich als Vater auch damit auseinandersetzen und realisiert, „wie unglaublich praktisch plötzlich ansonsten theoretische Fragen werden.“

Dass Digitales nicht nur für Kinder gefährlich sein kann, wird ihm immer wieder bewusst, wenn er sich gemeinsam mit seiner Frau, die Anwältin und Yoga-Lehrerin ist, mit der Aufmerksamkeit auseinandersetzt: „Es tut mir unglaublich gut, mich nach der Arbeit ohne Handy und Computer einfach auf eine ganz einfache Tätigkeit zu konzentrieren“, erzählt Kettemann, „da entdecke ich immer wieder, dass es abseits des Internets, der Virtual Realitys und Metaverse eine Welt gibt, die einfach nur uns gehört, und wo wir ganz wir selbst sein können.“

(Autor: Haris Kovacevic)

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Steckbrief

Porträt von Matthias Kettemann

Name

Matthias C. Kettemann

Funktion

Professor für Innovation, Theorie und Philosophie des Rechts

An der Uni seit

2021

Wohnort

Innsbruck

Herkunft

Graz

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