Materialität und Immaterialität im digitalen Kapitalismus:
Kunst und Literatur aus geistes-, sozial-, rechts- und wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive

Internationale Tagung / 2.-3. November 2023 / Universität Innsbruck (UNO-Saal)

Organisation: Alena Heinritz, Martin Sexl (Institut für Vergleichende Literaturwissenschaft, Universität Innsbruck)

Modus: Präsent

Sprache: Deutsch

Abstract

Die Kommodifizierung und Digitalisierung von Informationen und Märkten verschleiert die Materialität des Digitalen und die ökonomischen Zusammenhänge des Plattform-Kapitalismus bleiben hinter Narrativen der Teilhabe und des Teilens im Hintergrund. Vor dem Hintergrund dieser verschleierten Materialität bzw. imaginierten Immaterialität beschäftigen sich Reflexionen über das Digitale in erster Linie mit Phänomenen in europäischen und nordamerikanischen Kontexten.

Tatsächlich ist das Digitale in seiner Materialität aber ein zentrales Thema des sogenannten globalen Südens, wo sich in einer »digitalen Kolonialität« Google in Bildungssysteme einkauft, »Cleaner« und andere ›Netzwerk-Moderator*innen‹ in oft prekären Bedingungen für große Internetkonzerne tätig sind (Asien), Click Farms operieren (Südamerika) und Rohstoffe gewonnen und entsorgt werden (Afrika). Gegen den ›Mythos‹ digitaler Immaterialität sind die verschiedenen theoretischen Positionen des Material Turn angetreten.

In welchem Verhältnis aber stehen imaginierte Immaterialität und Materialität des Digitalen zueinander und welche politischen, ökonomischen und ästhetischen Auswirkungen hat es auf ein Verständnis von Literatur, das ihre Produktion-, Rezeptions- und Distributionsbedingungen im digitalen Kapitalismus mitberücksichtigt? Das sind Fragen, die die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft ganz zentral betreffen. Vor diesem Hintergrund interessieren wir uns erstens aus der Perspektive der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft für Digitale Materialität und ihre Praktiken als Bedingungen für Literatur im »digitalen Kapitalismus«. Zweitens möchten wir die Expertise anderer Disziplinen – Informatik, Medien-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ... – einladen, sich der Frage nach Materialität und scheinbarer Immaterialität des Digitalen und ihren politischen, ethischen, technischen und ökonomischen Implikationen aus ihren jeweiligen Perspektiven zu nähern.

Programm

Donnerstag, 2. November 2023

14.00        Begrüßung und Einleitung (Alena Heinritz/Martin Sexl, Innsbruck)

14.30 - 16.00       Panel 1 / ÜBERWACHUNG (Moderation: Christina Vettorazzi)

* Virtualität und Materialität bei Trevor Paglen (Joachim Harst, Köln)

* Die GPS-Fußfessel: Überwachung und Kontrolle durch Nahkörpertechnologie (Lukas Engelberger / Petra Missomelius, Innsbruck)

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16:00       Kaffeepause

 

16.30 - 18.00        Panel 2 / METRISIERUNG (Moderation: Antonia Reissner)

* Vexierspiel imaginierter Immaterialität im digitalen Kapitalismus: Funktion und Desillusion (Michael Habersam, Innsbruck)

* Wos kümmert, wer schreibt: Computergestützte Textproduktion und symbolisches Kapital in akademischen Kontexten (Brigitte Rath, Innsbruck)

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19:00        Gemeinsames Abendessen: Piano Bar (Herzog-Friedrich-Straße 5, 6020 Innsbruck)

Freitag, 3. November 2023

9.00 - 11.00          Panel 3 / VERSCHLEIERUNG (Moderation: Paula Würtenberger)

* Der symbolische Tausch und das Tote. Prekarisierte Körper von Gewicht im digitalen Kapitalismus (Torsten Erdbrügger, Leipzig)

* Materialität und Austauschbarkeit. Vom Supplychain-Kapitalismus zum Plattform-Merkantilismus (Michael Seemann, Berlin)

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11:00       Kaffeepause

 

11.30-13.00        Panel 4 / MEDIALITÄT (Moderation: Martin Sexl)

* Die Materialität der Praxis: ›Machbarkeit‹ in digitalen Filmproduktionen (Ronja Trischler, Dortmund)

* Zur materiellen „Labilität“ auch des digitalen Kapitalismus nach Alexander Kluge (Florian Wobser, Passau)

 

12:30       Mittagspause

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14:00        Keynote: Digitale Sorgearbeit aus intersektionaler Perspektive  (Ute Kalender/Aljoscha Weskott, Berlin)
                  (Moderation: Alena Heinritz)

15:30            Abschlussdiskussion

 

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