Bericht Görz

Fotobericht Exkursion: „Per Fines! – Über die Grenze(n) hinweg“

Die Exkursion legte den Fokus auf die heurige Europäische Kulturhauptstadt Nova Gorica / Gorizia / Görz sowie ihr Umland mit einer zusätzlichen Besichtigung der Hafenstadt Trst / Trieste / Triest. Im Austausch mit Doktorand:innen aus Gorizia sollten die italienischen und slowenischen Städte in ihren historischen und modernen Grenzen, in ihrer kulturellen, sprachlichen und politischen Vielfalt beleuchtet werden.

Tag 1

Jesenice / Aßling (SLO) – Nova Gorica / Gorizia / Görz (I).

Gemäß dem Motto der Lehrveranstaltung „Per Fines! - Über die Grenze(n) hinweg!“ überquerten wir bei Jesenice / Aßling die erste Staatsgrenze. Inhaltlich wurden aber keine Grenzen gezogen, sondern literarische Texte, hier Peter Handkes Die Wiederholung, mit historischem Fachwissen verzahnt. 

Bohinjska Bistrica / Wocheinersee (SLO).

Einblicke zur Planung und Entstehung der Wocheinerbahn sowie biographische Zugänge zu Pionieren des Bahnbaues und der Erschließung der Julischen Alpen bereicherten die Fahrt mit der historischen Wocheinerbahn von Jesenice nach Nova Gorica (SLO).

Nova Gorica (SLO), Bahnhof.

An der Grenze der unmittelbar nebeneinander liegenden Städte Nova Gorica/ Gorizia, am ehemaligen österreichischen Staatsbahnhof, wird erstmals ein aktives Miteinander erfahrbar. Mit dem Programm borderless der europäischen Kulturhauptstadt 2025 nehmen grenzübergreifende Initiativen, wir hier an der Piazza Transalpina (I) bzw. am Trg Evrope (SLO, Europaplatz) an Fahrt auf, auch wenn der Platz nach wie vor zwei Namen trägt. 

Tag 2

Nova Gorica / Gorizia.

KollegInnen der slowenischen Universität von Nova Gorica hießen uns herzlich willkommen und gaben wertvolle Einblicke in ihre Forschung zur Geschichte und der Frage, wie Identität bzw. Identitätsbildung im Alltag beider Städte zum Tragen kommt. Studien erschließen in den letzten Jahren zunehmend auch die emotionale Ebene der EinwohnerInnen anhand von Erfahrungsberichten dieser Grenzregion seit der Gründung der jugoslawischen Stadt.

Gorizia, Castello di Gorizia / Max-Fabiani-Denkmal im Stadtpark.

Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges fiel das gesamte Gebiet der vormaligen altösterreichischen Stadt Görz zusammen mit Istrien und dem Westteil des heutigen Slowenien an Italien und aus Görz wurde das italienische Gorizia. Zwischenzeitlich war das Gebiet allerdings Operationszone der Deutschen Wehrmacht. 1945 nahmen jugoslawische Truppen unter Tito die Stadt ein und 1947 zogen die Siegermächte die Staatsgrenze zwischen Italien und Jugoslawien neu. Da nur ein kleiner östlicher Teil von Görz dem neuen Staat zugeschlagen wurde, gründeten die Jugoslawen 1948 das neue Görz, also Nova Gorica. Die Überschreitung der Grenze gestaltete sich im 20. Jahrhundert daher mitunter kompliziert. Nach dem beginnenden Zerfall Jugoslawiens (1991) und dem EU-Beitritt Sloweniens (2004) bzw. seit der europäischen Einigung und der Umsetzung des Schengener Abkommens in diesem Gebiet ist die Grenze heutzutage wieder frei passierbar und weitgehend rückgebaut.

Im italienischen Gorizia haben die Mitglieder des DK ihren Fokus auf verschiedene Persönlichkeiten gerichtet, in deren Biographien sich die großen Ereignisse und Prozesse wie die beiden Weltkriege und der Faschismus mit seinen rigiden Italienisierungsmaßnahmen gegenüber der slowenischen Bevölkerung widerspiegeln.

Tag 3

Trieste / Triest (I), Castello di Miramare / Schloss Miramar.

Igor Jelen, Geograph an der Universität Trieste, führte uns in Topografie und Geschichte der Küstenregion und der ehemaligen habsburgischen Hafenstadt ein. Der Streifzug führte von Schloss Miramare über die Hafenanlage zur Piazza dell' Unitá. Dabei ist es heute v.a. die Frage nach dem Umgang und der In-Wert-Setzung der weitgehend brachliegenden Anlagen des alten Hafens, etwa für den Tourismus, die die Stadtplaner umtreibt. 

Trieste, Canal Grande.

Die Vorträge verdichteten unsere Kenntnisse zu grenzüberschreitenden Verflechtungen vergangener Jahrhunderte, insbesondere merkantilistischer Unternehmungen. Mit der einsetzenden Ausbauphase im 18. Jahrhundert veränderte die Stadt ihr Erscheinungsbild grundlegend, sie prosperierte und expandierte Richtung Küste und Meer.

Das neue Triester Literaturmuseum (Museo Lets) versucht erstmals einen gemeinsamen Blick auf die reiche, sprachlich-kulturell vielfältige schriftstellerische Landschaft der Stadt zu werfen.

Eine Fahrt mit der Tram di Opicina zum Obelisco, ein überwältigender Ausblick auf die Hafenstadt sowie ein gemeinsames Essen in Slowenien rundeten die Exkursion ab.

Abschlussabend in Gorizia.

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