Langzeitversuche zum Abbau von Zwangsschnittgrößen (Auflagerverschiebung) durch Kriechen
Johannes Berger
Am Arbeitsbereich Massivbau und Brückenbau der Universität Innsbruck wurden Langzeitversuche zum Abbau von Zwangsschnittgrößen (Auflagerverschiebung) durch Kriechen durchgeführt.
Auflagerverschiebungen führen nur in statisch unbestimmten Systemen zu Auflagerreaktionen und die Schnittgrößen sind proportional zu den absolut Werten der Struktursteifigkeit. Die Struktursteifigkeit wird durch das Kriechen des Betons erheblich reduziert. Die klassischen Modelle zur Berechnung des Kriecheinflusses auf die Zwangskräfte gehen von einem linear-elastischen oder linear-viskoelastischen Verhalten aus. Der Einfluss der Bewehrung auf die Kriechverformung wird ebenso vernachlässigt wie die Wirkung der Rissbildung.
Aus diesem Grund wurden Versuche durchgeführt um Ergebnisse über den kriechbedingten Abbau von Zwangskräften durch aufgezwungene Verformungen zu erhalten. Die Langzeitversuche wurden an einem Zweifeldträger durchgeführt bei dem die Zwangskraft durch Anheben des mittleren Auflagers aufgebracht wurde. Die Abmessungen der Versuchskörper waren l/b/h = 7,3m/0,4m/0,2m. Die Messungen wurden an zwei Versuchskörpern durchgeführt, einem konventionell bewehrten Prüfkörper und einem vorgespannten Versuchskörper. Somit war die Steifigkeit eines gerissenen und eines ungerissenen Versuchskörpers gegeben. Dadurch konnte sowohl der Einfluss der Bewehrung als auch die Wirkung der Rissbildung berücksichtigt werden. Der Versuch erstreckte sich über einen Zeitraum von 500 Tagen. Ziel war es, die Ergebnisse der theoretischen Modelle unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Steifigkeit und des unterschiedlichen Kriechverhaltens mit den gemessenen Versuchsergebnissen zu vergleichen.