Verena Rauch

Zwischen den Welten

(27.05.2019)

Schon als kleines Mädchen konnte Verena Rauch hautnah miterleben wie eine Idee, in die Realität umgesetzt, das Leben von Menschen verbessern kann. Ihre Eltern bauten in mehreren kleinen Dörfern in Sambia Windräder, hoben Brunnen aus und organisierten Workshops, in denen junge Leute zu Handwerkern und Landwirten ausgebildet wurden. Sie bauten Versammlungshäuser, in denen sich die Dorfbewohner treffen oder Saatgut und ihre Ernte lagern konnten. Vielleicht war das der Moment, in dem sie ihre Liebe zur Architektur entdeckte.

Kindheit in Sambia

Ihre Kindheit in Sambia hat bei der Vorarlbergerin tiefe Spuren hinterlassen: „Als kleines Mädchen lebte ich in zwei Welten, die ich beide gleich zu schätzen wusste. Als Erwachsene wurden mir aber die großen Unterschiede bewusst“, sagt die Architektin. Afrika versteht sie als Aufgabe, ebenso wie einst ihre Eltern. Sie ist Mitglied im Verein „Eine Weltgruppe“, der neben der Ausbildung der Jugendlichen im landwirtschaftlichen und handwerklichen Bereich auch soziale Projekte und bauliche Maßnahmen im Hochland von Tansania realisiert. Die Idee dahinter: ein selbstbestimmtes Landleben in Afrika ermöglichen, das durch viele äußere Umstände nahezu unmöglich gemacht wird.

Möglichkeit zu scheitern

„Ich versuche meinen Studierenden zu vermitteln, dass man sich als ArchitektIn auch eine Haltung aneignen soll“, sagt die Assistentin am ./studio3. Architektur sei eine vielschichtige Disziplin, die von ihren ProtagonistInnen nicht nur gute Ideen, Reibung mit der Realität, Konsolidierung mit den gegebenen Möglichkeiten und die Fähigkeit, eine Idee vom Papier in den Raum zu übertragen, verlangt, sondern auch Empathie und, besonders wichtig, Enthusiasmus und Motivation. Von Bedeutung sei dies vor allem im Hinblick darauf, dass viele Projekte, insbesondere jene experimentellen, nicht realisiert werden: „Das Experiment beinhaltet eben auch die Möglichkeit zu scheitern“, erklärt sie.

Scheitert eine Idee aber nicht, so ist es die schönste Arbeit, die man sich nur vorstellen könne: „Wir haben tatsächlich die besondere Möglichkeit, unsere Entwürfe selbst zu bauen, zu besuchen und zu sehen, wie sie bespielt werden“, sagt Verena Rauch. Immer wieder kommt sie beispielsweise bei den „Spielräumen“ am Innrain hinter der Hauptuni vorbei, der Studierenden und Angestellten der Uni als Kinderhort dient oder am „bilding“ im Rapoldipark, das als Kunst- und Architekturschule für Kinder und Jugendliche genutzt wird. Als Assistentin unterstützte Verena Rauch die Studierenden, die diese Projekte kollektiv im Rahmen ihrer Bachelorarbeiten realisierten. „In diesen Bauwerken vereinigt sich vieles, woran ich als Architektin glaube“, sagt die Vorarlbergerin begeistert: „Raum wird als Volumen und nicht in Quadratmetern gedacht, er ist außerdem ein Kontinuum, ist in seiner Nutzung nie ganz definiert und steht in Wechselbeziehung zur umgebenden und neu geschaffenen Landschaft.“

Innen und Außen

Wie architektonische Antworten auf Landschaften, Baukulturen und äußere Begebenheiten anderswo aussehen, findet Verena Rauch gerne auf Exkursionen mit Studierenden heraus. So fasziniert sie beispielsweise die Architektur in Städten wie Barcelona, Paris oder New York mit ihren völlig unterschiedlichen Stadtvierteln, sie besucht privat die kleinen Dörfer in Sambia, wo sie aufgewachsen ist, um herauszufinden, ob und wie die Gebäude, die Brunnen und Windräder heute genutzt werden. An all diesen Orten entdeckt Verena Rauch vieles und begeistert sich bewusst nicht nur für einen Ort, sondern lebt gleichzeitig für und zwischen verschiedenen Welten.

(Autor: Haris Kovacevic)

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Steckbrief

Verena Rauch

Name

Dipl.-Ing. Verena Rauch

Funktion

Assistentin am ./studio3 – Institut für experimentelle Architektur

An der Uni seit

2008

Wohnort

Innsbruck

Herkunft

Vorarlberg

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