Communicating the COVID-19 Crisis

Was wir aus der Corona-Krise über politische Krisenkommunikation lernen

 

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Politische Krisenkommunikation

Krisen sind unerwartete Ereignisse, die eine Bedrohung darstellen und von Unsicherheit begleitet sind. In solchen Situationen spielt Kommunikation eine zentrale Rolle: Sie soll Vertrauen schaffen, Glaubwürdigkeit herstellen und die Bereitschaft der Bevölkerung stärken, Maßnahmen mitzutragen. Gleichzeitig verfolgen politische Akteur:innen zwei Ziele: Einerseits wollen sie die Krise gut bewältigen, andererseits ihre politische Reputation schützen.

 

Das Projekt untersuchte daher drei Fragen:
1. Wer kommuniziert in Krisen?
2. Wie kommunizieren Regierungen?
3. Wie kommt diese Kommunikation bei Medien und Bevölkerung an?

 

Projekt und Daten

Das Projekt analysierte Regierungspressekonferenzen aus 18 OECD-Ländern. Betrachtet wurde die erste Corona-Welle vom 20. Januar bis 19. Juli 2020. In dieser Phase war die Aufmerksamkeit für staatliche Kommunikation besonders hoch war.

 

 

Wer spricht in Krisen?

Staats- und Regierungschef:innen waren in kritischen Phasen besonders präsent, passten ihren Kommunikationsstil jedoch kaum dem Krisenverlauf an. Je näher ein Wahltermin rückte, desto häufiger traten sie vor die Presse.
Frauen waren seltener vertreten, nutzten jedoch mehr Redezeit. Besonders Regierungschefinnen nahmen sich bewusst mehr Platz in einem männlich dominierten Umfeld.

 

Wie kommunizieren Regierungen?

Bedrohungsrhetorik: Regierungen betonten Gefahren, vor allem gesundheitliche und administrative Risiken. Diese Sprache verstärkte sich im Verlauf der Pandemie in allen Themenbereichen.
Rhetorische Stile: Nach dem Modell von Ethos, Logos und Pathos lassen sich vier Kommunikationsstile unterscheiden. Die meisten Sprecher:innen setzten auf faktenbasierte Argumentation. Eine Ausnahme bildeten Akteure wie Donald Trump, die stark auf einen führungsorientierten Stil setzten.
Schuldzuweisungen („Blame Shifting“): Viele Regierungen schoben Verantwortung auf Nachbarstaaten oder stark betroffene Länder wie Italien oder China, um eigene Versäumnisse in den Hintergrund zu rücken.

 

Wie wirkt Krisenkommunikation?

Qualitätszeitungen zeigten zu Beginn der Krise eine stärkere Unterstützung für Regierungsmaßnahmen, ein typischer „Rally-around-the-flag“-Effekt. Dieses Muster war in den Boulevardmedien deutlich schwächer ausgeprägt.
In der Öffentlichkeit stieg das Bewusstsein für wirtschaftliche und gesundheitliche Gefahren, wenn diese Themen in Pressekonferenzen hervorgehoben wurden. Diese Effekte hingen stark davon ab, wie zufrieden die Menschen mit der Regierung waren. Die Menschen diskutierten auch aktiv über Krisenkommunikation auf Online-Plattformen, um Informationen auszutauschen. Informationen wurden in den sozialen Medien korrekt weitergegeben, wenn die Regierungen eine einfache Sprache verwendeten.

 

Was lernen wir daraus?

Die COVID-19-Pandemie zeigt, dass die bloße Präsenz politischer Führungskräfte nicht ausreicht, um öffentliches Vertrauen aufzubauen oder aufrechtzuerhalten. Was wirklich zählt, ist eine klare, konsistente und verständliche Kommunikation. Da sich Krisen schnell entwickeln, müssen auch Kommunikationsstrategien kontinuierlich angepasst werden und dürfen nicht statisch bleiben. Und da Krisen über längere Zeiträume andauern, wird die Aufrechterhaltung eines breiten politischen Konsenses immer wichtiger.

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