Alice do Carmo Precci Lopes

Natur(-mensch)

(31.05.2019)

Aus Minas Gerais zog Alice do Carmo Precci Lopes mit 13 Jahren in das große, glorreiche Rio de Janeiro, von dem sie schon so viel gehört hatte. Über der Stadt breitet „Christus der Erlöser“ seine Arme aus, weil er, so besagt die Legende, an ihrer Schönheit nichts auszusetzen hat. Natürlich war Alice aufgeregt und gespannt auf Rio. Dort angekommen, setzte aber die Desillusionierung ein. Das Viertel, in dem sie wohnte, war nämlich sehr arm: „Ich sah Abwasser auf die Straße fließen, und wilde Mülldeponien. Einmal habe ich sogar ein Sofa durch den Fluss schwimmen sehen. Das war sehr verstörend und schockierend für mich“, erklärt die Doktorandin. Dies war ein Wendepunkt im Leben von Alice. Das Gefühl und die Einstellung, dass Menschen ihre Umwelt anders behandeln müssen, als sie es in ihrem damaligen Wohnviertel gemacht haben, lässt sie seither nicht mehr los: „Es klingt vielleicht kitschig, aber als ich das gesehen habe, wollte ich tatsächlich die Welt retten“, sagt die Umweltingenieurin heute.

Fragen und Antworten

Dass sie es mit diesem Vorhaben ernst meinte, zeigte sie, als sie sich nach der Schule für ein Studium entscheiden sollte. Was will ich werden? Womit möchte ich mich mein Leben lang beschäftigen? Wie möchte ich leben? Diese Fragen brachten Alice dazu, wieder nach Minas Gerais zu ziehen und ein Studium zur Umweltingenieurin zu beginnen. Alice wollte verstehen, wie man Abwasser richtig behandelt, um die Flüsse zu schützen, warum Ozonlöcher entstehen, auf welche Weise Ressourcen nachhaltig zu bewirtschaften sind und weshalb Menschen den brasilianischen Urwald abholzen, obwohl er von unschätzbarem Wert ist. Immer wieder sieht sie das verdreckte Stadtviertel in Rio de Janeiro vor ihrem geistigen Auge und das motiviert sie noch heute, ihre Forschung genau und gewissenhaft zu betreiben. Diese Motivation und Zielstrebigkeit bestimmen ihren Charakter.

Verliebt in Innsbruck

Bis heute sagen ihre Freunde, dass ihre zurückhaltende Art eher europäisch anmutet, dass sie mit ihrer Genauigkeit und Pünktlichkeit nicht unbedingt an eine Brasilianerin erinnert: „Ich fühle mich hier auch sehr wohl“, lacht Alice, als sie davon erzählt. In einem internationalen Team erforscht die Doktorandin bereits seit zwei Jahren Verfahren, bei denen organische Stoffe aus Restmüll getrennt werden, um damit Biogas zu produzieren. Damit hat sich für Alice ein Traum erfüllt: Tagtäglich beschäftigt sie sich mit dem Thema, das ihr am meisten am Herzen liegt. Als sie vor zwei Jahren in Innsbruck ankam, verliebte sie sich auf Anhieb in die Stadt: Die vielen grünen Flächen, die Fahrradwege, die Berge und viel unberührte Natur rund um die Stadt – genau so stellt sich die umweltbewusste Brasilianerin ihre ideale Stadt vor. Sport spielt in ihrem Leben ebenfalls eine wichtige Rolle und Innsbruck erweist sich auch in dieser Hinsicht als Glücksgriff: „Im Sommer gehe ich Wandern und Mountainbiken, im Winter Langlaufen“, erklärt Alice. Ob sie nach ihrem Doktorstudium wieder nach Brasilien zurückkehrt, weiß sie noch nicht. Sie hat sich nämlich nicht nur in die Stadt verliebt, sondern plant zusammen mit einem Kollegen aus Südtirol ihre Zukunft. Und zwar, so hofft sie, in einer Welt, in der die Natur geschätzt und nicht ausgenutzt wird.

(Autor: Haris Kovacevic)

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Steckbrief

Alice Lopes

Name

Alice do Carmo Precci Lopes

Funktion

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Infrastruktur – Arbeitsbereich für Umwelttechnik

An der Uni seit

2017

Wohnort

Innsbruck

Herkunft

Brasilien

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