"Illud est certe optimum hospitium" - Die Gaststätten im mittelalterlichen Tirol als Orte von Alltag, Austausch und Herrschaft
Als zentrale Orte der alltäglichen Versorgung, Kommunikation und Machtausübung prägten Wirtshäuser das soziale Gefüge des mittelalterlichen Tirols - sowohl in Städten als auch im ländlichen Raum.
Die geplante Dissertation widmet sich der diachronen Entwicklung von Gaststätten im mittelalterlichen Tirol unter besonderer Berücksichtigung ihrer sozialhistorischen, wirtschaftlichen, kulturellen und rechtlichen Dimensionen. Im Zentrum steht dabei die Analyse von Standortfaktoren und deren Veränderung über die Zeit, die Rückschlüsse auf wirtschaftliche Strukturen, Mobilität, Kommunikationsräume und soziale Netzwerke im städtischen und ländlichen Raum erlaubt. Die Studie basiert dazu auf einer breiten Quellenbasis (u. a. Urbare, Reiseberichte, Urkunden). Durch die Analyse von Wirtsordnungen, Besitzverhältnissen und beruflichen Laufbahnen der Wirte lassen sich Aussagen über soziale Aufstiegsmechanismen, rechtliche Rahmenbedingungen und die Einbindung von Gastgewerbe in herrschaftliche und wirtschaftliche Ordnungen treffen.
Ziel ist es, Gaststätten als bedeutende soziale und wirtschaftliche Institutionen neu zu bewerten und ihren Einfluss auf Alltag und Gesellschaft im mittelalterlichen Tirol herauszuarbeiten. Indem die Gaststätten nicht nur als ökonomische Einrichtungen, sondern als soziale Knotenpunkte begriffen werden, wird durch dieses Projekt ein wichtiger Beitrag zur Alltagsgeschichte und historischen Stadt- und Wirtschaftsgeografie geleistet.
Obwohl Wirtshäuser in der Forschung zur vormodernen Gesellschaft vielfach als Orte des Austauschs, der Versorgung und der Herrschaftsausübung untersucht wurden, fehlt bislang eine systematische, quellenbasierte Untersuchung für den Raum Tirol. Die Arbeit schließt diese Forschungslücke und erweitert den bisherigen Forschungsstand um eine regionale Perspektive, die sowohl vergleichend als auch eigenständig anschlussfähig ist.