Schlier Hardcover, 2018

Hardcover, 2018

Schlier Taschenbuch, 2023

   Taschenbuch, 2023

 

Paula Schlier berichtet in ihrem autobiographischen Text von 1926 sprachlich und inhaltlich radikal vom Leben junger Frauen im Ersten Weltkrieg, in der neuen und gefährdeten Demokratie und der Zeit der Hyperinflation. Als Schreibkraft hat sich die kritische Journalistin 1923 undercover in den Völkischen Beobachter, das Propagandablatt der Nazis, eingeschleust. Zufällig erlebt sie dort die Ereignisse rund um den Hitler-Putsch. Die Einsichten in die Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus lassen beim Lesen oft vergessen, dass damals die Schrecken der Naziherrschaft noch gar nicht begonnen hatten.

Die ausführliche Kommentierung v.a. zu den politischen Ereignissen und ein Nachwort, das den biographischen Hintergrund erhellt sowie den Text im Kontext der Neuen Sachlichkeit erörtert, empfiehlt das Buch auch für den Unterricht an höheren Schulen oder der Universität.


  Aktuelles, Nov. 2023

Der 8./9.11.2023 ist der 100. Jahrestag des sog. "Hitler-Putsches", auch "Hitler-Ludendorff-Putsches" in München 1923. Zu diesem Anlass hat der Bayerische Rundfunk einen Film und eine Podcastreihe produziert, in dem eine Autorin im Mittelpunkt steht, deren Nachlass im Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Universität Innsbruck aufbewahrt wird: Paula Schlier. Als 24-jährige junge Frau hatte sich Schlier - die zuvor als Journalistin Artikel gegen die NSDAP publiziert hatte - in den "Völkischen Beobachter", die Zeitung der Nazis, eingeschlichen. Getarnt als Sekretärin schrieb sie auf, was sie erlebte. Dazu gehörte auch der Putschversuch im November 1923. Ihren tagebuchartigen Bericht über die Ereignisse veröffentlichte sie als Kapitel in ihrem literarischen Erstlingswerk "Petras Aufzeichnungen oder Konzept einer Jugend nach dem Diktat der Zeit", das 1926 im Brenner-Verlag in Innsbruck erschien. Das Buch wurde damals gefeiert als "Ausdruck einer neuen Sachlichkeit" und als mutiges Statement gegen die sich nach rechts radikalisierende Welt. 2018 neu aufgelegt, ist es 2023 auch als Taschenbuch erschienen.

Links:
 

  • Presseaussendung des Bayerischen Rundfunks
  • Film in der ARD Mediathek (ab 8.11., in den DACH-Ländern): "Hitlerputsch 1923. Das Tagebuch der Paula Schlier". Regie: Oliver Halmburger. Mit Lea van Acken als Paula Schlier. Produktion: Loopfilm München 2023.  
  • Film - Ausstrahlung: 15.11.2023, 22 Uhr, BR Fernsehen.
  • Filmtrailer
  • Podcastreihe zu Paula Schlier: Petras Aufzeichnungen" von Paula Lochte: "Paula sucht Paula": Trailer - Folge 1 (Hitler-Putsch) - Folge 2 (Metoo vor 100 Jahren)  - Folge 3 (Die Gestapo)
  • Das Buch - 2018 im Otto Müller Verlag neu aufgelegt - ist heuer als Taschenbuch erschienen: Paula Schlier: Petras Aufzeichnungen oder Konzept einer Jugend nach dem Diktat der Zeit. Herausgegeben, kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Annette Steinsiek und Ursula A. Schneider im Auftrag des Forschungsinstituts Brenner-Archiv.  Norderstedt: BoD 2023 (= Edition Quellen und Kultur 1) - In Einzelstellenkommentaren und im Nachwort werden historische und biographische Informationen gegeben. Zu bestellen in Buchhandlungen, bei Online-Händlern oder im Verlag
  • Weitere Informationen zum Buch
  • Für Interessierte oder für den Unterricht in höheren Schulen und an Universitäten gibt es hier Zusatzmaterialien zum Buch, u.a. die Artikel von Paula Schlier gegen den Nationalsozialismus von Anfang 1923, die Rezensionen aus dem Jahr 1926 oder drei virtuelle Führungen
  • Und hier noch ein Link zum Nachlassverzeichnis Paula Schlier
  • Übrigens wird der Film auch in der Jüdischen Allgemeinen angekündigt



Leseprobe
(1. Kapitel): http://www.drehpunktkultur.at/index.php/literatur/leseproben/13092-die-angeblich-moderne-zeit

Ein Interview über Paula Schlier: Petras Aufzeichnungen. Anna Obererlacher, KulturTon, Radio Freirad, spricht mit Annette Steinsiek und Ursula A. Schneider, 03.08.2021


„Ich hatte ein Vorurteil gegenüber der Dame: ‚Petras Aufzeichnungen‘ lesen sich sehr gut, anders als manche späten Brenner-Beiträge nach der Konversion. Das ist eine erstaunliche, klare Sprache, die Fähigkeit, Personen und Verhältnisse so zu schildern, dass der Leser eine genaue Vorstellung bekommt – und gerne weiterliest. Und besonders die Tagebuchblätter aus der Zeit im ‚Völkischen Beobachter‘ sind atemberaubend. Schade, dass sich dieses sorgfältige Beobachten und Beschreiben, trotz mancher Ankündigungen, nicht fortsetzen ließ. [....] Gratulation also zu dieser schönen Schlier-Edition, die auch in der Auslegung und Fortschreibung der Biographica nichts zu wünschen übrig lässt.“ Dr. Friedrich Pfäfflin, Marbach, Mail vom 27.10.2018

Rezension: Rolf Löchel: Die eine Minute. In: literaturkritik.de, 22. Januar 2019

Rezension: Evelyne Polt-Heinzl: Sprachliche Kraft und Wucht. Paula Schlier veröffentlichte 1926 ihr erstes Buch „Petras Aufzeichnungen“. Dieser zu Unrecht in Vergessenheit geratene literarisierte Zeitbericht verhandelt den Aufbruch einer jungen Frau und ihr Scheitern am „Diktat“ der Realität. In: Die Furche, 9. Mai 2019, 23

Rezension: Anton Thuswaldner: Als sich die Politik radikalisierte. Die Entdeckung eines verschwundenen Buches als Zeitzeugnis. In: Salzburger Nachrichten, 13. Mai 2019

Rezension: Fabian Kluge: Wie eine Neuburgerin die Nazis reinlegte. 1926 veröffentlichte Paula Schlier Aufzeichnungen aus ihrem Leben. Darunter befinden sich Tagebucheinträge über die Zeit, als sie sich undercover in das Nazi-Blatt "Völkischer Beobachter" einschleust. In: Neuburger Rundschau, 3. August 2019, 28.

Rezension: Joachim Gatterer: Weiblicher Blick auf die Zwanzigerjahre. Literatur: „Petras Aufzeichnungen“ von Paula Schlier in kommentierter Neuausgabe erschienen. In: Dolomiten, 19. September 2019, 7.

Rezension von Maren Lickhardt: Jahrbuch zur Kultur und Literatur der Weimarer Republik. Band 20/21, 2019/20, hg. v. Sabina Becker und Robert Krause. 257-261.
"Eine Beschäftigung mit Schliers Text kann einmal mehr vor Augen führen, dass es jenseits des populär-kulturellen Mainstreams Positionen geben kann, die nicht gleich ins Populistische abdriften. Gerade dadurch, dass Petra nicht so leicht - identifikatorisch - zugänglich ist [...], vollzieht sich ein dialektischer hermeneutischer Prozess bei der Lektüre, der darin schult, Differenzen auszuhalten, solange ein Common Sense bezüglich wesentlicher Werte besteht.
Steinsiek und Schneider haben nicht nur einen interessanten Fund als solchen erkannt, sondern schaffen durch ihre Recherchen auch dort Orientierung, wo der Text eine gewisse Ratlosigkeit hinterlässt. Wo dieser ein Schlüsselroman ist, werden Auflösungen geliefert; wo er befremdet, werden durch biografische Informationen plausible Erklärungen angeboten [...]."

Materialien online
zu
Paula Schlier: Petras Aufzeichnungen. Konzept einer Jugend nach dem Diktat der Zeit
Herausgegeben, kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Annette Steinsiek und Ursula A. Schneider im Auftrag des Forschungsinstituts Brenner-Archiv. Salzburg: Otto Müller 2018

I. Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträge von Paula Schlier
mit Abbildungen und Transkriptionen

II. Bibliografie Paula Schlier

III. Bibliografie der Rezensionen zuPetras Aufzeichnungen
zum Teil mit Abbildungen und Transkriptionen

IV. Korrespondenzen und Unveröffentlichtes von Paula Schlier
mit Abbildungen und Transkriptionen

 

Gesammelte Reaktionen auf die Erstausgabe von „Petras Aufzeichnungen“:

„Deine Nachricht, daß Paula Schlier verstorben“ ist, hat mich schwer erschüttert, ich war sehr in ihrer Schuld – zwei Briefe liegen unbeantwortet bei anderer „unerledigter Post“. Auf ihr letztes Buch „Der Engel der Wüste“ habe ich nur zaghaft reagiert, obschon ich weiß, welchen Wert sie auf mein Urteil legt. Aber schlimmer ist, daß ein so eigener, spannungsreicher Mensch so lautlos davongegangen ist. Ich habe ihrem Bruder geschrieben, kann aber kaum erwarten, daß er, selbst alt u. nicht leicht zugänglich, mir antwortet. Wer soll aber sonst etwas über sie u. ihr Ende wissen? Hast Du einen Faden nach dort? – Was mag in der letzten Zeit in ihr vorgegangen sein? – Du weißt, daß ich ihrer Vermittlung die Begegnung mit dem Vater [Werner von Trott zu Solz] verdanke, obschon ich kaum einmal mit ihr zusammen bei Euch gewesen bin! – Kennst Du übrigens „Petras Aufzeichnungen“, ihr frühestes Prosawerk? Das Eingangskapitel ist ein großartiges Stück!“  Walter Warnach an Katharina von Trott zu Solz, 3.2.1978

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