Schutz für sen­sible Pflan­zen

Die Universität besaß seit dem 18. Jahrhundert einen botanischen Garten, der lange Zeit jedoch nachlässig behandelt wurde. Als die Universität ab 1806 kurz unter bayerischer Herrschaft stand, versuchte der damalige Professor für Naturgeschichte, das zu ändern und beantragte den Bau eines Glashauses. Der Versuch scheiterte aber und der Bau verzögerte sich um etwa ein halbes Jahrhundert.
Symbolbild Infrastruktur
Bild: Symbolbild Infrastruktur. Montage (von links): Maria-Theresianische astronomischen Standuhr am IQOQI, Drogensammlung „Dittrichiana“ am Institut für Pharmazie. (Credit: IQOQI/M. R. Knabl, Andreas Friedle)

Skizze für die Errichtung eines Glashauses im Botanischen Garten, von Johann August Schultes, 6.1.1808 Universitätsarchiv Innsbruck, Akten des Rektorats 1801–1808 (5).

Skizze für die Errichtung eines Glashauses im Botanischen Garten, von Johann August Schultes, 6.1.1808
Universitätsarchiv Innsbruck, Akten des Rektorats 1801–1808 (5).

Die Skizze ist einem Ansuchen des Professors für Naturgeschichte Johann August Schultes aus 1808 beigelegt, mit dem er die Errichtung eines Glashauses beantragt hatte. Das Glashaus sollte zum Schutz von nicht winterharten Pflanzen des Botanischen Gartens fungieren, die zu Forschungs- und Demonstrationszwecken für den naturgeschichtlichen Unterricht dienten.

Seit 1806 stand das Land Tirol und damit auch die Universität Innsbruck unter bayerischer Verwaltung. Die neuen Machthaber nahmen umgehend eine Bestandsaufnahme an der Universität vor und analysierten die Situation der Universität genau, um sie an die bayerischen Verhältnisse anpassen zu können und notwendige Reformen und Verbesserungen durchführen zu können. Außerdem berief der bayerische König einige neue Professoren, darunter Johann August Schultes, den Zeichner dieser Skizze an die Universität.

Schultes ging sofort nach seiner Berufung nach Innsbruck ans Werk, inventarisierte die Naturaliensammlung, überprüfte die Labore und forderte in der Folge eine Reihe von Verbesserungen der Infrastruktur der Universität, um den Unterricht in den Naturwissenschaften zeitgemäß gestalten zu können. Außerdem verfasste er unzählige Gutachten und Stellungnahmen an die bayerische Regierung, wie die naturkundliche Erforschung des Landes und damit auch die Nutzbarmachung der Naturschätze des Landes erfolgen könnten.

Einer dieser Vorschläge betraf die Verbesserung des Botanischen Gartens, der seit 1793 bestand, und den Bau eines Glashauses zur Aufbewahrung wärmeliebender Pflanzen. In der Beschreibung findet sich daher auch eine Skizze, wie ein Ofen „nach schwedischer Art“ das Glashaus beheizen sollte.

Der Antrag von Schultes wurde jedoch nicht bewilligt, nicht zuletzt, da nach dem Aufstand von 1809 die anfänglich wohlwollende Haltung gegenüber der Universität seitens der bayerischen Regierung abgekühlt und Schultes, der Initiator des Projekts, nach Landshut berufen worden war. Während des Aufstand war er, eine Bewunderer Napoleons, nach Pecs (Fünfkirchen) verbannt worden und verfasste darüber eine polemische Erinnerung.

Nach dem Abgang Schultes' ging es auch mit dem Botanischen Garten wieder abwärts, Teile desselben wurden als Baumschule verwendet, andere dienten dem Gärtner zum Anbau von Gemüse und nur ein kleiner Teil des ursprünglichen Gartens wurde für den naturkundlichen Unterricht genutzt. Erst mit der Reform der Universitäten nach 1848 und der Förderung des naturwissenschaftlichen Unterrichts wurde der botanische Garten, der sich damals übrigens noch direkt hinter der alten Universität befand, wieder vergrößert und ein Glashaus errichtet. Um die Jahrhundertwende wurde der Botanische Garten schließlich nach Hötting verlegt, wo er bis heute ist.

(Christof Aichner)

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