Das Private im Fokus der Sozialarbeit: Ein kindheitssoziologischer Blick auf Elternschaft

Lars Alberth 

Kindheit ist ein zentrales Ordnungselement von Gesellschaft und damit Zielscheibe, Maß und Instrument der Bewertung von Familien und damit auch von Eltern. Kindheit ist Zielscheibe, weil gesellschaftlich die zentrale Aufgabe von Elternschaft darin gesehen wird, den eigenen Kindern eine „gute Kindheit“ zu ermöglichen. Die Institutionalisierung von Kindheit ist zugleich der Maßstab, an dem Eltern gemessen und bewertet werden, insofern sie mittels des normativen Musters guter Kindheit festlegt, was als gute Elternschaft gilt. Kindheit ist schließlich ein Mittel der Bewertung von Eltern, an dem festgestellt wird, ob es sich um gute oder schlechte Eltern handelt. Sozialarbeit im Kinderschutz ist schließlich die zuständige Instanz, die über das Mandat verfügt, diese Bewertungsprozesse vorzunehmen. Mit Blick auf die Empirie zu kindbezogenen Wissensbeständen und Praktiken im Kinderschutz soll gezeigt werden, wie diese Bewertungskonstellation sich im Blick auf den privaten Raum konfiguriert. In den Vordergrund schiebt sich die Problematisierung von guter Elternschaft als „ordentliche Hausfrau“, die Mütter am Maßstab eines kleinbürgerlichen Familienideals organisiert. Damit blendet der Kinderschutz aber die generationalen Asymmetrien als Grundlage von Gewalt aus, umgeht die Arbeit mit den Männern und lenkt die Aufmerksamkeit auf eine traditionale Geschlechterperformanz der Mütter.

 

Dr. Lars Alberth ist Professor für Theorien und Methoden der Kindheitsforschung am Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik an der Leuphana Universität Lüneburg. Forschungsschwerpunkte: Soziologie der Kindheit, Gewalt und generationale Ordnung, Profession, Organisation und Wissen im Kinderschutz aus symbolisch-interaktionistischer Perspektive, Herrschaft und Kulturfabrikation, Körper, Emotionen und soziale Organisation. Kontakt: lars.alberth@leuphana.de.

Joos, Magdalena, & Alberth, Lars (2022). Forschungsethik in der Kindheitsforschung (1. Auflage). Beltz Juventa.

Bühler-Niederberger, Doris, & Alberth, Lars (2020). Victim, perpetrator, or what else? Generational and gender perspectives on children, youth, and violence. Emerald Publishing Limited.

Alberth, Lars, & Bühler-Niederberger, Doris (2017). The overburdened mother: How social workers view the private sphere. In Tanja Betz, Michael-Sebastian Honig, & Ilona Ostner (Hrsg.), Parents in the spotlight: Parenting Practices and support from a comparative perspective (S. 135–170). Barbara Budrich.

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