Offene Strategie als Turnaround

Die Auswirkungen von Offenheit bei Umstrukturierungen im Falle einer Insolvenz

Die COVID-19-Pandemie, Inflation und geopolitische Krisen stellen viele Unternehmen weltweit vor unvorhersehbare Herausforderungen. Angesichts dieser Herausforderungen geraten immer mehr Unternehmen in finanzielles Bedrängnis.

Die bisherige Forschung hat verschiedene strategische Antworten auf den Rückgang des Unternehmenserfolgs geliefert, die ein breites Spektrum von Unternehmensumstrukturierungsstrategien abdecken. Dazu gehören Management-, Asset-, operative und finanzielle Restrukturierungen, die darauf abzielen, finanziell angeschlagene Unternehmen zu sanieren. Dennoch zeigen Studien, dass Unternehmen erhebliche Schwierigkeiten bei der erfolgreichen Umsetzung von Umstrukturierungsstrategien haben.

Eine mögliche Erklärung ist traditionelle Top-down-Strategieentwicklung. Traditionell sind Umstrukturierungsbemühungen von oben nach unten ausgerichtet, sind intransparent und lassen oft das mittlere Management, die Mitarbeiter und externe Stakeholder außer Acht. Dies macht es schwierig, deren Engagement zu gewinnen und neue kreative Impulse aufzunehmen.

Ein neuer, offener Ansatz für die Strategieentwicklung der als „Open Strategy“ bezeichnet wird bietet neue Möglichkeiten. Offenheit durch Inklusion von Stakeholdern und freiwilliger Transparenz macht den Strategieprozess flexibler und ermöglicht größere Kreativität in der Lösungsfindung sowie eine bessere und schnellere Umsetzung. Dies kann insbesondere für Turnaround-Strategien im Falle einer Insolvenz von Vorteil sein, da die Einbeziehung eines breiten Spektrums interner und externer Stakeholder, die eine wichtige Rolle im Insolvenzprozess spielen, ihr Verständnis, ihr Engagement und letztlich ihre Zustimmung fördern kann. Darüber hinaus bietet die Öffnung des Umstrukturierungsprozesses die Möglichkeit, kreative neue Beiträge zu erhalten und so Vorurteile und Biases bei der Top-down-Strategieformulierung zu überwinden.

Umstrukturierung findet nicht in einem institutionellen Vakuum statt. Mehr als andere strategische Entscheidungen sind Umstrukturierungsentscheidungen in einer Notlage streng reguliert, um durch die Einbeziehung der Gläubiger und die Offenlegung der Strategien gegenüber den relevanten Interessengruppen eine hohe Transparenz zu gewährleisten. Für den Restrukturierungsprozess bedeutet dies, dass ein gewisses Maß an Offenheit für Unternehmen – abhängig von der Schwere dieser Notlage – bereits gesetzlich vorgeschrieben ist.“

Trotz des wachsenden Interesses an der Unternehmensrestrukturierung in den letzten Jahrzehnten wurde die bewusste Öffnung des Restrukturierungsprozesses über das vorgeschriebene Maß jedoch wenig beachtet. Ziel unseres Projektes ist es daher zu untersuchen, ob und wie ein offener Strategieansatz den Erfolg von Umstrukturierungsstrategien begünstigen kann:

  1. Wie kann eine offene Strategie zu einer erfolgreicheren Formulierung und Umsetzung von Turnaround-Strategien führen?
  2. Welche Herausforderungen und potenzielle Hindernisse ergeben sich aus der Öffnung des Restrukturierungsprozesses?
  3. Wie unterscheiden sich offene Strategieansätze in der Restrukturierung von denen in der traditionellen Restrukturierung? Wo liegen die Unterschiede in den Anforderungen und der Umsetzung?
  4. Welcher Grad an Offenheit ist für die Restrukturierung von Vorteil? Welche Stakeholder sind Schlüsselakteure in einem offenen Restrukturierungsprozess?
neonsign spelling 'open'

Unser interdisziplinäres Projekt wird einen Beitrag zur Integration der Forschungsbereiche Unternehmensrestrukturierung und Open Strategy leisten. Dieses Projekt entsteht in Kooperation mit dem MCI und SGS Management und wird unterstützt durch den Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank.

Das Projekt wurde im Oktober 2022 gestartet und ist auf 4 Jahre angelegt.

Für weitere Informationen nehmen Sie bitte Kontakt mit unserem Team (Univ. Prof. Julia Hautz oder Kristina Stoiber) auf.

ÖNB Jubiläumsfonds
Nach oben scrollen