„Ein Forum für die junge Kunst“

Dokumentation der Österreichischen Jugendkulturwochen 1950–1969

Kristian Sotriffer, 1957

Die wissenschaftliche Dokumentation der Österreichischen Jugendkulturwochen (1950-1969) rückt eine unentdeckte faszinierende Facette der österreichischen Kulturgeschichte nach 1945 ins Blickfeld. Die künstlerischen Veranstaltungen dieser Reihe spiegeln eine tief im Wandel begriffene Nachkriegsgesellschaft. Die Jugendkulturwochen, die jährlich in Innsbruck stattfanden, offenbaren exemplarisch die Spannungen und Polaritäten im damaligen Verständnis dessen, was Kunst sei und was sie vermag.

Vorliegende Arbeit entstand auf der Basis der systematischen Auswertung und Bearbeitung der relevanten Bestände und Sammlungen des Forschungsinstituts Brenner-Archiv, des Tiroler Landesarchivs, des Landesmuseums Ferdinandeum, des Innsbrucker Stadtarchivs sowie eigens für diese Dokumentation recherchierter Privatarchive. Darüber hinaus wurden rund dreißig Interviews mit ehemaligen Teilnehmern und Teilnehmerinnen der Jugendkulturwochen geführt.

Ernst Jandl und Friederike Mayröcker, 1969

Das Buch beleuchtet aus interdisziplinärer und kulturwissenschaftlicher Perspektive die Veranstaltungen der Jugendkulturwochen in Hinblick auf innovative Entwicklungen innerhalb der mitteleuropäischen Kunstszene, auf Brüche und Veränderungen in der Bildenden Kunst, der Musik und in der Literatur. Die Studie vermittelt überdies die kulturelle, noch von den unmittelbaren Nachkriegsbedingungen geprägte Atmosphäre der fünfziger und sechziger Jahre im gesamteuropäischen Kontext.

Die Dokumentation enthält literarische Texte, Bilder und Partituren der damals geladenen Künstler. Im Anhang finden sich ein Namensindex und der Veranstaltungskalender der JugendkulturwochenDer Band ist illustriert durch Fotografien, Programmhefte, Zeitungsartikel, Faksimiles.

Hilde Domin, 1969

Die Österreichischen Jugendkulturwochen waren eine mutige Initiative im stark konservativ geprägten Umfeld der ersten Nachkriegsjahre in Innsbruck. Innerhalb kurzer Zeit öffneten sich die Tore nach außen. Die Idee der Organisatoren war es, die Förderung junger Talente und eine Begegnung mit bekannten angesehenen Künstlern zu kombinieren. So trafen über zwei Jahrzehnte hinweg in Innsbruck einmal im Jahr begabte junge Künstler mit der internationalen Avantgarde zusammen. Jährlich boten die Veranstalter der Österreichischen Jugendkulturwochen dem Publikum aktuelle Kultur auf der Höhe ihrer Zeit und schufen darüber hinaus ein Forum für junge Kunst, in dem neuen Trends in der Bildenden Kunst wie in der Musik, sowie aktuellen Themen und Schreibweisen der Literatur nachgespürt wurde. Im Verlauf von zwanzig Jahren hatte sich die jährlich stattfindende Veranstaltung zu einem ambitionierten Unternehmen von überregionaler Bedeutung entwickelt. Die Teilnehmerlisten der zwanzig Jahre lesen sich heute wie ein „who is who“ der zeitgenössischen österreichischen und europäischen Kunst.

Nicht zuletzt gehen die heute noch aktiven Innsbrucker Wochenendgespräche - nach dem Ende der Österreichischen Jugendkulturwochen neu begründet - auf diese Veranstaltungsreihe zurück.   

Christine Riccabona, Erika Wimmer, Milena Meller: Die Österreichischen Jugendkulturwochen 1950-1969 in Innsbruck: Ton Zeichen : Zeilen Sprünge . Innsbruck: StudienVerlag, 2006.

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