zu sehen ist Paul Weß

Nach­ruf Paul Weß

Anwalt einer geschwisterlichen Gemeindekirche | Würdigende Erinnerungen von Johannes Panhofer

Der am 14. Juli im 90. Lebensjahr in Wien verstorbene Priester und Pastoraltheologe Paul Weß war der Theologischen Fakultät Innsbruck und besonders unserem Institut für Praktische Theologie tief verbunden. Sowohl als praktischer Seelsorger als auch als wissenschaftlicher Theologe galt sein Einsatz einer geschwisterlichen Kirche. Sein Interesse an einem erfahrungsbezogenen und zugleich verantwortbaren Glauben sowie den südamerikanischen Basisgemeinden inspirierten ihn bei der Gründung der bekannten Gemeinde Machstraße in Wien, in der er von 1974 bis 1996 auch Pfarrer war. Dem schon oft prophezeiten Ende der Pfarrgemeinden stellte er sich als Anwalt einer geschwisterlicher und verbindlichen Kirchengemeinde entgegen. In dieser realisiert sich das pilgernde Gottesvolkes und macht christliche Praxis sichtbar, indem sie sich zugleich suchenden Menschen und Not Leidenden zuwendet. Eine solche Praxis wollte auch sorgfältig reflektiert sein. Nach Doktorat in Philosophie und Theologie in Innsbruck habilitierte er sich – begleitet von Hermann Stenger - 1989 im Fach Pastoraltheologie. Seine gründliche Art zu denken schlug sich oft in umfang- und perspektivenreichen Werke nieder - wie etwa in seiner Habilitationsschrift "Gemeindekirche - Ort des Glaubens. Die Praxis als Fundament und als Konsequenz der Theologie", die ich als Student und Mitglied der Habilitationskommission kennenlernen durfte. Zunächst als Gastprofessor für Pastoraltheologie in Graz und Würzburg tätig, war Weß ab 2000 unserem Institut für Praktische Theologie als externer Universitätsdozent zugeordnet. Paul Weß wird uns nicht nur über seine gehaltenen Vorlesungen und das Zustecken von interessanten Artikeln zu aktuellen Themen in Erinnerung bleiben, sondern auch durch seinen alljährlichen kulinarischen Beitrag zur Weihnachtsfeier am Institut – einem vorzüglichen Panettone. Seinen 80. Geburtstag durften wir mit ihm an der Fakultät im Rahmen eines Symposiums feiern. 

Nach seinen „theologischen Jahrzehnten“ in seiner 2. Heimat Innsbruck verbrachte er seinen Lebensabend wieder in der Pfarre Hl. Klaus von Flüe ("Machstraße“). In Dankbarkeit denken wir am Institut auf sein herausforderndes, theologisches Schaffen und die inspirierenden, persönlichen Begegnungen mit ihm zurück.

(JP)

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