Vorschlag für ein italienisch-deutsches kontrastives Kollokationswörterbuchmodell der Wissenschaftssprache

Kollokationen sind typische, halbfeste Wortkombinationen einer Sprache, die als Assoziationen von meist zwei autosemantischen Wörtern verstanden werden (vgl. Burger 2003), wie (die) Daten gewinnen auf Deutsch und ottenere (i) dati auf Italienisch. In der Regel sind sie semantisch transparent, weisen jedoch einen eigenwilligen Charakter auf. Beim Fremdspracherwerb können Kollokationen aus verschiedenen Gründen ein Lernproblem darstellen (vgl. Konecny 2010). Ihr (semi)fester Charakter, ihre Unvorhersehbarkeit und ihre semantische Transparenz zählen zu den Hauptgründen, die es L2-Lernenden erschweren, Kollokationen richtig zu speichern und authentisch zu verwenden. Interlinguistisch erweist sich der Kollokator bei der Speicherung und Verwendung einer Kollokation in der L2 als problematische(re)s Element der Wortkombination, da er seine Bedeutung aus kontrastiver Perspektive semantisch verändern kann. Außerdem setzt ein potentieller negativer Transfer L2-Lerner:innen dem ständigen Risiko einer lexikalischen Interferenz aus, die zu einer Verletzung der lexikalischen Restriktionen der Kollokationen und der linguistischen Konventionen der Zielsprache führt und eine fehlende Erkennung oder fehlerhafte Wiedergabe der authentischen Kollokationsstruktur in der L2 verursacht. Daraus ergibt sich die Tendenz der L2-Lernenden, die Lexeme in entsprechenden Syntagmen kreativ zu kombinieren, als wären es freie Wortverbindungen, und die Kollokationen wörtlich von der L1 in die L2 zu übersetzen (vgl. Targońska 2015). 

Mein Dissertationsprojekt verfolgt das Ziel, ein Modell für ein kontrastives Kollokationswörterbuch Italienisch-Deutsch zu entwickeln, das italienischsprachige Universitätsstudierende des Deutschen als L2 beim Erlernen und Produzieren von Kollokationen wirksam unterstützt. Das zu erstellende Wörterbuchmodell befasst sich aus zwei Hauptgründen mit der Wissenschaftssprache: Einerseits, um den Lernenden das Phänomen der Kollokationen bewusst zu machen und ihre rezeptive und produktive Kollokationskompetenz zu fördern, und andererseits, um ihnen zu helfen, ihren L2-Sprachgebrauch akademischer und authentischer zu gestalten. Der lexikografische Ansatz in Bezug auf die Auswahl der Kollokationen berücksichtigt sowohl das Modell von Hausmann (1989, 1984) als auch jenes des Britischen Kontextualismus (vgl. Firth 1957). Die lexikografischen Entscheidungen bezüglich der Erstellung des Wörterbuchmodells werden auf der Grundlage einiger wichtiger Studien zur Wörterbuchbenutzungsforschung bei L2-Studierenden und der Ergebnisse einer Pilotstudie zu Kollokationen getroffen, die mit Studierenden des Deutschen als L2 an der Università degli Studi di Firenze durchgeführt wurde. Davon ausgehend wird die Erstellung eines Lernerkorpus erfolgen, das der qualitativ-empirischen Analyse frequenter Lernschwierigkeiten im Bereich der Kollokationen und der gezielten Erstellung eines Kollokationswörterbuches für die DaF- Didaktik dienen soll.

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