Ecaterina Sava-Huss
Zahlen, Spiele & spannende Rezepte
(17.06.2025)
Ecaterina Sava-Huss ist Stochastikerin. „Das klingt sehr hochgestochen“, meint die Professorin. „Ich bin Wahrscheinlichkeitstheoretikerin. Damit können die meisten ein wenig mehr anfangen.“ Beruflich beschäftigt sie sich mit dem Zufall und der Mathematik, die sich dahinter verbirgt. Davon zeugt nicht zuletzt die zweigeteilte Tafel, die vollgeschrieben mit Formeln einen Teil der Wand ihres Büros in Beschlag nimmt. „Die war gar nicht so einfach zu bekommen“, erklärt sie. „Das hat ein gutes halbes Jahr gedauert. Tafeln haben mittlerweile leider Seltenheit. Dabei sind sie ein enorm wichtiges Werkzeug für MathematikerInnen“.
Linguistische Sprachen
Die gebürtige Rumänin lebt mit ihrer Familie seit mittlerweile gut fünf Jahren in Tirol. In Österreich ist sie dabei nicht zum ersten Mal. Ihr Deutsch ist dementsprechend tadellos. Wer genau hinhört, kann darin sogar Spuren ihrer akademischen Karriere entdecken. Immer wieder mischen sich typisch kärntnerische Betonungen und der eine oder andere steirische Ausdruck mit dem leichten rumänischen Akzent. Und mittlerweile hat sich auch ein wenig Tirolerisch eingeschlichen.
‚,Schon während meiner Schulzeit habe ich sieben Jahre lang Deutsch als Fremdsprache gelernt’’, berichtet Sava-Huss. Entsprechend groß war ihr linguistisches Selbstbewusstsein, als sie nach Graz zog, um dort in Mathematik zu promovieren. „Das war ein ziemlicher Aufwach-Moment, als ich erst mal nicht viel verstanden habe“, erzählt sie. Abhalten ließ sie sich davon aber nicht und schloss in der steirischen Landeshauptstadt nicht nur ihr Doktoratsstudium ab, sondern lernte auch gleich noch ihren zukünftigen Mann kennen – einen Mathematikstudenten aus Kärnten, der sich ebenso auf Wahrscheinlichkeitstheorie spezialisiert hatte. Nach ihrem Abschluss zog es die beiden in die USA und wieder zurück nach Graz, wo ihre beiden Kinder zur Welt kamen. „2019 habe ich dann die Stelle in Innsbruck angeboten bekommen. Also sind wir nach Tirol gezogen – wo ich im ersten Moment wieder nicht alles verstanden habe“, lacht sie.
Mathematik überall
Inzwischen hat sich die Familie aber gut eingelebt und ihren Weg in den Alltag gefunden. Dazu gehört nicht zuletzt die Mathematik, ganz wie man es bei Partnern erwarten würde, die beide dasselbe studiert haben. „Es ist schön, immer jemanden zu haben, mit dem man sich auf Augenhöhe darüber unterhalten kann, was einen gerade beschäftigt“, sagt Sava-Huss. „Auch wenn sich unsere Kinder ab und zu darüber beschweren, wenn wir uns in einer fachlichen Diskussion verlieren.“ Das bedeutet allerdings noch lange nicht, dass der Nachwuchs keinen Bezug zu dem Thema hat – ganz im Gegenteil. Denn „Mathematik ist nicht nur unglaublich wichtig, sondern auch einfach überall“, ist sie überzeugt. Und diese Begeisterung hat auf ihre Kinder abgefärbt. „Unser Sohn wollte schon mit sieben, wenn sein Vater nach der Arbeit nach Hause gekommen ist, am Abend noch Geometrie-Rätsel lösen. Und er tut sich heute in der Schule zumindest in Mathematik auch unglaublich leicht.“
Spielend lernen
Die Zahlenspiele beschränken sich dabei nicht nur auf abstrakte Theorie. Regelmäßige Brettspiel-Nachmittage gehören seit der frühesten Jugend der Sprösslinge zum Familien-Alltag. „Es gibt sehr tolle Spiele, die man bereits mit Drei- oder Vierjährigen spielen kann“, meint Sava-Huss. Inzwischen kommt allerdings Komplexeres auf den Spiel-Tisch, von Siedler von Catan über Dominion bis hin zu Agricola. Dabei haben ihre Kinder die Möglichkeit, ihr Gespür für Zahlen, Wahrscheinlichkeit und Zufälle spielerisch auszuprobieren und zu erweitern.
Neben ihrer Liebe für die Mathematik möchte Sava-Huss ihrem Nachwuchs auch ein wenig Bewusstsein für ihre Wurzeln mitgeben. Urlaub gemacht wird dementsprechend zumindest einmal im Jahr bei ihrer Familie in Rumänien. Und auch ein wenig Rumänisch gehört zu Hause dazu – wenn auch mit variierendem Erfolg. „Verstehen tun sie mich beide“, meint sie. Die Begeisterung sei bei ihrer Tochter aber merklich größer: Sie antworte meist auch auf Rumänisch. „Mein Sohn versteht Rumänisch zwar. Aber ich glaube ihn frustriert der fehlende Wortschatz ein wenig. Da bekomme ich dann meistens Antworten auf Deutsch. Aber das kommt vielleicht noch“, vermutet sie.
Gemeinsame Herausforderungen
Zusätzlich zu Spielen und Sprachen runden zum einen gemeinsames Kochen und Backen am Wochenende das Programm der Familie ab. Dabei suchen die beiden Wahrscheinlichkeitstheoretiker und ihr Nachwuchs auch gerne die Herausforderung. „Am liebsten sind mir Rezepte, bei denen man am Samstag beginnt und am Sonntag fertig ist“, erzählt Sava-Huss nicht ganz ohne Stolz. So entstehen unter anderem komplett handgemachte Croissants, indische Gerichte und andere Köstlichkeiten, zu denen jeder beiträgt, was er oder sie am besten kann: „Wir haben uns da jeweils ein bisschen spezialisiert“, sagt Sava-Huss. „Wenn es um Österreichisches wie Guglhupf und Schnitzel geht, hat mein Mann das Ruder in der Hand. Bei rumänischen Rezepten bin ich die Chefin.“
Zum anderen verbringt die Mathematikerin gerne auch Zeit draußen – sei es beim Shopping-Nachmittag mit ihrer Tochter oder beim Joggen und Wandern in der Natur. „Tirol hat da ja unglaublich viel zu bieten“, schwärmt sie. Nur mit dem Wintersport will es bislang noch nicht so ganz klappen. „Ich nehme mir jeden Winter vor, nächstes Jahr Skifahren zu lernen. Aber bisher habe ich mich noch nicht überwinden können“, lacht die Professorin. „Was das angeht, sind wir wohl noch nicht so gut integriert.“
(Autor: Daniel Feichtner)