David Prieth

David Prieth

...trägt in seinem Kopf einen nie endenden Fundus von Zitaten aus dem Studium.

Was hat Sie damals an die Universität Innsbruck gezogen? Ich bin in Innsbruck aufgewachsen und habe auch hier die Schule besucht. Somit konnte ich meine Studienzeit in derselben Stadt verbringen in der auch meine Freund:innen lebten.

Denke ich an Innsbruck, denke ich sofort an… eine (in Anbetracht ihrer geringen Größe) doch sehr lebendige Kulturszene.

Was war für Sie ein unvergessliches Erlebnis Ihrer Studienzeit? In einer LV innerhalb des Moduls "Literaturwissenschaft in der Praxis" bekamen wir die Aufgabe, eine Lesung mit anschließendem Konzert zu organisieren. Es war das erste Mal, dass wir vom Booking über das Organisieren der Unterkünfte, Kostenkalkulation, Raumaquise und Abrechnung alles selbst organisieren mussten. Für mich war danach schnell klar, dass ich im Kulturbetrieb arbeiten möchte.

Gab es Momente oder Personen in Ihrem Studium, die Sie besonders geprägt haben? Mit Sicherheit mein Professor Martin Sexl. Von ihm habe ich gelernt, dass man nicht immer zu einem bestimmten "Ergebnis" kommen muss, sondern dass ein gut geführtes Gespräch mindestens gleich viel Wert sein kann. Und dass man ruhig auch einmal "lustvoll scheitern" darf.

Aus meinem Studium habe ich noch... einen nie endenden Fundus von Zitaten im Kopf, mit dem ich meine Umwelt auch regelmäßig zu nerven vermag.

Waren Sie im Ausland? War das für Sie aus heutiger Sicht wichtig? Durch das ERASMUS-Programm konnte ich glücklicherweise eine Zeit lang in Manchester studieren; für mich war das mit Sicherheit einer der prägendsten Abschnitte meines Studiums. Neben den Menschen die ich kennengelernt habe, und zu denen ich teilweise auch heute noch Kontakt habe, war es auch die University of Manchester und ihr riesiger Unicampus selbst, die mich beeindruckt haben. Zusätzlich haben mich die zu erledigenden Erasmus-Behördengänge dermaßen abgehärtet, dass sich die meisten Formulare und Förderanträge im Berufsleben anschließend wie ein Spaziergang angefühlt haben.

Wie hat sich Ihr Weg vom Studium bis heute entwickelt? : Ich habe bereits während des Studiums begonnen für unterschiedliche (Kultur)magazine zu arbeiten und gelegentlich auch Zeitungsbeiträge zu verfassen. Nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, wollte ich allerdings nicht „nur“ mehr über den Betrieb schreiben, sondern auch selbst darin Hand anlegen. Also habe ich, nachdem ich meine Diplomarbeit abgegeben hatte, begonnen in der Bäckerei – Kulturbackstube zu arbeiten und dort gelernt was Selbstorganisation und gelebte Kulturarbeit bedeutet. Nach etwas mehr als vier Jahren habe ich in das Kultur- und Veranstaltungszentrum p.m.k gewechselt, dessen Geschäftsführer ich seit mittlerweile fünfeinhalb Jahren bin.

Neben der täglichen Arbeit im Kulturbetrieb war mir allerdings auch immer die politische Arbeit wichtig, weshalb ich dann auch begonnen habe mich bei den Tiroler Kulturinitiativen, der IG Kultur Österreich und einigen Initiativen mehr zu engagieren. Mittlerweile organisiere ich auch Festivals und arbeite regelmäßig mit Gebietskörperschaften wie der Stadt Innsbruck, Interessenvertretungen und Kultureinrichtungen zusammen.

Haben Sie nach dem Studium eine andere berufliche Richtung eingeschlagen? Würden Sie sich aus heutiger Sicht für ein anderes Studium entscheiden? Der Vorteil des Studiums der Vergleichenden Literaturwissenschaft ist, dass es einem die Möglichkeit gibt, seine eigenen Schwerpunkte zu setzen. Viele meiner ehemaligen Studienkolleg:innen arbeiten mittlerweile in allen möglichen Bereichen des Kulturbetriebs; vom Journalismus und Lektorat, über die Kino- und Theaterbranche, bis hin zur kulturellen Lobbyarbeit und im Wissenschaftsbetrieb. Sollte ich heute noch einmal neu starten, würde ich mich wohl wieder für das selbe Studium entscheiden.

Welche im Studium erworbene Qualifikation hilft Ihnen im heutigen Beruf am meisten? Die wichtigste Fähigkeit, die ich mir im Studium angeeignet habe, ist es, rasch Querverbindungen zwischen unterschiedlichen Sachverhalten herzustellen und zu erkennen wie diese in die Gesellschaft eingebettet sind. Auch meine Begeisterung für obskure und unterschiedlichste Themenfelder wurde im Komparatistikstudium sicherlich noch weiter gepflegt.

Im Privatleben ist mit Sicherheit meine auf der Universität erworbene Fähigkeit zur Selbstorganisation der größte Gewinn.

Was war bis jetzt Ihr schönstes Erlebnis in Ihrer beruflichen Laufbahn? Eines meiner bisher schönsten beruflichen Erlebnisse war wahrscheinlich die Umsetzung des ersten ALLES GUTE Festivals. Nach mehreren kräftezehrenden Lockdowns und unzähligen abgesagten Veranstaltungen, hat es mich mit großer Zufriedenheit erfüllt, über tausend Menschen in der Innsbrucker Innenstadt tanzen zu sehen. Auch wenn die Organisation, aufgrund der kurzen Vorlaufzeit, etwas stressig war – von Momenten wie diesen zehrt man lange.

Was möchten Sie gerne noch erreichen - beruflich oder privat? Beruflich versuche mir stets meine Neugier und mein Interesse an so ziemlich allem beizubehalten; privat arbeite ich daran gelassener zu werden und mich weniger zu ärgern.

Was würden Sie heute anders machen? Manchmal hätte ich mir gewünscht mehr Zeit im Ausland verbracht zu haben (einen Auslandszivildienst zu leisten und einen zweiten Erasmus-Aufenthalt zu absolvieren). Ich kann allen Menschen nur raten, diese Chancen zu nutzen.

Studierenden rate ich... nie zu früh von einer Veranstaltung und dem anschließenden Beisammensein nach Hause zu gehen. An Österreichs Tresen werden 60% der Kulturarbeit gemacht und gefühlt 80% der im Entstehen begriffenen Projekte verhandelt.

Außerdem rate ich dazu, so früh wie möglich im Studium auch (Arbeits)erfahrungen im außeruniversitären Bereich zu sammeln, da diese beiden Welten doch oft recht unterschiedlich funktionieren.

Was war zu Studienzeiten Ihr Lieblingsort in Innsbruck/an der Universität? Meine Lieblingsorte waren mehrere Lokale, an denen ich an zahlreichen Abenden lange Gespräche und Freundschaften fürs Leben geschlossen habe. An der Universität habe ich das Dachgeschoss des Bruno Sander Hauses und die dort erlebten Institutsfeste in guter Erinnerung.

Was verbindet Sie heute noch mit der Universität? Wenn ich fundierte Informationen zu einem bestimmten Thema benötige, nutze ich auch heute noch die Uni-Bibliothek oder weiß wo ich die dazugehörigen Expert:innen in den jeweiligen Instituten finde. Außerdem treffe ich in meiner Arbeit laufend auf Studierende der Universität Innsbruck, die ebenfalls Erfahrungen im Kulturbetrieb machen wollen.

Ich wollte immer schon einmal… eine Schwarzwälder Kirschtorte backen.

 

 

Stand: Oktober 2022

 

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