Station 2:
Mit Hermann von Gilm am Achensee

Hermann von Gilm zu Rosenegg (Innsbruck 1812 - Linz 1864). © Brenner-Archiv
Hermann von Gilm zu Rosenegg (Innsbruck 1812 - Linz 1864) war ein bedeutender Dichter des 19. Jahrhunderts, dem es gelang, auf beeindruckend bildhafte und lebendige Art und Weise von seinen Land- und Liebesfahrten zu erzählen. Mit seinen Stücken berührte er nicht nur Frauenherzen, sondern verteilte das Lebensgefühl der Sommerfrische im ganzen Land, auch an diejenigen, die sich aufgrund geringer finanzieller Mittel solche Sommerfrischefahrten nicht leisten konnten.

Schon in Jugendjahren verbrachte Gilm seine Sommer im bekannten Natters, wo er später seine erste und einzigwahre Liebe Josefine Kogler kennenlernte und den Ort daher immer in besonderer Erinnerung trug. („Das Wort Natters hat wie ein Zauber auf mich gewirkt […]; was hat ihm die Macht verliehen, das Blut eines Menschen zum Herzen zu drängen, die Seele zittern zu machen“.)
Aber auch das Achental in Tirol gewann Gilms Herz für sich, wie aus dem vorliegenden Exponat „Erinnerung an den Achensee (1841)“ deutlich wird. Nicht ohne Grund verglich Alois Großschopf den Dichter mit einem Falter, der „die schönsten Blüten heimsuchte, wo er sie fand“. Gilm nahm es nämlich nicht allzu genau mit der Treue, was auch im Exponat „Erinnerung an den Achensee“ ersichtlich wird: Obwohl Gilm im engen Verhältnis zu Josefine Kogler stand, fuhr er mit Amalie Adam ins Achental und widmete das Gedicht schlussendlich auch ihr. Veröffentlicht wurde das Gedicht unter dem Titel Erinnerung an den Achenthaler See 1841 in der Zeitschrift Bote für Tirol und Vorarlberg.

 


 

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Mit schwärmerischen Worten erzählt Gilm im Gedicht von der Bootsfahrt auf dem Achensee, von der beeindruckenden Bergwelt und - für den leidenschaftlichen Dichter nicht untypisch - von schönen Mädchen, die sein Herz unwiderstehlich anzogen.
Neben der bildhaften Beschreibung der Achentaler Landschaft thematisiert Gilm den Kontrast des Stadt- und Landlebens. Einerseits, indem er deutlich anspricht, keine Stadt und damit auch keine typischen Bauten einer solchen vorzufinden („baden / Sich keine Städte, spiegelt sich kein Dom“, V6), andererseits, indem er Traditionen und Charakteristika des Landlebens einbaut. Beispielsweise macht er auf einen Senner aufmerksam, der während der Arbeit singt und den man bis auf den See hinaus hört. (V18) Zum einen bringt Gilm hier eine Berufsgruppe mit ein, die es in der Stadt nicht gibt, zum anderen verweist er mit der Tätigkeit des Singens neben dem Arbeiten auf eine Leichtigkeit, die das Arbeitsleben in der Stadt nicht mit sich bringt. Singen während der Arbeitszeit war für die Städter undenkbar und blieb damit eine Beschäftigung, die man nur in seiner Freizeit beziehungsweise in der Sommerfrische ausübte.

Mit diesem Stil gelingt es Gilm seine Erinnerungen an den Sommerfrischeort so lebhaft und detailgetreu zu erzählen, dass man ihn als Leser, Leserin direkt vor Augen hat, und dies ohne je dort gewesen zu sein.

Sarah-Sophie Engl

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© Brenner-Archiv
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Literatur

 

 

Hermann von Gilm an Josefine Kogler, 8. Juni 1839. In: Prem, Simon Marian: Gilms Jugendliebe. Nach ungedruckten Briefen und Gedichten. In: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, 3/1904, 283-321, hier: 299 (Zitat über Natters). Online lesen

Hermann von Gilm: Erinnerung an den Achensee (1841). Manuskript, 1 Bl. Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Kryptonachlass Hermann von Gilm im Nachlass Ludwig von Hörmann, Sig. 009-020-9.1.11-001-496 und -497.

Hermann von Gilm: Erinnerung an den Achenthaler See. In: Bote für Tirol und Vorarlberg, Nr. 53/1841, S. 212. Online lesen

Hermann von Gilm, Foto des Autors: Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Kryptonachlass Hermann von Gilm im Nachlass Ludwig von Hörmann, Sig. 009-022.

Alois Großschopf: Hermann von Gilm. In: Hermann von Gilm: Aus bergkristallener Schale. Hg. v. Alois Großschopf. Graz: Stiasny 1958, 5-21 (= Stiasny-Bücherei 24) 


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