Walter Parson

Walt­her Par­son

...ist bis heute begeistert von Naturwissenschaften.

Was hat Sie damals an die Universität Innsbruck gezogen? In Innsbrucks Umgebung bin ich aufgewachsen. Das breit aufgestellten Vorlesungsangebot des Biologiestudiums gefiel mir, so lag es nahe, in Innsbruck auch zu studieren.

Denke ich an Innsbruck, denke ich sofort an… meine Heimat.

Was war für Sie ein unvergessliches Erlebnis Ihrer Studienzeit? Die Studienreisen zu den marinbiologischen Kursen in Calvi und Rovinj werden wohl immer im Gedächtnis bleiben.

Gab es Momente oder Personen in Ihrem Studium, die Sie besonders geprägt haben? Mich haben vor allem Wolfgang Wieser und Reinhard Rieger geprägt. Beide waren international erfolgreich und haben ihre Begeisterung an uns Studierende weitergegeben. Während meiner Studienzeit wurde die PCR-Methode entwickelt, die viele Forschungsrichtungen nachhaltig geprägt hat, auch die Forensik, in der ich heute arbeite.

Aus meinem Studium habe ich noch… immer die Begeisterung für Naturwissenschaften.

Waren Sie im Ausland? War das für Sie aus heutiger Sicht wichtig? Im Rahmen meiner Doktorarbeit hatte ich die Gelegenheit, die DNA-Identifikationslabore des FBI (Quantico, VA) und der US-Armee (Rockville, MD) kennenzulernen. Diese Besuche waren richtungsweisend für mein Verständnis von moderner forensischer Genetik und trugen wesentlich zum Aufbau des Österreichischen DNA-Zentrallabors in Innsbruck bei.

Wie hat sich Ihr Weg vom Studium bis heute entwickelt? Nach meinem Studium unternahm ich zunächst eine große Reise. Als ich zurückkehrte wurde am Institut für Gerichtliche Medizin (GMI) ein Werkvertrag zur Etablierung von DNA-Profiling-Methoden angeboten. Damals konnte man zwar als Taxifahrer mehr verdienen, aber mich interessierte das unbekannte Fach - das war noch vor dem CSI-Effekt. Noch in der ersten Woche wurde mir klar, welches Potential Naturwissenschaften allgemein und vor allem die gerade aufblühende Molekularbiologie (PCR) für die Rechtsprechung und Verbrechensbekämpfung haben werden. So nahm ich in weiterer Folge ein Stellenangebot an und arbeitete an meiner Dissertation in der forensischen Genetik. Ich war von der Materie so begeistert, dass ich bereits zwei Jahre nach der Promotion alle Erfordernisse für die Habilitation im Fach Gerichtliche Medizin gesammelt hatte. Seitdem forsche und lehre ich an der GMI.

Haben Sie nach dem Studium eine andere berufliche Richtung eingeschlagen? Ich arbeite heute in der Forensischen Genomik, bin aber der Biologie, wenn auch in einem stark spezialisierten Fachgebiet, treu geblieben. Studieren ist heute anders als vor 30 Jahren, ein direkter Vergleich würde hinken. In die Zeit zurückversetzt würde ich aber wieder Biologie studieren.

Welche im Studium erworbene Qualifikation hilft Ihnen im heutigen Beruf am meisten? Internationaler Weitblick.

Was war bis jetzt Ihr schönstes Erlebnis in Ihrer beruflichen Laufbahn? Ich weiß nicht wo ich anfangen soll, da gibt es zu viele. Zu den Top 5 gehören sicher der Aufbau der DNA-Labore an der GMI in Innsbruck, die Entwicklung und Etablierung von molekulargenetischen Tools, durch die wir zur Lösung kriminalistischer Fälle beitragen, die molekulargenetische Identifikation von Kriegsopfern und Opfern von Naturkatastrophen, die Entwicklung und Kuratierung von Frequenzdatenbanken (EMPOP/(STRbase)/STRidER), die weltweit für die statistische Beurteilung von DNA-Ergebnissen verwendet werden, sowie prominente Identifikationsfälle historischer Persönlichkeiten (z.B. die russische Zarenfamilie Romanow).

Was möchten Sie gerne noch erreichen – beruflich oder privat? Ich wollte beruflich nie etwas „erreichen“, die Erfolge passieren, wenn man mit Freude und Motivation an einer Sache arbeitet. Im Privaten ist es ähnlich, an erster Stelle kommt die Familie.

Was würden Sie heute anders machen? Ich würde mich heute wieder für Naturwissenschaften interessieren, aber die Voraussetzungen sind andere und deshalb würde ich andere Schwerpunkte setzen. Wir haben damals manuelle Laborarbeit gelernt und praktiziert. Das war die wichtigste Expertise. Laborarbeit ist heute auch noch essentiell, aber sie wird in viel stärkerem Maße von der Industrie geprägt und unterstützt, zumindest in einigen Fächern. Dafür entsteht aufgrund der exponentiell anwachsenden Datenmengen ein neuer Bedarf, der oft unter dem Begriff Bioinformatik zusammengefasst wird. Dem würde ich mich heute stärker widmen.

Studierenden rate ich… eine gute Mischung aus Arbeit und Freizeit zu finden. Diese Ausgewogenheit ist für ein produktives und glückliches Leben mit entscheidend.

Was war zu Studienzeiten Ihr Lieblingsort in Innsbruck/an der Universität? Die Berge.

Was verbindet Sie heute noch mit der Universität? Ich arbeite nach wie vor an der Uni, inzwischen die Medizinische Universität.

 

 

 

Stand: Juni 2021

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