HEINZ GAPPMAYR

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Die Ausstellung wurde von Florian Waldvogel und Sofia Ohmer kuratiert und ist von 4. Juli bis 28. September 2025 zu sehen.

 Text zur Ausstellung
 

Geiwi-Turm mit Schriftzug "gedanke"

© Johannes Plattner / TLM

Heinz Gappmayr: Gedanke, 1969, WVZ. 197

Ausstellung/Kunst an der Fassade

2025 wäre Heinz Gappmayr 100 Jahre alt geworden. Die Tiroler Landesmuseen nehmen dieses Jubiläum zum Anlass, einen der international bedeutendsten und anerkanntesten Vertreter der Visuellen Poesie Österreichs mit einer Ausstellung im Öffentlichen Raum Innsbrucks zu würdigen.

An zehn Standorten quer durch die Landeshauptstadt Innsbruck werden Werke von ihm präsentiert. Das künstlerische Vokabular Gappmayrs umfasst sowohl Buchstaben, Begriffe als auch Zahlen sowie einfachste grafische Zeichen wie Linien, Punkte oder Pfeile. Dabei interessierte ihn deren Reduktion auf die Gegensätze wie Schwarz und Weiß, die Pole Zahl und Maß sowie die Kategorien Ort, Zeit und Raum.

Der Buchstabe selbst, in seiner Form und Struktur, spielte für Gappmayr eine zentrale Rolle. Er wollte die Sprache und Schrift von ihrer bloßen Funktion als Kommunikationsmittel lösen und als selbstständiges künstlerisches Medium sichtbar machen. Beim Betrachten der zehn Werke Gappmayrs gibt es keine absoluten Aussagen oder festgelegten Bedeutungsebenen – vielmehr bieten sie einen Raum für Impulse, was Sprache alles ist und sein kann.

Textquelle: Tiroler Landesmuseen

Über dem Haupteingang des Gebäudes Innrain 52d der Universität Innsbruck, dem sogenannten Geiwi-Turm, wurde die Arbeit „Gedanke“ aus dem Jahr 1969 angebracht.

Gaby Gappmayr zu „Gedanke“:

„Die Analogie zu einem Ort der Wissenschaft und der Vermittlung von Dingen, die alle mit dem Denken zu tun haben, ist sehr naheliegend. „Gedanke“ ist erst mal etwas Individuelles, es ist ein Singular. „Gedanke“ im Singular hat etwas Kategoriales an sich, so wie „Zeit“ und „Raum“. Ist das Wort „Gedanke“ nicht per se merkwürdig, da es ein Begriff für etwas ist, das nur in der Vorstellung existiert? So kommt man unwillkürlich auf Überlegungen, auf den Zusammenhang zwischen Sprache und Denken. Wie denkt man? Denkt man in Bildern? Denkt man in Sprache? Was ist Denken? Im Grunde sind viele Werke meines Vaters Anregungen. Sie haben oft indikatorischen Charakter. Sie laden zum Nachdenken über grundlegende existenzielle Bedingungen des Menschen ein. Dazu gehört auch das Denken. Wie funktioniert unser Denken? Es ist faszinierend, dass der Mensch in der Lage ist, anhand verschiedener Formen und Linien, die Schriftzeichen, Wörter oder Sätze bilden, seine eigenen Befindlichkeiten, seine Existenz zu reflektieren. Dies wird angeregt durch dieses eine Wort. gedanke ist eine Art Auslöser, wie eine Aufforderung. Verblüffend ist auch die Materialität. Es sind Aluminiumbuchstaben, die eine große physische Präsenz haben für etwas, das es in der Anschauung gar nicht gibt. Es ist eine reine Vorstellung.“

In den vom Institut für Kunstgeschichte betreuten Sammlungen (https://www.uibk.ac.at/de/kunstgeschichte/kunstsammlung/) befinden sich auch zehn Arbeiten von Heinz Gappmayr. Die textbasierten Grafiken stammen aus den 1960er bis 1980er Jahren und sind Teil der Dauerleihgabe der Artothek des Bundes (https://www.artothek.info/). In neun der Blätter verwendet Gappmayr schwarze Transferlettern auf weißem Untergrund und verhandelt Themen wie Zeit und Raum oder die Darstellung eines Quadrates mit textlichen Mitteln. Mehrere Grafiken arbeiten mit dem Begriff „Weiss“, wobei bei einem in schwarzen Transferlettern auf schwarzem Karton kaum sichtbar das Wort „weiss“ zu lesen ist. Diese Arbeit ist aktuell Teil der Wanderausstellung „ich seh’, ich seh’ … aus der Nähe und im Teil“ der Reihe KIDS – Kunst in die Schule.

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