Isolde Erricher-König

Kämpferinnenherz

(20.02.2019)

„Hier sieht es ja aus wie bei der Ronja Räubertocher daheim.“ Das war die Reaktion des Mannes von Isolde Erricher-König, als er zum ersten Mal das Zuhause seiner Frau in der Gemeinde Liebenau in Oberösterreich besuchte. Doch nicht nur die Landschaft ihrer Heimat erinnert im Leben von Isolde an die Geschichte der Tochter des Räuberkommandanten Mattis. Auch sie ist eine unerschrockene Kämpferin für ihre Ideale und lässt sich von Rückschlägen und Widerständen nicht einschüchtern, die ihr auf ihrem Lebensweg begegnet sind.

Nach ihrer Schulzeit an der HBLA in Linz denkt Isolde nicht an ein Studium, sondern übernimmt gemeinsam mit Freundinnen ein Lokal in Linz, das die drei Jungunternehmerinnen in eine Bar umwandeln. Das Vorhaben wird innerhalb kurzer Zeit zu einem Erfolg. „Das Moskitos hat einen unglaublichen Hype bei den jungen Leuten in Linz ausgelöst. Nach ein paar Monaten wurden wir jeden Tag beim Aufsperren fast überrannt“, erinnert sie sich.

Zu viele Köche verderben den Brei

Nach einiger Zeit erkennt sie, dass zu viele Köche den Brei verderben. Neben den drei Freundinnen will auch die Mutter einer Teilhaberin bei geschäftlichen Dingen mitentscheiden. Erricher-König steigt aus und geht nach Wien. In der Hauptstadt findet sie einen Job im Hotel Sacher. Die Welt der Reichen und Schönen ist fremd für sie, nach einem Dreivierteljahr entscheidet sie sich für einen Jobwechsel. Sie will sich nicht weiter verstellen müssen; will ihre kreative Seite ausleben. Sie beginnt, beim Spielehersteller Ravensburger als Kinderanimateurin und Moderatorin zu arbeiten. Bei einer Veranstaltung in Salzburg lernt Isolde ihren Mann kennen. Der Liebe wegen zieht sie nach Tirol.

Studium neben Kindern und Beruf

Kurz nachdem sie in ihrer neuen Heimat angekommen ist, wird Isolde schwanger. Ein halbes Jahr nach der Geburt wird ihr klar, dass nur zu Hause zu bleiben nicht das richtige für sie ist. Sie beginnt Wirtschaftspädagogik zu studieren, da sie die Beschäftigung mit jungen Menschen reizt. Während des Studiums wird Isolde Erricher-König noch zweimal schwanger, meistert diese Herausforderung eines Studiums mit Kindern aber mit Bravour, auch wenn die Studienzeit etwas länger dauert als bei anderen. Da von Studierenden der Wirtschaftspädagogik das Absolvieren eines großen Schulpraktikums verlangt wird, entscheidet sie sich für den Umstieg auf das Studienfach BWL, in dem sie auch ihren Abschluss macht.

Im Nachhinein betrachtet ist Isolde stolz auf ihre Leistung, neben Kindern und Beruf studiert zu haben. Sie würde sich aber mehr gesellschaftlichen Raum und Unterstützung für junge Familien wünschen. „Als ich angefangen habe, zu studieren, hat es keine Möglichkeit gegeben, die Kinder an der Uni unterzubringen. Es ist wichtig, dass jedem Einzelnen Bildung ermöglicht wird, egal ob junge Menschen Kinder haben oder nicht“, erklärt Erricher-König, die während ihres Studiums für viel Geld eine private Kinderbetreuung organisieren musste, um ihren Abschluss machen zu können.

Für Gerechtigkeit und Menschlichkeit

So wie sie für ihren Studienabschluss gekämpft hat, kämpft sie auch für die Stellung der Frau in Kirche und Gesellschaft. Obwohl sie über sich selbst sagt, nicht besonders gläubig zu sein, ist sie in der Frauenkommission der Diözese Innsbruck aktiv, die dem Bischof von Innsbruck beratend zur Seite steht. „Ich engagiere mich nicht, weil ich so gefestigt im Glauben bin, sondern weil ich finde, dass Frauen in der Kirche keine Stellung haben und kaum Gehör finden. Sie werden in der Kirche diskriminiert und das regt mich unglaublich auf“, erzählt Isolde Erricher-König. Auch außerhalb der Frauenkommission setzt sie sich für mehr Gerechtigkeit und Menschlichkeit ein. Zwei Tugenden, die ihrer Meinung nach wieder viel stärker in Politik und Gesellschaft verankert und auch von der Zivilgesellschaft von den Menschen an der Macht eingefordert werden sollen.

(Autor: Daniel Schreier)

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Steckbrief

Isolde Erricher-König

Name

Isolde Erricher-König

Funktion

Mitarbeiterin im Büro für Öffentlichkeitsarbeit/Jubiläumsbüro

An der Uni seit

2018

Wohnort

Innsbruck

Herkunft

Liebenstein (Oberösterreich)

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