
SORTED - Forschung zum Opfer-Täter-Dialog
Seit 1988 gibt es im österreichischen Strafrecht den Tatausgleich (TA) für Jugendliche und seit dem Jahr 2000 auch im allgemeinen Strafrecht. Als Diversions-Modell, das bei positivem Abschluss zu einer Verfahrenseinstellung führt, ist der TA erfolgreich und etabliert. In anderen Verfahrensabschnitten bzw. nach einem Urteil gibt es in Österreich bislang keine entsprechenden Möglichkeiten eines TA bzw. von Wiedergutmachung im Sinne von Restorative Justice (RJ). Unter RJ wird weithin die emotionale Konfliktaufarbeitung nach einer Straftat und das Konzept der Wiedergutmachung verstanden. Die maßgeblichen Ziele umfassen die Konfliktaufarbeitung zwischen Beschuldigten und Opfern, die Wiedergutmachung entstandener Schäden und ein daraus resultierendes friedliches Zusammenleben.
Um das österreichische Angebot hinsichtlich RJ zu erweitern und um internationalen Richtlinien Rechnung zu tragen, die RJ in allen Stadien des Strafverfahrens empfehlen, führt der Verein NEUSTART seit Februar 2025 einen Modellversuch Opfer-Täter-Dialog (OTD) durch. Im Rahmen dieses Modellversuchs werden TA- und Wiedergutmachungsbemühungen außerhalb der Diversion erprobt. Ein markanter Unterschied zum diversionellen TA besteht darin, dass die neuen Modelle weder das Strafverfahren ersetzen, noch notwendigerweise im Strafverfahren oder einem Urteil Berücksichtigung finden, auch wenn Letzteres möglich ist.
Mit dem neuen RJ-Modell entsteht neuer Informations- und damit Forschungsbedarf. Das gegenständliche Forschungsvorhaben ist darauf ausgerichtet, wissenschaftlich abgesichertes, empirisches Wissen zum RJ-Modell OTD zu erarbeiten. Die Studie verfolgt Ziele, die eng mit dem Modellversuch verbunden sind. Sie wird Befunde zur Bewährung und Akzeptanz des OTD in der Praxis erarbeiten, das Potential des Modells für einen Regelbetrieb einschätzen, Erfolgsfaktoren und Hürden identifizieren sowie Prozessumsetzung und -ergebnisse in unterschiedlichen Fallkonstellationen untersuchen, um zur Weiterentwicklung und Qualitätssicherung des Modells beizutragen.
Verfolgt werden die Forschungsziele mit einem Mix an quantitativen und qualitativen Methoden, unter Einbeziehung von anonymisierten Dokumentationsdaten von NEUSTART, Justiz-Erledigungs-Daten, qualitativen Fallstudien mit Interviews mit Involvierten, Expert:innengesprächen, einer Klient:innen-Befragung und der Erkundung internationaler Erfahrungen.
Das Projekt wird innerhalb des Sicherheitsforschungs-Förderprogramm KIRAS durch das Bundesministerium für Finanzen gefördert.



Projektpartner/Bedarfsträger
Projektlaufzeit
September 2025 bis April 2027