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Der Blick von hüben nach drüben

Der vermutlich unveröffentlichte Text Vom Zauber des Ritten oder Lob des Ritten von Hubert Mumelter erzählt davon, wie die Leute auf dem Ritten ihre Sommerfrische verbrachten und wie später Hotels, Villen und Gasthäuser gebaut wurden. Wegen des Fremdenverkehrs sei ein Teil der Herrlichkeit des Ritten verloren gegangen, trotzdem habe er einen Teil seines Zaubers behalten.

FIBA, Sig. 134-001-009
FIBA, Sig. 134-001-009
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Die vier Blätter wurden mit der Schreibmaschine geschrieben und weisen geringfügige handschriftliche Korrekturen auf. Der Text wurde vermutlich um 1950 verfasst, da zu lesen ist, dass „die Zahnradbahn […] seit nun gut vierzig Jahren die Stadt mit den ehrwürdigen Sommerfrischsiedlungen […] verbindet“ – die Rittner Bahn fuhr am 13. August 1907 zum ersten Mal.

Hubert Mumelter wurde 1896 in Bozen geboren und starb 1981 in St. Konstantin bei Völs am Schlern. Dem Wohlstand seiner Familie war es zu verdanken, dass er eine gute Bildung genießen konnte. Bereits als kleiner Junge ging er mit seinem Vater auf die Jagd im Schlerngebiet. Im Alter von 19 Jahren begann er für zwei Jahre an der Dolomitenfront zu kämpfen. In seinen Werken (u.a. der sog. "Dolomiten-Trilogie") hat er später seine Kriegserlebnisse verarbeitet. Er besuchte die Universität in Innsbruck und schloss das juristische Studium ab, wusste aber, dass er Schriftsteller oder Maler werden wollte. In den Wintermonaten schlug er sich nun als Bergführer und Skilehrer durch. 1933 gelang ihm mit seiner bekannten Skifibel der Durchbruch. Von nun an konnte er sich das Leben als freier Schriftsteller leisten. Zwei Jahre später zog er nach Innsbruck. Er kaufte ein Haus in St. Konstantin bei Völs am Schlern, wo er in den Sommermonaten lebte. Er optierte, zog jedoch 1943 ganz in dieses Haus ein.

Warum hat Hubert Mumelter diesen Text verfasst? Die naheliegendste Antwort ist, dass er freiberuflicher Schriftsteller war und schreiben musste, um Geld zu verdienen. Trotzdem resultiert die Entstehung des Textes aus der persönlichen Einstellung des Autors. Immerhin thematisiert er eine alternative Perspektive auf die Sommerfrische: die Schattenseiten der Tourismusindustrie. Diese waren ihm aufgrund seines Geburts- und auch seines späteren Wohnortes sicher nicht unbekannt.

Anna Stemper


Hubert Mumelter. © Brenner-Archiv
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Heute bleiben wir hier, auch die nächste Station ist in Völs am Schlern/Fiè allo Sciliar.



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1933 veröffentlichte Mumelter seine Skifibel, im Sommer 1937 gewann Ernst von Glasersfeld ein Schirennen – siehe Station 22: Ernst von Glasersfeld in Australien

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Literatur

Hubert Mumelter: Vom Zauber des Ritten oder Lob des Ritten. Typoskript. Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Hubert Mumelter – Slg. Günther Regensberger, Sig. 134-001-009.

Hubert Mumelter: Foto seines Hauses in Völs am Schlern. Foto: Gemeindesekretär Völs am Schlern, 23.02.2021.

Harald Wieser: Hubert Mumelter. In: Christine Riccabona, Anton Unterkircher (Hg.): Lexikon Literatur in Tirol. O.J. Online (Hier auch das abgebildete Foto des Autors.)


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