Medi­ka­li­sierte Kind­hei­ten (Ta­gung)

Die neue Sorge um das Kind vom ausgehenden 19. bis ins späte 20. Jahrhundert

 

Die jüngere Forschung im Umfeld der Auseinandersetzungen über den gewaltförmigen Umgang mit Kindern und Jugendlichen in Fürsorgeerziehungseinrichtungen der Nachkriegsjahre stellt die Sorge um das „erziehungsschwierige“ Kind als ein trans-disziplinäres Projekt der Moderne heraus, in welchem differente Wissensordnungen wie die Psychiatrie und die Pädiatrie, die Pädagogik und die Psychologie, die Kriminologie und Jurisdiktion sowie die Sexual- und Bevölkerungswissenschaften das diskursiv auszuhandeln begannen, was am Kind als gesund oder krank, normal oder abweichend anzusehen sei. Vor einem medikalen Hintergrund und in wechselnder Leaderschaft prägten diese Wissenschaftszweige die Debatten über Kinderschutz und Kindergesundheit und fanden in Schulen, Heimen, Kliniken, Kinderbeobachtungsstellen oder Einrichtungen der Säuglings- und Kinderfürsorge ihre räumliche Gestalt und institutionalisierte Wirkung. Ihr regulatorisches Interesse richtete sich auf den Körper, den Geist und die Ausdrucksformen von Kindern (und Jugendlichen) in Entwicklungs- und/oder Erziehungs-schwierigkeiten. Als besonders einflussreich haben sich dabei die medizinischen Fächer Pädiatrie und Psychiatrie sowie hybride Teilfächer wie die Heil- oder Sonderpädagogik erwiesen.

Tagungsleitung und -organisation: Michaela Ralser und Elisabeth Dietrich-Daum

 

Audioaufnahme
Die Vorträge der Referent_innen wurden in Zusammenarbeit mit Radio Freirad - Freies Radio Innsbruck aufgenommen.
Die Sendereihe ist im cultural broadcasting archive verfügbar unter:

https://cba.fro.at/podcast/medikalisierte-kindheiten

 

Publikation

Buchcover Virus, Band 17

Medikalisierte Kindheiten
Virus – Beiträge zur Sozialgeschichte der Medizin (Band 17)

Verschiedene Diskurskonstellationen und Interventionsfelder der auf die Kindergesundheit gerichteten Politiken standen im Mittelpunkt einer Tagung, die vom Verein für Sozialgeschichte der Medizin, dem Institut für Erziehungswissenschaften, dem Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie sowie dem Forschungszentrum Medical Humanities der Universität Innsbruck organisiert wurde und zwischen dem 29. Juni und 1. Juli 2017 in Innsbruck stattfand.

Der Band enthält 11 größere Beiträge, neun kürzere Forschungsberichte und einen Forumsbeitrag. Alle Texte des Bandes wurden einem Peer-Review-Verfahren unterzogen.

Herausgegeben von: Elisabeth Dietrich-Daum, Michaela Ralser, Elisabeth Lobenwein
Erscheinungsdatum: 04.12.2018
Umfang: 361 Seiten
ISBN: 978-3-96023-203-2
Bestellbar über den Verein für Sozialgeschichte der Medizin oder den Leipziger Universitätsverlag

Nach oben scrollen