Martin Ringbauer
Physik zum spüren
(16.07.2025)
Dass es Martin Ringbauer nach Tirol verschlagen hat, ist kein Zufall: Hier findet der Quantenphysiker gleich zwei Dinge, um die sich seine Welt drehen. Zum einen ist das natürlich die Physik. Gerade unter Quantenphysikern und -physikerinnen kennt man Innsbruck, nicht zuletzt dank Anton Zeilinger und Rainer Blatt, den Ringbauer bereits während seines Doktoratsstudiums in Australien kennengelernt hat – und auf dessen Ruf er schlussendlich auch nach Tirol gekommen ist.
Zurück auf die Piste
Zum anderen sind es aber auch die Natur und die Berge, die ihm die Entscheidung sehr leicht gemacht haben, eine Stelle am Institut für Physik in Innsbruck anzunehmen. „Ich bin eigentlich auf Skiern gestanden, sobald ich halbwegs laufen konnte“, erzählt der gebürtige Niederösterreicher. „Und hier schließt sich der Kreis auch ein wenig. Denn als ich drei oder vier Jahre alt war, hat mir mein Vater das Skifahren beigebracht – in Imst.“
Aber nicht nur auf den Pisten fühlt Ringbauer sich wohl. Wo ein Berg ist, ist auch ein Abenteuer, das er sich nicht entgehen lassen will. Dazu gehört zum einen das ganz harmlose Spazieren und Wandern in der freien Natur und am liebsten mit seiner Familie. Dem kommt nicht zuletzt der Wohnort direkt am Waldrand in Sistrans entgegen. „Wir sind in einer halben Minute im Wald“, beschreibt der Physiker. „Gerade mit unseren beiden Kindern ist das nahezu perfekt. Und die sind gerade in einem wunderbaren Alter, in dem sie einfach alles erleben und alles verstehen wollen.“
Herausforderung
Doch es darf zum anderen auch ein wenig herausfordernder sein: Aktuell verbringt Ringbauer viel Zeit beim Klettern – derzeit noch eher in der Halle, aber mit dem Frühling locken auch die echten Felsen. Und auch hier ist der Nachwuchs mit dabei. „Unsere Tochter nehmen wir dieses Jahr zum ersten Mal mit auf einen Klettersteig“, erzählt er. „Darauf freut sie sich schon eine ganze Weile.“ Ein bisschen weniger kindertauglich wird es bei Bergtouren, dem Bergsteigen und Mountainbiken und nicht zuletzt beim Paragleiten. „Das ist dann doch eher was für die Erwachsenen“, meint Ringbauer.
Bei solchen mitunter gewagten Aktivitäten findet Ringbauer den perfekten Ausgleich zu seinem sehr Kopf-lastigen Beruf. „Wenn ich meinen Körper fordere, kann ich den Kopf abschalten“, meint er. Zugleich sind gerade das Klettern und Paragleiten nicht nur sehr physische, sondern auch sehr physikalische Sportarten. Er denkt dabei zwar nicht aktiv über die physikalischen Prinzipien nach, die er gerade anwendet, meint er. „Aber sie sind immer da. Und vielleicht ist es gelegentlich von Vorteil die physikalischen Prinzipien hinter dem was ich mache im Detail zu verstehen. Aber das ist wenig Bewusstes, sondern viel mehr Intuition, die man mitbringt. Am Ende ist es vielleicht eher so, dass man so die Physik, die man sonst ‚nur‘ versteht, auch spüren kann.“
Kontrolliert ans Limit
Daran, dass er bei seinen Hobbies gerne ein wenig an die Grenzen geht, stört sich seine Frau nicht. Im Gegenteil. Bei vielen Abenteuern ist sie mit dabei. „Nur Motorradfahren ist mir strengstens verboten“, meint der Physiker. „Meine Frau ist im Gesundheitsbereich tätig und sieht öfters, was da passieren kann. Das ist aber das einzige ausdrückliche Verbot.“ Alles andere ist – zumindest so weit – erlaubt, wobei Ringbauer seine Hobbies nicht wirklich als riskant wahrnimmt. Den Schlüssel dazu sieht er weniger im „Was“ und vielmehr im „Wie“: „Das ist vielleicht auch eine Parallele zur Forschung. Egal ob in der Quantenmechanik oder am Gleitschirm: Wenn ich verstehe, was ich tue, habe ich Kontrolle, kann Probleme lösen und mich so an meine Limits herantasten und diese erweitern, ohne unkalkulierbare Risiken einzugehen.“
(Autor: Daniel Feichtner)
