Vortragsreihe
50 Jahre Fristenregelung in Österreich
Abtreibung im Kontext feministischer Debatten und Kontroversen
22. Oktober bis 4. Dezember 2024
Uhrzeit variabel, siehe Programm
AEP, Schöpfstraße 19, 6020 Innsbruck
Eintritt ist frei.
Buchpräsentation:
Sylvia Köchl: Delikt Abtreibung. Frauenarmut, ungewollte Schwangerschaften und illegale Abbrüche
2024 feiern wir 50 Jahre Recht auf Abtreibung. Bis zum Jahr 1974 wurde das Delikt Abtreibung von Polizei und Justiz jedoch rigoros verfolgt. Das galt besonders für arme Frauen, die der Strafverfolgung schutzlos ausgeliefert waren. In ihrem Buch erläutert Sylvia Köchl anhand von 49 Gerichtsfällen, die in Wien im Zeitraum 1923 bis 1974 stattfanden und exemplarisch für den gesamten deutschsprachigen Raum stehen, wie die Realität für Frauen im 20. Jahrhundert aussah, die sich keine ärztlichen Abtreibungen leisten konnten. Sie waren gezwungen, sich auf dem damals florierenden illegalen Dienstleistungsmarkt umzusehen.
Wie haben sie Kontakt mit Abtreiberinnen aufgenommen? Wer waren diese Abtreiberinnen? Was wurde bezahlt? Mit welchen Methoden wurden die Eingriffe durchgeführt? Wie erfuhr die Polizei eigentlich davon? Wie lief die Strafverfolgung ab? Und welche Urteile wurden dann verhängt?
Sachlich arbeitet die Journalistin Sylvia Köchl diese Geschichte auf, die sich wie ein Krimi liest. Feiern wir bald auch die Streichung der Abtreibungsparagrafen aus dem Strafgesetzbuch?
Sylvia Köchl ist Autorin, freie Politikwissenschaftlerin und Journalistin in Wien und beschäftigt sich vor allem mit Zeitgeschichte aus feministischer Perspektive. 2016 erschien Das Bedürfnis nach gerechter Sühne. Wege von »Berufsverbrecherinnen« in das Konzentrationslager Ravensbrück im Mandelbaum Verlag.
https://www.mandelbaum.at/buecher/sylvia-koechl/delikt-abtreibung/
Zeitzeug*innengespräch
mit Irmtraut Karlsson
Irmtraut Karlsson war Mitarbeiterin im Kabinett der Staatssekretärin für Frauenfragen bei Johanna Dohnal, Mitbegründerin des ersten österreichischen Frauenhaus, Bundesfrauensekretärin der SPÖ und Abgeordnete zum Nationalrat. Im Gespräch mit Studierenden der Erziehungswissenschaften der Universität Innsbruck wird die Pionierin der Frauenbewegung Einblicke in wichtige Themen der Frauenrechtsgeschichte in Österreich geben. Zu wegweisenden Entwicklungen, die das gesellschaftliche und rechtliche Umfeld für Frauen in Österreich verändert haben, zählen etwa Karlssons bedeutende Beiträge zur Abschaffung des §144, die Geschichte der Frauenhäuser in Österreich sowie die Einführung der Fristenregelung.

Podiumsgespräch:
Gestern, Heute, Morgen – Ein Abend über feministische Errungenschaften
Vor einem halben Jahrhundert trat in Österreich die Fristenregelung in Kraft und markierte einen bedeutenden Meilenstein in der Geschichte der Frauenrechte. Aus diesem Anlass möchten wir uns gemeinsam mit verschiedenen Expert*innen im Rahmen eines Podiumsgesprächs den Entwicklungen, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven dieser wichtigen Regelung widmen.Wir werden die Fristenregelung aus historischer Sicht betrachten und ihre Bedeutung für feministische Kämpfe sowie die Arbeit, die zur Einführung und Aufrechterhaltung der Regelung geführt hat, diskutieren. Darüber hinaus möchten wir die Veränderungen des rechtlichen Rahmens im Laufe der Zeit analysieren, notwendige Anpassungen identifizieren und internationale Alternativen zur Stärkung des Selbstbestimmungsrechts betrachten.
Judith Goetz, Literatur-, Politik- und Bildungswissenschaftlerin an der Universität Innsbruck, Gender-Forscherin, Rechtsextremismus-Expertin und Mitglied der Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit(FIPU). Interessensschwerpunkte: Frauen*/ Gender und Rechtsextremismus sowie Antifeminismus. Zuletzt erschien der von ihr mitherausgegebene Sammelband "GlobalPerspectives on Anti-Feminism. Far-Right and Religious Attacks on Equality and Diversity"(2023).
Irmtraut Karlsson, geboren 1944, promovierte in Psychologie und erwarb ein Diplom in Soziologie. Sie engagierte sich für die kleine Strafrechtsreform in den 1970er Jahren und war Mitglied des Aktionskomitees zur Abschaffung des §144. Karlsson war Generalsekretärin der sozialistischen Fraueninternationale in London, Mitarbeiterin im Kabinett der Staatssekretärin für Frauenfragen bei Johanna Dohnal, Bundesfrauensekretärin der SPÖ und Abgeordnete zum Nationalrat. Sie gründete das erste österreichische Frauenhaus und war bis 1996 Präsidentin des Trägervereins der Wiener Frauenhäuser. Aktuell ist sie Vorsitzende des Vereins „Steine der Erinnerung an die Opfer des NS-Regimes in der Josefstadt“.
Prof.(FH) Martina König-Bachmann, BSc, MHPE leitet den FH Bachelor Studiengang Hebamme an der Hochschule für Gesundheit (fhg) in Innsbruck www.fhg-tirol.ac.at. Sie ist Psychotherapeutin, Traumatherapeutin/EMDR sowie Säuglings-Kinder-und Jugendtherapeutin mit eigener Praxis. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die Bereiche Gesundheitsförderung und Prävention, sowie Gesundheitliche Chancengleichheit.
Christine Baur hat an der LFU-Rechtswissenschaft studiert und den Master of European Social Security an der Universität Leuven absolviert. Sie ist Mediatorin und Konflikt Trainerin. Christine Baur war zehn Jahre an der Universität Innsbruck als Assistentin tätig und bis 2023 externe Lehrbeauftragte für Gender und Recht. Weitere zehn Jahre war sie Gleichbehandlungsanwältin für die Privatwirtschaft und hat sich dann der Politik zugewendet. Christine Baur war fünf Jahre Abgeordnete im Tiroler Landtag und fünf Jahre als Landesrätin für Soziales Mitglied der Landesregierung. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Universitätsrats der Universität Innsbruck.
Moderation: Magdalena Flatscher-Thöni, UMIT
Eine Veranstaltungsreihe im Rahmen des Seminars 50 Jahre Fristenregelung in Österreich - Abtreibung im Kontext feministischer Debatten und Kontroversen.
In Kooperation mit
Arbeitskreis Emanzipation und Partnerschaft (AEP), Verein Wissenschaft und Verantwortlichkeit (WuV), Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) und dem Institut für Erziehungswissenschaften, Universität Innsbruck.
Kontakt
Judith.Goetz@uibk.ac.at
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!




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