Bernhard Grüner

A NEW PLAYER ON A TOUGH FIELD

Bernhard Grüners Erkundung alpiner Lebensstile und Mobilitätsformen

Den Grundstein für seine Forschungstätigkeit legte Bernhard Grüner schon mit seiner empirischen Diplomarbeit. In seiner beachteten Abschlussarbeit widmete er sich der Theorie der „amenity migration“ von „new highlanders“ und „new farmers“ im Tiroler Gailtal. Bereits in diesem frühen Stadium seiner Laufbahn zeichnete sich Bernhard durch seine akribische Arbeits- und kritische Herangehensweise aus. Nach dem Abschluss seines Grundstudiums bemühte er sich um die Einwerbung von Drittmitteln und konnte 2020 unter der Leitung von Dr. Ernst Steinicke das FWF-Projekt „Newcomers in high mountain areas of the Austrian Alps“ am Institut für Geographie starten. Trotz pandemiebedingter Herausforderungen gelang es Bernhard Grüner, während mehrerer Forschungsreisen umfangreiche Daten zu erfassen, diese unter Bezugnahme neu entwickelter Konzepte zu untersuchen und schließlich eine herausragende kumulative Dissertation daraus zu formen. Seine Ausführungen zu räumlichen und sozialen (Lifestyle) (Im-) Mobilitäten in abgelegenen Alpenregionen, mit Schwerpunkt auf sozioökologischen Übergangsprozessen in der Berglandwirtschaft, liefern wichtige Erkenntnisse für die humangeographische Forschung im Alpenraum. Sie wurden nicht nur von hochwertigen Journals publiziert, sondern ermöglichen auch interessante Anknüpfungspunkte für zukünftige Studien. Neben seiner Publikationstätigkeit beteiligte sich Bernhard auch an der Organisation einer Ringvorlesung für das Doktoratskolleg „Austrian Studies“ und bewies seine Fachkompetenz im wissenschaftlichen Diskurs auf mehreren internationalen Konferenzen.

Bernhard Grüner schärfte in den letzten Jahren jedoch nicht nur sein akademisches Profil, sondern zeigte sich auch als außerordentlich interessierter und hilfsbereiter Kollege. Ein freundschaftliches Miteinander und ein konstruktiver, ehrlicher Austausch innerhalb des Teams und des Instituts nahmen für ihn mindestens den gleich hohen Stellenwert ein, als sein berufliches Fortkommen.

Es ist mir eine große Freude, Mag. Bernhard Grüner, PhD im Namen der Arbeitsgruppe „Demographic Change in the Alps“, des Instituts für Geographie und des DK „Austrian Studies“ herzlich zu seinem erfolgreich abgeschlossenen Studium zu gratulieren und ihm für seine Zukunft nur das Beste zu wünschen!

Anna-Maria Plautz

ORCID: https://orcid.org/0000-0002-9440-5118

ResearchGate: https://www.researchgate.net/profile/Bernhard-Gruener

FWF-Projekt: https://www.uibk.ac.at/de/geographie/projekte/newcomers/

Landflucht und Höfesterben:

Wer kümmert sich künftig um alpine Hochgebirgsdörfer Österreichs?

Idyllisch anmutende alpine Hochgebirgsdörfer sind seit dem Beginn der Industrialisierung mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert: Abwanderung vor allem junger Personen, Überalterung der verbleibenden Bevölkerung, Aufgabe landwirtschaftlicher Betriebe etc. Infolgedessen stehen vermehrt Gebäude leer, Nahversorgungs- sowie Bildungseinrichtungen schließen. Zudem werden eine Vielzahl an Agrarflächen nicht mehr bewirtschaftet, weshalb betroffene Hochgebirgsdörfer nicht zuletzt einem erhöhten Naturgefahrenrisiko durch Muren, Lawinen, Felsstürzen etc. ausgesetzt sind.
     Die Zeichen für den Fortbestand peripher gelegener Alpendörfer stehen also nicht besonders gut, so erweckt es jedenfalls den Eindruck. Die Herausforderungen, welche mit dem Leben in der Peripherie verbunden sind, schränken Einheimische in ihrem Denken und Handeln zusehends ein – sie wandern ab. Andere wiederum – das haben internationale Forschungsbeiträge der jüngsten Vergangenheit gezeigt – folgen ihrer Sehnsucht nach Freiheit, Urtümlichkeit sowie Landwirtschaft und ziehen bewusst aus der Stadt in besagte Alpendörfer. Die Ideen dieser sogenannte new highlanders bzw. new farmers pflanzen dort sprichwörtlich ihre Samen, deren positiven Synergieeffekte sich nach und nach ernten lassen: Die Bevölkerungszahlen und dörflichen Sozialstrukturen stabilisieren sich, Gebäude und Bräuche werden wiederbelebt oder ehemals brachgefallene Agrarflächen erneut bewirtschaftet.
     In den Westalpen ist dieser Migrationstrend keine Unbekannte mehr. Im Ostalpenraum hingegen - insbesondere in Österreich - wurde dieses Phänomen bis dato noch nicht näher untersucht. Und das, obwohl der Alpenstaat hinsichtlich der Größe seiner landwirtschaftlichen Nutzfläche und Bevölkerung eine Sonderstellung einnimmt. Gerade deshalb konzentriert sich das Forschungsteam ausdrücklich auf den Alpenstaat Österreich und sieht sich im Verlauf dieses Projektes mit einer Reihe an Fragen konfrontiert: In welcher Form existiert dieser Gegentrend zur Landflucht auch in den österreichischen Alpen? In welchen Gebieten sind new highlanders bzw. new farmers anzutreffen? Was motiviert diese Personen ins Hochgebirge zu ziehen und welche Herausforderungen, Chancen und Einflüsse machen sich dort im Zuge dessen bemerkbar?
     Um diese und weitere Fragen hinreichend beantworten zu können, greift das Team auf eine breite Palette an Methoden zurück. So werden unter anderem Einheimische sowie new highlanders vor Ort befragt aber auch amtliche Statistiken ausgewertet. Der Einfluss von new farmers auf die Kulturlandschaft wird mithilfe zeitlicher Vergleiche von Luftbildern bestimmt, um nur einige zu nennen.
     Die eingangs erwähnten Probleme lassen sich nur selten zur Gänze beseitigen. Nichtsdestotrotz steckt in new highlanders bzw. new farmers ein oftmals unterschätztes Potential, den negativen Auswirkungen der Landflucht entgegen zu wirken und zum Wiederaufblühen der Hochgebirgsdörfer und alpinen Kulturlandschaften beizutragen.

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