Erwin Vones

Eine Mischung aus Mediator, Psychologe und Beichtvater

(10.07.2020)

Als Kind hatte Erwin Vones eine ganz bestimmte Vorstellung davon, wie sein Leben als Erwachsener aussehen sollte – sein großer Wunsch war es nämlich, später mal Zirkusdirektor werden. „Damals, in den 60ern und 70ern, sind immer wieder Zirkusse nach Innsbruck gekommen, die waren mindestens zweimal im Jahr da“, blickt der heute 58-Jährige zurück. „Und das hat mich einfach fasziniert, die Akrobaten und wie sie gelebt haben, die Tiere und das ganze Drumherum.“ Eine Laufbahn beim Zirkus erschien ihm daher zu jener Zeit als Traumberuf. „Meine Eltern fanden das aber natürlich weniger, also habe ich einen anderen Weg eingeschlagen und bin schließlich brav in die Handelsakademie gegangen“, so Vones, der als Betriebsratsvorsitzender für das allgemeine Universitätspersonal der Uni Innsbruck nun zwar weit von einem Zirkusleben entfernt ist, aber zumindest dennoch oft gewisse Drahtseilakte bewältigen muss – wenngleich auch in etwas anderer Form, als er sich das als Kind vorgestellt hat.

Fairness und Respekt

Hauptaufgabe des Betriebsrats ist Vones zufolge, die Angestellten der Universität in allen Angelegenheiten rund um Arbeitsverhältnisse zu vertreten und in entsprechenden Fragen einen Interessenausgleich zwischen dem Personal auf der einen und dem Rektorat auf der anderen Seite zu erreichen. „Letztendlich geht es in erster Linie darum, Vereinbarungen zu treffen, mit denen die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter erhalten oder verbessert werden können“, erklärt Vones. Die Arbeitsplätze blieben nämlich nicht zwangsläufig dieselben, unterlägen alleine schon aufgrund technischer Weiterentwicklungen laufend Veränderungen, die unter anderem Auswirkungen auf Einstufung und Entlohnung hätten. „Das muss dann neu ausverhandelt werden, und dabei schauen wir der Universitätsleitung ein bisschen auf die Finger“, so der Betriebsratsvorsitzende. Erster Ansprechpartner sei in der Regel das Vizerektorat für Personal, ab und an habe man jedoch auch direkt mit dem Rektor zu tun – wobei die Zusammenarbeit im einen wie im anderen Fall stets von Fairness und gegenseitigem Respekt geprägt sei.

Gemeinsam Lösungswege finden

Abgesehen von diesen Kernaufgaben ist Erwin Vones aber nicht selten auch erste Anlaufstelle für Angestellte, die mit Problemen zu kämpfen haben. Es gäbe beispielsweise, so der Innsbrucker, immer wieder plötzlich auftretende Krisen oder Schicksalsschläge, bei denen man schnell und unbürokratisch Hilfestellung leisten müsse. Und das gehe häufig über Schwierigkeiten am Arbeitsplatz hinaus, umfasse chronische Krankheiten und Konflikte innerhalb der Familie etwa ebenso wie Suchterfahrungen im näheren Umfeld. „Viele, die zu mir kommen, sind einfach mit der jeweiligen Situation überfordert und brauchen erst mal einen Ort, an dem sie ihre Sorgen abladen können“, berichtet Vones. „Ich höre ihnen zu und versuche dann, gemeinsam mit ihnen Lösungswege zu finden.“ Insofern fühle er sich manchmal wie „eine Mischung aus Mediator, Psychologe und, ich möchte fast sagen, Beichtvater“. Täglich suchten ihn im Durchschnitt bis zu drei Personen in seinem Büro auf, was die Planung eines Arbeitstages für ihn sehr schwer mache. „Aber wenn jemand Rat sucht und verzweifelt ist, schickt man ihn natürlich nicht einfach weg“, so der 58-Jährige, dessen soziale Ader, wie er sagt, immer schon stark ausgeprägt war: „Ich bin keiner, der weggschaut, wenn jemand in Not ist. Und das war ich auch noch nie.“

Fast immer eine Ausnahme

Ausgleich zu seinem abwechslungsreichen, aber fordernden Beruf auf der Uni findet Erwin Vones vor allem beim Sport, wobei er sich neben Laufen und Wandern insbesondere dem Volleyball verschrieben hat – einer Disziplin, die er bereits seit dem 13. Lebensjahr ausübt. „Mein Opa hat mich damals dazu gebracht, er war einer der Pioniere für Volleyball in Tirol, das früher ja fast eine exotische Sportart bei uns war“, erzählt Vones. „Allerdings war ich leider nie so gut, als dass ich auf diesem Gebiet irgendwelche Erfolge nachweisen könnte.“ Dennoch ist er Teil einer Hobbyrunde, die sich, in wechselnder Besetzung, seit rund 25 Jahren wöchentlich zum Volleyballspielen trifft – für den Innsbrucker nicht nur einer der Fix-, sondern auch einer der Höhepunkte der Woche: „Den Termin versuche ich mir stets freizuhalten, da kann kommen, was will.“ Aber nicht unbedingt, wer will: Denn wenn jemand tatsächlich Hilfe benötigt, macht Erwin Vones fast immer eine Ausnahme.

(Autor: Simon Leitner)

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Steckbrief

Erwin Vones

Name

Erwin Vones

Funktion

Vorsitzender des Betriebsrats für das allgemeine Universitätspersonal

An der Uni seit

1989

Wohnort

Innsbruck

Herkunft

Innsbruck

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