Michael Strasser

Den Dingen auf den Grund gehen

(05.07.2019)

Wenn Michael Strasser auf sein bisheriges Leben zurückblickt, kommt er rasch zum Schluss, dass es vieles war, nur eines nicht: planbar. Als Professor für Sedimentgeologie forscht und lehrt er über den Aufbau von Gebirgen: „Die Frage, die ich mir stelle, ist, warum sind die Berge so, wie sie sind“, fasst er seinen Forschungsschwerpunkt zusammen. Dass dies einmal seine Karriere sein würde, war ihm aber nicht immer klar. Der Kindheitstraum des gebürtigen Schweizers war es, Kartograf zu werden: „Ich konnte Karten lesen, bevor ich richtig lesen konnte.“

Forscher und Lehrer

Mit dem Interesse für Landschaftskarten entwickelte sich auch der Wunsch, Zeit in der Natur zu verbringen und diesen Aspekt in seine Arbeit zu integrieren. So kam es, dass sich Strasser für ein Studium an der ETH Zürich im Fach Erdwissenschaften entschied. Seine berufliche Laufbahn führte den Vielgereisten nach Bremen, Hawaii und Japan, ehe er 2015 in Innsbruck landete. Ein „absoluter Glückstreffer“, wie es Michael Strasser rückblickend beschreibt: „Ich hatte Innsbruck gar nicht auf dem Radar, aber es ist nur knapp 100 Kilometer von meiner Heimat entfernt und zudem noch in den Bergen. Besser geht es nicht.“ Aufgrund seines Berufes ist Strasser viel in der Natur unterwegs, besonders mit seinen Studenten. Die vielen Geländetage stellen einen Kontrast zum Lehr- und Forschungsalltag dar, den er aber ebenfalls nicht missen möchte: „Diese Dualität aus Forschung und Lehre gefällt mir sehr gut, man lernt viel, gerade auch, wenn Studierende gute Fragen haben. Und immer, wenn ich etwas lernen kann, bin ich glücklich.“

Vom Berg zum Ozean

Auch wenn sein Forschungsgebiet Gesteine und Berglandschaften sind, ist der Geologe mittlerweile immer öfter auf Forschungsbooten unterwegs. Was auf den ersten Blick ungewöhnlich klingt, hat aber seine Begründung: „Während meines Studiums habe ich gedacht, dass ich viel im Gebirge unterwegs sein werde. Erst mit der Zeit habe ich verstanden, dass die Prozesse, wie unsere Berge entstehen, in den Ozeanen stattfinden und erforscht werden müssen.“ Auch hier schlug sein Leben wieder einmal einen ungeplanten Haken ein: „Ich hätte vor 20 Jahren nie ahnen können, dass ich eines Tages Ozeanforscher sein werde“, erzählt Strasser vergnügt.

Ein Entdecker sein

Oft sind es Wochen, die auf einem Forschungsschiff verbracht werden, wo weit und breit kein Land in Sicht ist und die klaustrophobisch anmutenden Zustände auf den kompakten Forschungsbooten an einem nagen können. Es sei eine gewisse Hassliebe zu diesen Abschnitten im Forschungsprozess, erklärt Michael Strasser, da man für längere Zeit Familie und Freunde nicht zu Gesicht bekommt. Für sein Forscherherz gäbe es aber keine bessere Zeit: „Man ist einfach weg von der Welt. Während dieses Zeitraums ist man zu hundert Prozent Wissenschaftler. Man trifft tolle Leute, die gleich ticken und man kann sich in aller Ruhe seiner Faszination hingeben.“ Während dieser Expeditionen kommt auch wieder der Entdeckergeist zum Vorschein, der seit seiner Kindheit in ihm schlummert: „Auf den Expeditionen geschehen immer wieder Dinge, die wir uns nie hätten erträumen können. Wenn man Aufnahmen vom Meeresboden macht, sind das welche, die kein Mensch zuvor gesehen hat. Man ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Entdecker. Am Ende ist man zwar froh, wenn man wieder an Land ist, aber nach einem Tag sind die Erinnerungen an das Geschehene so toll, dass man da sofort wieder hin möchte.“

Dem Ungeahnten Chancen geben

Neben der Forschung und der Familie, die einen großen Teil seiner Freizeit einnehmen, ist der gebürtige Graubündner auch Mitglied der Musikkapelle Grinzens, wo er als Perkussionist für den richtigen Rhythmus sorgt. Es sei die beste Möglichkeit, sich als „Zugereister“ in das Dorfleben zu integrieren, erklärt Michael Strasser. Für die Zukunft wünscht er sich, dass er sich weiterhin seine Neugierde bewahrt und das Leben noch einige Abzweigungen für ihn bereit hält: „Mein Leben besteht aus Türen, die sich öffnen. Ich weiß nicht, durch welche ich als nächstes durchgehen möchte. Ich hoffe nur, dass ich in den nächsten 20 Jahren etwas erleben werde, das ich mir heute noch nicht vorstellen kann.“

(Autor: Philipp Buchacher)

StartseiteAlle Porträts

Steckbrief

Michael Strasser

Name

Univ.-Prof. Dr. Michael Strasser

Funktion

Universitätsprofessor für Sedimentgeologie

An der Uni seit

2015

Wohnort

Grinzens

Herkunft

Chur/Schweiz

Nach oben scrollen