Dipl.-Ing. Dr. Anja Diekamp

Materialwissenschaft in der Denkmalpflege

profil_picture

Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften
Technikerstraße 13, 6020 Innsbruck
 +43 (512) 507 63505


E-Mail Website

Unsere Aufgabe ist die grundlagenorientierte, materialwissenschaftliche Bearbeitung von Fragestellungen zum Erhalt des materiellen kulturellen Erbes, um auf Problematiken aus der denkmalpflegerischen Praxis Antworten zu finden. Als AnsprechpartnerInnen und VermittlerInnen für die in der Denkmalpflege arbeitenden Institutionen, RestauratorInnen und HandwerkerInnen ist die Arbeitsgruppe Teil eines transdisziplinären und uniübergreifenden Netzwerkes. Eine wesentliche Kernkompetenz ist die analytische Charakterisierung mineralischer Baustoffe und deren Schadensproblematiken, die in aktuellen Forschungsprojekten zu den Themen Dolomitkalk, Stuck, Hochbrandgips, natürlich hydraulische Kalke und frühe Betone ausgebaut wird. Neben der Begleitung von Restaurierungen von Ruinenmauerwerk über Wandmalereien bis hin zu Kachelöfen werden die Themen Dauerhaftigkeit und Analytik von Werkstoffen Studierenden vermittelt.

profil_picture

Die Arbeitsgruppe Materialwissenschaft in der Denkmalpflege arbeitet in einem transdiziplinären Netzwerk zum Erhalt des gebauten kukturellen Erbes

profil_picture

Vermittlung von Ergebnissen aus praxisorientierten Lehrveranstaltungen bei der 350-Jahrfeier der Universität Innsbruck im Tiroler Volkskunstmuseum.

Wir arbeiten an der Grundcharakterisierung und der Erforschung von Dauerhaftigkeit und Schadensproblematiken von Materialien des gebauten kulturellen Erbes. Unsere Schwerpunkte sind insbesondere Themen zu (historischen) mineralischen Bindemitteln (natürlich hydraulischer Kalk, Dolomitkalk, Romanzement, Gips, früher Beton), aber auch zu organischen Zugaben in mineralischen Baustoffen, zu Farbpigmenten sowie Lack- und Farbschichten. In einer über 20-jährigen Forschungstätigkeit zur Charakterisierung von Bindemitteln historischer Bauwerke in Tirol und Südtirol wurden die verwendeten Materialien charakterisiert: statt – wie vielfach angenommen reinem Kalkmörtel – finden sich an den Objekten überwiegend natürlich hydraulische Kalke und (z. T. hydraulische) Dolomitkalke als Bindemittel. Der Forschungsschwerpunkt liegt auf dem „Verstehen“ der Rahmenbedingungen für die Herstellung (Rohmaterial, Verarbeitung/Werktechnik), Abbindeprozesse, Interaktion mit Umweltbedingungen und daraus resultierende Vorzüge und/oder Problematiken in Hinblick auf die Dauerhaftigkeit.

Glasurfehler einer Kachel eines historischen Ofens: Problematik nur mittels Lichtmikroskopie bzw. Rasterelektronenmikroskopie erkennbar

Es werden Bindemittelsysteme historischer Putze und Mörtel grundlegend charakterisiert und beschrieben: z. B. natürlich hydraulischer Kalk und Dolomitkalk.

In Kooperation mit lokalen RestauratorInnen und Baustoffherstellern wurde ein auf natürlich hydraulischem Kalk (NHL) basierendes Baukastensystem für die Restaurierung von Natursteinmauerwerk entwickelt. Eine Grundrezeptur kann für alle wesentlichen Anwendungen (Mauermörtel, Verfugmörtel, Kompressenputz, Putz) durch leichte Abwandlung der Rezeptur angepasst werden. Es wird laufend an den wissenschaftlichen Grundlagen des Systems NHL weitergeforscht.

In Kooperation mit RestauratorInnen und der Baustoffindustrie: Entwicklung eines Baukastensystems für Putz und Mauermörtel auf Basis natürlicher hydraulischer Kalke. Anwendung an prominenten Objekten in Tirol (oben: Kalkbrand von natürlich hydraulischem Kalk an der Festungsanlage Finstermünz im oberen Inntal, mitte: Versuchsflächen unter extremen Bedingungen, Festungsanlage Ehrenberg in Reutte, unten links: Sockelputz Köpflehaus in Höfen, unten rechts: Kompressenputz und Neuverputz Trautsonhaus in der Innsbrucker Altstadt.

Das Gestein Dolomit fand im Alpenraum eine regional bedeutsame Verwendung in historischen Mörteln und Putzen für Wandmalereien und Stuckdekorationen. In Kombination mit umweltbedingten Sulfatbelastungen und/oder Gips sowie Feuchtigkeit entstehen durch die Bildung von Sulfatsalzen massive Schadensproblematiken, die den Bestand des Kulturerbes gefährden. Mit modernen materialanalytischen Methoden im Labor und praxisorientierten Untersuchungen an repräsentativen Objekten werden Schadensphänomene grundlegend erforscht und Ableitungen für die Konservierungs- und Restaurierungspraxis erarbeitet.

Schäden an Stuck (links: Helblinghaus in der Innsbrucker Altstadt) und Wandmalereien (rechts: Rasterelektronenmikroskopanalyse eines Farbfragments der Malereien am Gasthaus Stern in Oetz) durch Bildung von Gips und Magnesiumsulfat, bedingt durch Umweltbelastungen und/oder ungünstigen Materialkombinationen

Nach oben scrollen