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Galater

Das Ethnonym "Galater" bezeichnet drei keltische Stämme, die Tolistobogier (es kommt auch die Namensform Tolistoagier vor), die Tektosagen und die Trokmer. Diese drei Stämme wurden 278 v.Chr. als Söldner vom bithynischen König Nikomedes I. zum Kampf gegen dessen Bruder und Thronrivalen Zipoites eingesetzt. Anschließend unternahmen sie mehrere Raubzüge und wurden von verschiedenen hellenistischen Herrschern als Söldner angeworben. König Attalos I. von Pergamon (241-197 v.Chr.) verweigerte den Galatern den Tribut und besiegte sie an den Kaikos-Quellen bei Pergamon. Diesen Sieg und die anschließenden militärischen Erfolge ließ der König durch berühmte Denkmäler, wie z.B. durch die Skulptur "Der sterbende Gallier", verherrlichen. Die überlebenden Galater siedelte er in der phrygischen Hochebene an. Die drei Stämme behielten sowohl ihre keltische Sprache als auch ihre Stammesbräuche bei. Die Tolistobogier bewohnten den Westen des galatischen Territoriums um die Stadt Pessinus, die Tektosagen siedelten um Ankyra (= Ankara, die Hauptstadt der modernen Türkei) und die Trokmer um die Stadt Tavium.
190 v.Chr. kam es zum ersten Zusammenstoß der Galater mit römischen Truppen: 5500 Galater verstärkten das Heer des Seleukiden Antiochos III. (223-187 v.Chr.), konnten aber dessen Niederlage in der Schlacht von Magnesia nicht verhindern. Im Anschluss daran unternahm der siegreiche römische Konsul Cn. Manlius Vulso eine Strafexpediton in das Gebiet der Galater. Der römische Senat erklärte 166 v.Chr. die Galater für autonom, allerdings unter der Bedingung, dass sie ihre gefürchteten Raubzüge unterlassen sollten und ihr Territorium nicht verlassen dürften.
Der Römerfeind König Mithradates VI. von Pontus (120-63 v.Chr.) ließ 86 v.Chr. den romfreundlichen galatischen Adel fast zur Gänze ermorden. Cn. Pompeius griff 63 v.Chr. in die galatische Politik ein und unterstellte jeden der drei Stämme einem einzigen Tetrarchen. Der aktivste dieser Tetrarchen war der Tolistobogier Deiotaros, dem Pompeius den Königstitel verlieh. Als Deiotaros 45 v.Chr. in Rom wegen angeblicher Anschläge auf das Leben Caesars angeklagt wurde, hielt Cicero die Verteidigungsrede (pro rege Deiotaro).
Als Amyntas, der letzte galatische König, 25 v.Chr. im Kampf fiel, wurde der galatische Klientelstaat zur römischen Provinz Galatia umgewandelt. Der Statthalter residierte als legatus Augusti pro praetore in Ankyra. In den folgenden drei Jahrhunderten wechselte wiederholt die Ausdehnung der Provinz. Kaiser Diocletian (284-305 n.Chr.) teilte Galatien in zwei Teile, Galatia I und Galatia II.
Die materielle Kultur der Galater war trotz des zähen Festhaltens an keltischen Bräuchen (Opferwesen) stark durch die hellenistische Kultur beeinflusst; die Römer nannten Galatien daher auch Gallograecia. Obwohl das Griechische die Verkehrssprache der Provinz war, ist die galatische Sprache bis ins 6. Jh. n.Chr. als Umgangssprache der Region belegt. Wirtschaftlich war Galatien für Rom eher von geringem Interesse. In der archäologischen Forschung versteht man unter "galatischer Ware" eine spezielle Keramik, die durch die Kombination von vorhellenistischen Gefäßformen und Bemalung nach hellenistischer Art gekennzeichnet ist. Durch die Missionstätigkeit des Paulus entstanden in Galatien bereits im 1. Jh. n.Chr. christliche Gemeinden (vgl. den Brief des Apostels Paulus an die Galater).

Literaturhinweise

Brandis Carl Georg, Galatia, in: RE VII,1 (1910), 519-559.
Stähelin Felix,  Geschichte der kleinasiatischen Galater, 2. Aufl., Leipzig 1907.
Strobel Karl, Die Galater. Geschichte und Eigenart der keltischen Staatenbildung auf dem Boden des hellenistischen Kleinasien, Bd. 1 (= Untersuchungen zur Geschichte und historischen Geographie des hellenistischen und römischen Kleinasien, Bd. 1), Berlin 1996.
Strobel Karl, Galatia, Galatien, in: DNP 4 (1998), 742-745.
Bechert Tilmann, Galatia (25 v.Chr.), in: ders., Die Provinzen des Römischen Reiches. Einführung und Überblick, Mainz am Rhein 1999, 134-136.

Verfasst von der Schülerin Franziska Pfister

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