Dirk H. Rupnow
Zwischen Forschung und Verantwortung
Dirk H. Rupnow
Mitarbeiter:innenporträt Dirk H. Rupnow
(16.12.2025)
Bücher, Bücher und noch mehr Bücher: Die schiere Masse in seinem Büro verrät sofort, wie intensiv Dirk Rupnow sich seiner wissenschaftlichen Arbeit verschrieben hat. „Das ist mein Dekanatsbüro – mein anderes Büro am Institut dient inzwischen nur als Ablage für meine Bücher“, lacht der Historiker. Doch nicht nur seine private Bibliothek, auch seine Laufbahn zeugt von intellektueller Neugier und Vielseitigkeit. Rupnow studierte Geschichte und Germanistik sowie Philosophie und Kunstgeschichte – zunächst an der Freien Universität Berlin, später an der Universität Wien.
Besonders prägend waren schließlich seine Aufenthalte an renommierten US-Universitäten wie Duke, Dartmouth und Stanford, aber auch am Holocaust Memorial Museum in Washington. „Auslandsaufenthalte gehören einfach zu meinem Beruf dazu und sind enorm wichtig“, betont er. Vor allem aber die kritische Diskussionskultur und die offene Art der amerikanischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen hätten seine Arbeitsweise, seinen Zugang zu Themen und sein Verständnis von Universität nachhaltig geprägt.
Wissenschaft mit Weitblick
Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der europäischen Zeitgeschichte, den Holocaust und Memory Studies sowie der Migrations- und Wissenschaftsgeschichte. „Vor allem spannende Seminare und tolle Professoren haben dazu geführt, dass ich zu meinen Spezialgebieten gekommen bin“, erinnert sich der Wissenschaftler.
2009 kam Dirk Rupnow schließlich nach Innsbruck, wo er seither am Institut für Zeitgeschichte forscht, lehrt und es von 2010 bis 2018 auch leitete. „Die Möglichkeiten, an Universitäten zu arbeiten, sind in meinem Fach begrenzt – Innsbruck hat sich aber von Anfang an sehr gut angefühlt“, sagt er rückblickend. Und obwohl der Historiker das Leben in Großstädten gewohnt war, fand er in Tirol rasch Anschluss. Die überschaubare Größe der Stadt empfindet er als angenehm, er ist aber immer noch gerne in Wien.
Im Einsatz für die Geisteswissenschaften
Von 2018 bis 2025 stand Rupnow als Dekan an der Spitze der Philosophisch-Historischen Fakultät. „Eines meiner größten Anliegen ist es dabei, die Geisteswissenschaften gut zu positionieren – innerhalb wie außerhalb der Universität“, räumt er ein. Sie gelten oft als prekär und angreifbar. „Das gab es immer schon und ist nichts Neues.“ Umso wichtiger sei es, sie ständig neu zu verorten und sichtbar zu machen. „Ich glaube, das ist uns in den letzten Jahren gut gelungen. Auch weil das Rektorat immer ein offenes Ohr für unsere spezifischen Anliegen hatte.“
Kritisches Denken
Eine der derzeit größten Herausforderungen für den universitären Betrieb sieht Rupnow in der Entwicklung künstlicher Intelligenz. „Entscheidend ist, dass Studierende lernen, selbstständig zu denken und zu recherchieren, eine eigene Position zu entwickeln und zu Papier zu bringen“, erklärt der Dekan. „Das lässt sich durch keine Maschine ersetzen.“ Wie mit der KI umgegangen werden soll – sowohl von Seiten der Studierenden als auch der Lehrenden – sei dabei noch umstritten.
Mit 1. November 2025 hat Rupnow die Rolle des Vizerektors für Personal übernommen – und wird daher wohl noch mehr „von der Verwaltung verschlungen“, wie er es scherzhaft beschreibt. Ganz auf inhaltliche Projekte möchte er aber nicht verzichten. „Es gibt Themen, die mich weiterhin beschäftigen und reizen – etwa Buchprojekte, die allerdings einen längeren Atem brauchen“, sagt er mit einem Lächeln.
Besonders am Herzen liegt ihm das Engagement innerhalb der Universität. So hat er sich intensiv mit der Wissenschafts- und Universitätsgeschichte befasst, unter anderem anlässlich des 350-jährigen Jubiläums der Universität Innsbruck. In seiner neuen Funktion kann er diese Leidenschaft nun noch stärker einbringen – und so selbst ein kleines Stück Universitätsgeschichte weiterschreiben.
[Das Interview wurde vor dem Amtsantritt von Dirk Rupnow als Vizerektor für Personal geführt.]
(Autorin: Anna Füreder)
