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[ZUR AKTUELLEN KIRCHENKRISE:] Quadratur des Kreises – oder: Die Grenzen des Heilmittels der Barmherzigkeit
(Klärungen zu den Turbulenzen in der römisch-katholischen Kirche nach dem 24. Jänner 2009)

Autor:Siebenrock Roman
Veröffentlichung:
Kategorieartikel
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2009-02-16

Inhalt

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Was ist geschehen, wenn sich selbst die deutsche evangelische Bundeskanzlerin eher undiplomatisch zur Wort gemeldet hat und jetzt alle sagen, dass Papst Benedikt erst auf diese Intervention hin mit seiner klaren Stellungnahme vom 4. Februar gehandelt hätte? Es ist wichtig in den Nebel der Debatten auch eine systematische, auf die gerade jetzt nachdrücklich zum Ausdruck kommende Bedeutung des Konzils abhebende Klärung vorzulegen. Kaum jemand konnte oder wollte - auch nicht Hans Küng - vermitteln, was wirklich geschehen war. Deshalb ist es wichtig, die Ereignisse im Licht des Gesamtprofils des Pontifikats und des Weges der Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu sehen. Aufklärung tut not! Denn ich habe noch keine Talkshow wirklich als aufklärend erlebt. Als Anhang werden daher auch einige der wichtigsten Text dokumentiert (das Dekret vom 24.1.; die Erklärung der Priesterbruderschaft St. Pius X. vom 21.1.2009; Stellungnahme des Staatssekretariat des Heiligen Stuhls vom 4.2.2009 und die Vereinbarung zwischen Erzbischof Lefebvre und Kardinal Ratzinger vom 5. Mai 1988).

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Dieser Beitrag kann nur eine Zwischenreflexion darstellen, da sich täglich neue Entwicklungen abzeichnen. Gestern soll der umstrittene Bischof die Leitung des Seminars in Argentinien verloren haben; - aber auf der Homepage fand ich nichts. Der Papst empfing heute Rabbiner und spricht im Blick auf die verbindliche Bedeutung von Nostra aetate und die Vergebungsbitte Johannes Paul II. absolut eindeutig.

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Erste Klärung: Nicht Rehabilitierung, sondern ...

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Was bedeutet das Dekret der Bischofskongregation? Vom 24. Januar 2009 datiert die Veröffentlichung eines Dekrets der Kongregation für die Bischöfe, in dem die Exkommunikation der Priesterbruderschaft St. Pius X. als „rechtsunwirksam" erklärt wird. Die unerlaubte Weihe von vier Bischöfen durch Erzbischof Lefebvre am 30. Juni 1988 war der Anlass für die Feststellung der selbsteintretenden Exkommunikation vom 1. Juli 1988, der Streit um die Bedeutung zentraler Entscheidungen des Zweiten Vatikanischen Konzils der wirkliche Grund.1 Damit sollte klar sein, dass die Exkommunikation nicht verhängt worden ist; - und daher auch jetzt nicht zurückgenommen worden ist; - ja nicht einmal zurückgenommen werden kann, weil der Rechtsgrund (die unerlaubte Weihe) noch anhält. Daher bleiben auch die Suspendierungen der Kleriker der Bruderschaft bestehen; - und könnten oder müssten sogar strafrechtliche Maßnahmen nach sich ziehen, falls einer der Betroffenen sein Amt ausübte. Faktisch sind - meiner Ansicht nach - damit die ordinierten Mitglieder der Priesterbruderschaft näher an das kirchliche Strafrecht gerückt; - und können sich diesem auch nicht so leicht entziehen.2 In einem gewisse Sinn befinden sie sich - von römisch-katholischer Sicht aus gesehen - in einem nicht leicht zu bestimmenden Rechtsraum, der vielleicht am angemessensten mit einem Bild beschrieben werden kann: Ihr ist die Hand gereicht, so dass sie selbst es nun in der Hand haben darauf einzugehen oder nicht. Die Bedingungen aber können sie nicht diktieren. Sie haben sich zum Konzil zu stehen. Der erste Test wird im Sommer bei der Frage der Priesterweihen erfolgen.

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Die Bischöfe der Priesterbruderschaft sind nicht rehabilitiert, sondern in einem Rechtsraum noch außerhalb der katholischen Kirche, der Gespräche über ihren möglichen Ort in der Kirche eröffnen will. Also: Keine Rehabilitierung, keine Rücknahme der Exkommunikation, anhaltende Suspendierung vom Amt; aber Ermöglichung von Gesprächen!

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Dennoch gibt es in dem offiziellen Schreiben einige Unklarheiten, die zum Verdacht geführt haben, dass das Zweite Vatikanische Konzil zurückgenommen werden würde. Fakt ist: Während das Dekret der Bischofskongregation vom 21. 1. die Beteuerung der Treue zur Lehre der Kirche und zum Papst von Seiten der Bruderschaft mit Verweis auf ein Schreiben des Generaloberen vom 15. Dezember 2008 an Kardinal Hoyos und ihren Schmerz über die schismatische Lage hervorhebt, betont ihr Generalobere Weihbischof Bernard Fellay in seiner veröffentlichten Stellungnahme die Treue zum Papst und zu allen Konzilien, aber ausdrücklich nur bis zum Vaticanum II., dem sie weiterhin Vorbehalte entgegenbringen würden. Ausdrücklich betont er auch ihre Treue zum Gründer Erzbischof Marcel Lefebvre. Bislang konnte ich nicht feststellen, dass eine der bisweilen im höchsten Maß verächtlichen Aussagen über das Konzil und die Päpste seit Johannes XXIII. - insbesondere Johannes Paul II., aber auch Benedikt XVI. - vertreten wurden, zurückgenommen oder nur modifiziert worden seien.3 Es ist daher äußerst misslich, dass gerade von Seiten Roms das Konzil nicht zur Sprache gekommen ist. Das besagt aber deshalb noch nicht das Absehen vom Konzil, weil dies für die Verantwortlichen im Vatikan durchaus als selbstverständlich angesehen werden kann. Aber wir können hier bereits festhalten: Selbstverständlichkeiten gibt es in dieser Causa gar nicht mehr.

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Zweite Klärung: Keine Rehabilitierung eines Shoah-Leugners, sondern Beginn eines dramatischen Klärungsprozesses

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Festzustellen ist, dass aus der zeitlichen Nähe zweier Ereignisse vor allem von den Medien ein kausaler Zusammenhang so unterstellt wurde, dass selbst die deutsche Kanzlerin meinte, die deutsche Staatsraison zur Geltung bringen zu müssen. Zeitgleich mit der Veröffentlichung des Dekrets der Bischofskongregation ist die Leugnung der Gaskammern und Millionen von jüdischen Opfern des NS-Regimes durch den britischen Bischof Williamson der Bruderschaft öffentlich geworden. Dass hier keine kausale Verbindung gezogen werden kann, liegt nicht allein an den Stellungnahmen der Kirche seit 19454, sondern insbesondere auch an der theologischen Haltung des Papstes selbst. Ich kenne keinen einzigen Moment im Lehren und Leben Joseph Ratzingers, rsp. Papst Benedikt XVI. der einen solchen Verdacht begründen könnte. Daher frage ich mich, ob hier nicht bewusst verwischt worden ist; - zumal dieser Bischof gar nicht oder noch nicht, oder eher wohl endgültig nicht zur katholischen Kirche gehört oder gehören wird.

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Dennoch zeigt diese Entwicklung klar, dass die Pius-Bruderschaft nicht als eine liturgisch nostalgische Gruppe, sondern als eine politisch durchaus am rechten Rand agierende, teilweise mit offenem Antijudaismus operierende Vereinigung anzusehen ist, die jetzt an die Öffentlichkeit geraten ist und eben alles andere als eine an der großen Form der liturgischen Ästhetik orientierte Gemeinschaft darstellt. Mit ästhetischen Kategorien allein kann diese Gruppe nicht hinreichend verstanden werden. Das muss auch allen jenen zu denken geben, die bislang diese Gruppe nur unter solchen Aspekten betrachtet haben.

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Da der Apostolische Stuhl am 4. Februar den britischen Bischof zum öffentlichen Widerruf aufgefordert hat und der Papst zuvor öffentlich erklärte, dass wer Auschwitz leugne, das Kreuz Christi leugne, zeichnet es sich aber nun ab, dass es einen integralen Bestandteil des Glaubensprofils der Gegenwart darstellt, auch geschichtliche Tatsachen anzuerkennen, in denen es um die Ehre der Leidenden und Opfer geht. Dabei ist festzustellen, dass Franz Schmidberger und der Generalobere die Äußerungen des Bischofs unmittelbar nach Bekanntwerden als private Äußerungen einstufte und jede Identifikation mit der Gesamtgemeinschaft zurückwies. Kann deshalb von einer Selbstkorrektur im Blick auf eine neue Gesamtverantwortung gesprochen werden, oder gar von erheblichen Differenzen in dieser nur scheinbar verschworenen Gruppe? Daher scheint nun eine Selbstklärung in dieser Gruppe eingeleitet zu sein: Die Bruderschaft muss im Licht der Öffentlichkeit ihr eigenes Geschichtsbild klären; - und dies kann sie, falls sie hier nicht eine grundlegende Bekehrung wagt, endgültig aus der kirchlichen Gemeinschaft hinaus katapultieren. Denn der Rückzug auf die reine liturgische Ästhetik oder dogmatische Doktrin ist nicht mehr möglich. Denn - gerade in diesen historischen Aussagen -zeigen sich Zeichen des Wahns und der völligen Irrationalität.5 Zudem sind die Äußerungen eines Bischofs nie nur privat.

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Dritte Klärung: Die Grenzen eines Pontifex, Brückenbauers; oder die Grenzen der Versöhnungsmöglichkeit in diesem Äon?

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Wie steht diese Handlung im bisherigen Gesamtprofil des Pontifikats von Benedikt XVI.? Wagnisse der Versöhnung ist dieser Papst reichlich eingegangen; - auch Hans Küng wurde empfangen; - und nach ihm im Sommer 2005 bereits Bischof Falley und P. Schmidberger. Besonders markant, aber von uns kaum wahrgenommen, war sein Schreiben an die chinesischen ChristInnen (vom Mai 2007), in dem er dazu ermunterte, einen Weg der Versöhnung zwischen Nationalkirche und Untergrundskirche zu wagen. Was dies bedeutet können wir uns kaum vorstellen. Darin bittet er eine Märtyrerkirche um das Geschenk der Vergebung und der Versöhnung. Denn die Nationalkirche - und das China der letzten Jahrzehnte ist gewiss kein Land der Menschenrechte - wurde ja offiziell vom Regime gefördert und gegen die Untergrundskirche installiert (nicht immer mit sicherem Erfolg). Zudem meine ich, dass ein Papst wohl sich moralisch nicht der Bitte von Exkommunizierten entziehen kann, deren Situation zu überdenken. So lese ich das Schreiben vom 21. Januar 2009.

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Papst Benedikt XVI., dessen Amt ja der Einheit dienen soll, geht entweder zu Recht oder in zu gefährlicher Weise dieser Gruppe in einem für andere Gruppen in der Kirche nicht vorstellbaren Maße lehrmäßig entgegen. Was ist davon zu halten?

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Zunächst gibt es eine biographische Komponente, da Joseph Ratzinger die Verhandlungen mit der Bruderschaft 1988 geführt hatte.6 Hatte er damals Papst Johannes Paul II. zu einem anderen Vorgehen geraten? Dann aber könnte dieser Schritt vielleicht von großer Bedeutung über die innerkatholische Versöhnung hinaus auf verschiedenen Ebenen werden. Denn dies scheint auch ein biographisch motivierter Schritt der Versöhnung zu sein und insofern verständlich.

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Andererseits ist es die Hauptaufgabe seines Amtes, der Einheit der Kirche zu dienen. Er kann daher nichts unversucht lassen, dieses Schisma zu überwinden.7 Gerade wer vom Zweiten Vatikanischen Konzil bewegt ist, kann auch die neue Entwicklung der Kirche nicht auf neue Sündenböcke oder negative Identitäten nach rechts oder nach links aufbauen. Dennoch entsteht gerade aus dieser Mitte des Konzils eine große Gefahr.

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Tatsächlich- das ist meine Befürchtung - kann das angebotene, offene Gespräch einen Raum völliger Willkür eröffnen. Wer die Pius-Bruderschaft mit ihren Lehren und normativen Verurteilungen in die römisch-katholische Kirche aufnimmt, hat (rebus sic stantibus; bei derzeitiger Sachlage!) keinen Grund mehr Anglikanern, Reformierten, Lutheranern und Altkatholiken den Tisch des Herrn zu verweigern; - ganz abgesehen davon, dass dann jede Lehrverurteilung in der letzten Jahrzehnte als Farce erscheinen muss. Damit kann die Tür zu einem völligen Relativismus geöffnet sein. Denn die formale Beteuerung der Papsttreue ist - wie auch oftmals sonst - ohne jegliche inhaltliche Übereinstimmung mit Papst und Kirche; - im Gegenteil: Denn auch der Besuch von Benedikt XVI. in der blauen Moschee während seiner Reise nach Istanbul wird von der Bruderschaft mit den schärfsten Verurteilungen belegt. Oft erscheint mir die Beteuerung einer besonderen Papsttreue als Blankoscheck persönlicher Willkür. Ist das zu scharf geurteilt? Prüfen wir die thematische Sachlage ein wenig.

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Vierte Klärung: Grenzen und Risiken einer möglichen Versöhnung (von heute aus gesehen) oder: Welches sind die unversöhnlichen Themen im Streit

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Als Trennungsgrund hat die Liturgie ausgedient; sie war es auch niemals, weil Erzbischof Lefebvre die Liturgiekonstitution unterschrieben hat. Bis heute liefern folgende inhaltliche Punkte des Konzils für die Bruderschaft (und auch anderer Gruppen) die Begründung dafür, dass Papst und Konzil vom Antichristen, bzw. vom Teufel unterlaufen wären: Die Lehre von der bischöflichen Kollegialität; die Zustimmung zur Ökumene; das Eintreten in den interreligiösen Dialog, insbesondere das Verhältnis zum Judentum, die Lehre von der Religionsfreiheit und die Pastoralkonstitution. Diese Themen sind schon während des Konzils breit behandelt worden. Es ist wichtig festzuhalten, dass sich die Verantwortlichen der Bruderschaft mit den innerkonziliaren Diskussionen nie erkennbar auseinander gesetzt haben. Das wäre aber ihre erste Aufgabe.8

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Die entscheidende epistemologische Differenz aber liegt in der unterschiedlichen Auffassung von Kontinuität in der Geschichte; also im Traditionsbegriff9. Die Piusbruderschaft vertritt eine zugespitzte Version des „semper eadem - immer dasselbe".10 Damit konfrontiert sie zwar die Kirchen (nicht allein die katholische) der Gegenwart mit einem wesentlichen Aspekt ihrer Geschichte. Mit dem Kriterium „semper eadem" haben die Kritiker Neuerungen in der katholischen Tradition immer bekämpft. Aus diesem Grunde kann eine ungewandelte Kontinuität innerhalb der Geschichte der römisch-katholischen Kirche in keinem Jahrhundert festgestellt werden. Es bleibt daher eine rein formale Beteuerung, die Tradition der letzten 2000 Jahre anzuerkennen; selbst die Zeit der pianischen Päpste seit der französischen Revolution kann damit nicht eingeholt werden, da z.B. die Liturgiereform ausdrücklich von jenem Papst begonnen wurde, den sie besonders verehren: Pius X.. Bisweilen wäre es auch schon hinreichend, wenn die selbsternannten Hüter der Tradition die Lehren des Trienter Katechismus vertreten würden. In diesem ist von Gottesmördern nicht die Rede;11 - im Gegenteil. Schuld am Tod Jesu, sind jene, die Jesus Christus kennen und dennoch sündigen; - also wir.12 An alle Traditionsskeptiker: Ich lasse mir die Weite und Schönheit der Überlieferung nicht durch Gruppen zerstören, die ihre eigene, immer beschränkte Auswahl für das Ganze ausgeben.

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Deshalb ist durchaus einzugestehen, dass das Konzil in der Tat eine hohe Differenz oder gar einen Bruch mit einer bestimmten Tradition darstellt. In der Lehre der Religionsfreiheit mit manchen Entwicklungen seit dem Augsburger Frieden (1555: cuius regio - eius religio), deutlicher jedoch mit der päpstlichen Lehre seit 1832: „Mirari vos". Was die Kollegialität der Bischöfe anbelangt, kann nur auf die ausdrückliche Lehre des Ersten Vatikanischen Konzils verwiesen werden, in der der Papst an die Unfehlbarkeit der Gesamtkirche zurückgebunden und seine Vollmacht als Dienst an der Sendung der Bischöfe ausdrücklich beschrieben werden. Die Pius-Bruderschaft behauptet eine maximalistische Interpretation, die nie Lehre war; - und von Pius IX. in seinem Schreiben an die Deutschen Bischöfe ausdrücklich zurückgewiesen worden ist.13

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Noch ein Wort zu den nichtchristlichen Religionen; insbesondere zum Judentum. Zu den nichtchristlichen Religionen, z.B. zum Islam, gab es vor dem Konzil keine offizielle Lehre der Kirche. Aber es galt grundsätzlich die Heilsmöglichkeit aller Menschen. Welche Rolle dabei ihre jeweiligen Kulturen und Religionen spielten, war nie offiziell definiert worden. Die Tendenz ging dahin, dass ihnen keine Bedeutung zugebilligt worden ist; - oder diese Menschen trotz ihrer Religionen von Gottes im Gewissen berührenden Gnade gerettet werden könnte. Das Konzil billigt, ohne genau den Grad zu bestimmen, allen religiösen Traditionen eine Bedeutung zu, wenn es sagt, dass ich Wahres und Heiliges in ihnen fände. Wer den Menschen als sozial-kulturelles Wesen anerkennt, kommt um diese Folgerung nicht herum. Eine zweite Frage ist das Verhältnis zum Judentum. Tatsächlich stellt hier das Konzil eine Korrektur einer sehr langen und anhaltenden Tradition dar. Hier kann ich nur von einem „Bruch" sprechen; - aber nicht mit dem Neuen Testament, weil das Konzil die Lehre des Paulus (Röm 9-11) zur Norm erhoben hat. Damit gibt sie die über Jahrhunderte von allen angenommene Substitutionstheorie auf, nach der aufgrund des Unglaubens Israels in Bezug auf Jesus Christus, das Volk Israel nicht mehr Volk der Verheißung wäre und alle seine Verheißungen auf das neue Volk Israel, die Kirche, übergegangen wären. Das widerspricht aber dezidiert der Lehre des heiligen Paulus (siehe: Nostra aetate 4).

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Fünfte Klärung: Können angesichts dieser zentralen Differenzen im Verständnis des Glaubens, Fortschritte erhofft werden? Ich bin äußerst skeptisch, auch aus nicht-theologischen Gründen? Warum?

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Das Dekret der Bischofskongregation hat viele Fragen anstehenden Gesprächen anvertraut. Versuchen wir zunächst eine positive Deutung. Damit wird ein inhaltlicher Konsens auf der Basis der Treue zum Heiligen Stuhl der Zukunft anheim gegeben. Das erinnert vage an die Vorstellung eines realistischen Glaubensprinzips im Ökumeneentwurf von Karl Rahner und Heinrich Fries.14 Rahner hatte aber ein realistisches Glaubensprinzip gefordert, demzufolge ausdrücklich anerkannte Glaubensüberzeugungen in einer Teilkirche von einer anderen nicht dezidiert verworfen werden dürften. Dies ist aber bei der Piusbruderschaft derzeit eindeutig der Fall. Die erkennbare Vorgehensweise durchbricht jedenfalls das gängige Prinzip, dass erst ein Konsens in entscheidenden Glaubensfragen Eucharistiegemeinschaft ermöglichen könnte, oder vor Aufnahme von Gesprächen inhaltliche Mindestbedingungen erfüllt sein müssten. Dies hat die Erklärung des Staatssekretariats vom 4.2. ausdrücklich klargelegt: Das volle Lehramt der Päpste seit Johannes XXIII. (dazu gehört das Konzil selbstverständlich).

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Wenn diese Vorgehensweise ausgeweitet würde, dann wäre für die Ökumene innerhalb der Christenheit ein möglicher, ja erregend spannender Weg zu erahnen. Das würde auf Dauer aber der Bruderschaft eine Anerkennung, oder mindestens eine Nichtverurteilung anderer abverlangen. Denn die Kirche kann auf Dauer bei aller Weite und Differenziertheit des katholischen „Et-Et" nicht mit kontradiktorischen Gegensätzen eine bloß beschworene Einheit leben.

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Der genannte Weg erscheint mir zwar utopisch, aber nicht völlig unmöglich zu sein. Warum? Weil ich der Meinung bin, dass sowohl in der innerkirchlichen Begründung ihres Protests als auch in ihrer Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit, die Bruderschaft elementare Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils in Anspruch nimmt. Sie konnte sich nur entfalten, weil auch für sie das Prinzip der Religionsfreiheit im umfassenden Sinne gegolten hat, und Papst Benedikt XVI. in seinem jüngsten Schritt sich das Prinzip der Eröffnungsrede von Papst Johannes XXIII. zu eigen gemacht hat: „Die Kirche war immer im Widerspruch zu solchen Irrtümern; manchmal hat sie diese auch mit größter Strenge verurteilt. Heutzutage zieht es die Braut Christ vor, eher das Heilmittel der Barmherzigkeit zu gebrauchen als das der Strenge."15 Die Grundstruktur der neuen Katholizität in der Weite Gottes und seines Heilswillens, nicht auszugrenzen und nicht zu verdrängen, gilt auch für die Priesterbruderschaft St. Pius X.

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Ob aber diese, deren Identitätsbestimmung nach innen und nach außen wesentlich auf Negation einer „apokalyptischen Freund-Feind-Unterscheidung" - beruht, darauf eingehen wird, muss sich erst noch erweisen. Deshalb lässt sich die entscheidende Gefahr dieser Gruppe mit Newman einerseits als Verweigerung der notwendigen Entwicklung einschätzen, und andererseits in dem Bestreben erkennen, eine Kirche in der Kirche zu errichten.16 Dass ihr mit der Entscheidung von Papst Benedikt XVI. ein Weg aus der negativen Dialektik ihrer Identität angeboten ist, scheint mir evident zu sein. Ob sie diese Chance ergreift, bleibt für mich mehr als fraglich.

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Heißt dies, dass das Konzil zurückgedreht wird; sogar zurück ins Mittelalter? Die Rede vom Mittelalter halte ich für den größten Unsinn in diesem Zusammenhang, weil der Papst im Mittelalter kaum Bischöfe ernannte und noch weniger Macht hatte. So hatte er z.B. keine Eingriffsrechte selbst in jene Universitäten, die mit seinen Privilegien gegründet wurden. In mancher Hinsicht wäre das Mittelalter - oder besser noch die Antike - für die Kirche heute hilfreicher als unsere halbierte, immer noch eher absolutistische Kirchenmoderne. Konservativer müssten mir die Konservativen sein! Nur zu Erinnerung: Alle Bischöfe der Antike konnten nur mit Zustimmung des Volkes (einschließlich des Presbyteriums) geweiht werden. Ein Bischof, weil er mit seiner Diözese quasi verheiratet war, konnte nicht versetzt werden. Dass es weder für einen Bischof noch für den Kleriker eine Zölibatsverpflichtung gab, war ebenso selbstverständlich, wie der Stand ordinierter Diakoninnen. Die lebendige Überlieferung der Kirche ist Glut und Feuer und wir sollten sie nicht jenen überlassen, die sich auf Tradition berufen, aber sich dabei nur des Status quo bemächtigen wollen.

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Ist das Konzil nun am Ende? Ich möchte abschließend noch mit einigen Gründen darlegen, dass das Gegenteil der Fall ist. Der Geist, der uns dieses Konzil geschenkt und ins Vermächtnis gelegt hat, wirkt derzeit so stark, dass ich mir des Eindrucks nicht erwehren kann, dass der Geist, der dieses Konzil ermöglicht hat, dieses von einer bisweilen störrischen und noch mehr ungeschickt agierenden Kirche nicht nur nicht zerstören lässt, sondern es in diesem Streit und Ringen als unumstößlich erweisen wird. Meine Gründe.

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Sechste Klärung: Das Konzil ist nicht zurückgenommen oder gar tot, im Gegenteil: So stark, bedeutend und für die Kirche unabdingbar hat es sich selten erwiesen, wie in diesen Tagen

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Gerade in diesen Wochen zeigen sich die Kraft des Konzils und die Macht des Geistes, der dieses Konzil getragen hat. Was nützt ein Konzil, das in Köpfen und Büchern, aber nicht im Herzen und instinktiven Verhalten der Glaubenden angekommen ist. Ich meine, dass das Konzil deshalb im instinktiven Reagieren der Kirche (von den Bischöfen bis zu den Glaubenden) angekommen ist, weil unmittelbar danach klar zum Ausdruck kam, dass die überwiegende Mehrheit nicht eine formale kirchliche Einheit auf Kosten von Israel akzeptieren wird. Kardinal Schönborn sei ausdrücklich genannt.

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Dabei muss immer klar sein, dass dieses Konzil keine uniforme, sondern eine plurale Kirche wollte und es nicht nur eine, sondern viele berechtigte Auslegungen dieses Konzils gibt; - einfach deshalb weil es viele christliche Lebensformen geben darf, soll und muss. Beliebig und profillos ist dieses Konzils ebenso wenig wie das Neue Testament, das die wahre Kirche Jesu Christi auf vier Evangelien und noch mehr Briefe und Christuszeugnisse gebaut hat. Die Katholizität ist vielstimmig; moderne Menschen (und alte Häretiker) allein wollen die Eindeutigkeit nur eines Sinnes der Schrift.17

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Deshalb ist eine gewisse Spannbreite der Optionen und Profile voll im Trend dieses Konzils. Wo aber zeigt sich präzise die Bedeutung dieses Konzils gerade in diesem Vorgang? Die einsame Entscheidung eines Papstes, die nicht-kollegiale Vorgehensweise und eine unzureichende mediale Vermittlung hat uns ein ziemliches Fiasko eingebrockt. Es hätten alle Mitglieder der „Ecclesia Dei" Kommission, die die Beziehungen zur Piusbruderschaft trägt, befragt und konsultiert werden müssen. Wo ist die starke Persönlichkeit in der Glaubenskongregation, die - wie zu Zeiten Johannes Paul II. - den Papst herausfordert und auch korrigiert? Also: Ohne Kollegialität Scherbenhaufen!

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Das Konzil hat in seinem Arbeitsprozess und in seiner Grundorientierung die wechselseitige Verwiesenheit zwischen „Kirche nach außen" und „Kirche nach innen" zum Prinzip erhoben. Es gibt keine kircheninternen Orte mehr. Vielleicht bedenkt der Papst nicht strukturell hinreichend die politischen Dimensionen auch seines nur scheinbar „kircheninternen" Handelns. Damit ist nicht nur eine erschreckende Öffentlichkeitsarbeit betroffen, die zu Recht kritisiert wird. Die eigentliche Problematik liegt tiefer. Darin wird ein unterschiedliches Verständnis der Basisgrammatik des Konzils deutlich, das sich auch in den verschiedenen Konzilsinterpretationen von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. spiegelt. Zugleich erinnert dieser Unterschied deutlich an den Streit um die Pastoralkonstitution im Sommer und Herbst 1965. Während Johannes Paul II. vor allem (aber nicht nur) mit den Augen und Ohren der anderen sein Tun und die Kirche wahrnehmen konnte (also die „Kirche nach innen" in der Perspektive der „Kirche nach außen", denkt Benedikt XVI. - hier ganz in der Tradition der deutschen Konzilsinterpretation von 1965 und zudem wohl eher mönchisch introvertiert - grundsätzlich von innen nach außen. Dann aber muss er immer wieder überrascht werden durch die harschen Reaktionen, die niemals seiner Intention entsprochen hatten.

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Darin aber, wie schon im Konzil im Blick auf die Medien und verschiedenste Gruppen unter den Beobachtern, äußert sich nicht einfach eine böse Welt, sondern eine Menschheit, die sich nach einer wahrhaft katholischen Kirche sehnt. Die wahre katholische Kirche wäre keine Interessengruppe oder feste Burg, keine katholische Aktiengesellschaft oder ein globaler Sinnanbieter-Konzern, sondern die Anwältin des Lebens, des Gemeinwohls der Menschheit und eine globale Brückenbauerin. In diesen Tagen erleben wir, dass die Welt einen Papst will, der seinem Namen wirklich Ehre macht: Brückenbauer, Stellvertreter Christi, der heilt und mahnt. Doch gleicht dies in dieser zerrissenen Welt nicht einer Quadratur des Kreises?

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Wenn dieses Amt in seiner Logik und Überforderung bedacht wird, dann müssen wir jetzt fragen, ob dies überhaupt möglich sein kann: Brückenbauer für die ganze Menschheit? Wer sich als papsttreu heute profiliert, sollte seine Sendung des Brückenbauens auch in seiner Lebenswelt teilen (dies ist übrigens die Sendung der Kirche und damit von uns allen: in Christus Sakrament, das heißt Mittel und Werkzeug zu sein für die innigste Verbindung mit Gott und der Menschen untereinander, Lumen gentium 1). Die Treue zum Papst ist wichtig, diese ist aber kein Selbstzweck, sondern steht im Dienst der Sendung der Kirche. Es gibt aber Zeiten, da erweist sich diese Treue allein in brüderlicher Korrektur oder gar dadurch, dass wir ihn aus einer Sackgasse heraustragen müssen.

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Das Konzil lebt: und nur aus diesem Konzil lebt die Kirche!

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Die letzten Tage haben mich darin bestärkt, dass es nicht nur kein zurück hinter das Konzil gibt, im Gegenteil! Selbst die schärfsten Kritiker nehmen es selbstverständlich in Anspruch. In dieser Stunde aber wird das Konzil einer neuen Generation vom Geist in neuer Weise anvertraut. Denn in wenigen Jahren hat niemand mehr von uns eine eigene, unmittelbare Erfahrung und Anschauung von der sogenannten „vorkonziliaren Zeit"; - und die letzten Teilnehmer am Konzil können uns nicht mehr in ihre Kämpfe verwickeln. Dann wird der aufgegebene Wandel allein schon biographisch unausweichlich. Ob wir dann hinreichend befähigt sein werden, aus der Mitte dieses Konzils unsere Verantwortung als Glaubenden in einer sich weiterhin rasch wandelnden und krisenhaft bleibenden Geschichte der Menschheitsepoche wahrnehmen zu können, liegt an jeder Einzelnen von uns. Die Befähigung dazu aber gewinnen wir, wenn wir täglich neu in die Schule dieses Konzils gehen; - und das hießt: uns täglich auf den Weg der Inkarnation einlassen. „Aggiornamento" und „pastoral" wollten das zum Ausdruck bringen. Dieses Konzil aber wollte, dass wir nicht auf Bischöfe und Päpste fixiert unsere Sendung leben, sondern aus einer innigen Verbindung mit Christus, seine Sendung in der Welt zur Geltung bringen. Dazu muss ich weder geweiht sein, noch in Amt und Würden stehen. Solange wir fragen: „was habe ich von der Kirche?", und nicht: „welche Sendung möchte Gott mit mir verwirklichen?", solange ist das Herz dieses Konzil in unserem Herzen noch nicht angekommen. Gottes Geist hat aber auch machtvolle Geduld auch mit mir.

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Vielleicht aber müssen wir von einer Lieblingsidee des Konzilspapstes, Johannes XXIII., zeitweise Abstand nehmen. Derzeit glaube ich nicht, dass es ohne entschiedene Grenzziehung möglich sein wird, die Verantwortung für die Einheit der Kirche zu verwirklichen und allen Menschen guten Willens zu dienen. Wie weit kann das Prinzip, nicht zu verurteilen, ausgedehnt und durchgehalten werden? Wie weit kann das Heilmittel der Barmherzigkeit gehen, ohne völlig pervertiert zu werden? Die Welt sucht Sündenböcke, wir ChristInnen aber geraten immer wieder in Aporien, weil wir etwas wagen müssen, was niemand in dieser Gesellschaft der Konkurrenz, neuen Kasten und täglich neuen Ausgrenzungen mehr wagt: Menschen miteinander zu versöhnen, und für alle das Wort des Evangeliums von der zuvorkommenden Liebe Gottes zu leben. Schon John Henry Newman wies darauf hin, dass die Kirche deshalb immer wieder schlecht aussehe, weil sie sich durch diesen Auftrag überfordern lassen muss, und daher nicht immer die richtige Balance findet. Mit klaren Feinden lebt es sich leichter. Das Konzil hat es uns zugemutet, immer neu das Wagnis der Entfeindung einzugehen. Wer für diesen Auftrag eine Patentlösung hat, möge als Richter in dieser Stunde der Kirche auftreten.

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Siebte und letzte Klärung: Die Haltung glaubender KatholikInnen zum Nachfolger Petri

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Ich bin der Überzeugung, dass die fast schon blasphemische Papstverehrung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, in der bisweilen der Papst mit der sakramentalen Gegenwart Christi im Tabernakel gleichgesetzt wurde, mit der Hilfe des Geistes einem nüchternen, angemessenen und biblischen Treueverhältnis zu seinem Dienst in der Kirche gewandelt worden ist. Der Papst ist in seinem politischen Handeln (Vaticanum I.: Juristdikitionsprimat) nie unfehlbar, sondern so klug und geschickt, wie es ihm als Person und seinem Beraterstab möglich ist. Dies ist in diesen Tagen völlig verzerrt worden; - auch von theologischer Seite.

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Deshalb ist es gut, dass Bischöfe ihrer Verantwortung nach handeln und klären und korrigieren. Ich möchte ausdrücklich Erzbischof Thissen in Hamburg; Bischof von Koch aus der Schweiz und Kardinal Schönborn nennen. Die Kollegialität lebt; - nicht nur als vorausgehende Beratung, sondern auch als brüderliche Korrektur und Klärung. Die römisch-katholische Kirche ist eine Bischofskirche; - und das Amt des Papstes besteht darin, dass Bischöfe Bischöfe sein können (wieder: Lehre von Vaticanum I.).

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Mir scheint aber, dass es in diesen Tagen wichtig ist, sich an den Petrus des Neuen Testamentes zu erinnern. Dieser Fischer ist nicht der glänzende und fehlerlose. Er ist der Fels, aber ein Fels, der weint. Der um den Verrat weiß; - aber umkehren und bereuen kann. Das allein lässt ihn zum Felsen werden. Und in der jungen Kirche steht er oft zwischen allen Stühlen; Paulus herrscht ihn ja an (Gal 2, 11). Paulus kann es sich leisten, den Judenchristen aus dem Wege zu gehen: Petrus nicht. Er muss vermitteln, er hält Kontakt zu allen Seiten in der Kirche; - und sieht notwendigerweise schlecht aus. Mir ist dieser Petrus sehr lieb und teuer. Wir kennen aber auch die Geschichte des Papsttums und die Irrwege dieses Amtes. Insofern gibt es ein Kriterium der Treue zum Nachfolger Petri; - es ist jenes Kriterium, das in den Fragen des Auferstandenen an Petrus am See selbst gesprochen wird (Joh 21,15-17). Der Herr fragte ihn: Liebst du mich? Solange wir überzeugt sein können, und ich bin vom Zeugnis der Verehrung und der Liebe des jetzigen Papstes zum Herrn tief berührt, dass er die gleiche Antwort in seinem Leben gibt, wie damals Simon Petrus, dann kann unsere Treue zu ihm vorbehaltlos sein. Weil wir alle aber in die Sendung Christi durch Taufe und Firmung in unvertretbarer Verantwortung einbezogen sind, kann diese Treue nur eine offene und - im Sinne des Evangeliums des Johannes - eine kritische sein. Denn das Wort des Herrn an ihn im Abendmahlssaal lautet damals wie heute: Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder" (Lk 22,32).

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Anhang: Zur Lektüre empfohlene Texte:

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Dekret der Bischofskongregation vom 21. Januar 2009

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Kongregation für die Bischöfe. Dekret zur Aufhebung der Exkommunikation latae sententiae von vier Bischöfen der Bruderschaft "St. Pius X."

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im Internet:

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http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cbishops/documents/
rc_con_cbishops_doc_20090121_remissione-scomunica_ge.html

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Verlautbarungen des Generaloberen vom 21. Januar 2009

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Aus der Bruderschaft: Brief des Generaloberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. ( 24.01.2009, 17:30 MEZ ).

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Im Internet, auch in anderen Sprachen unter:
http://www.dici.org/fraternite_read.php?id=000113

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Aus der Bruderschaft: Pressemitteilung des Generaloberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. 24.01.2009, 17:28 MEZ
im Internet: http://www.dici.org/dl/fichiers/pressemitteil.pdf

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Stellungnahme des Staatssekretariat des Heiligen Stuhls vom 4.2. 2009:
im Internet: http://www.zenit.org/article-17019?l=german

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Vereinbarung zwischen Kardinal Ratzinger und Erzbischof Marcel Lefebvre vom 5. Mai 1988

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Protokoll über ein Einvernehmen zwischen S. Em. Joseph Kardinal Ratzinger und S. Exz. Erzbischof Marcel Lefebvre am 4. Mai 1988 angefertigt und am 5. Mai 1988 von den genannten unterzeichnet. Erzbischof Lefebvre hält sich nicht an das Einvernehmen und weiht am 30. Juni 1988 ohne Zustimmung Roms und gegen den Willen des Hl. Vaters die Bischöfe.
[Original: Französisch]
im Internet: http://www.fssp.org/de/protoc5mai.htm

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Anmerkungen

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1 Siehe: Anhang und vor allem die kirchenrechtliche Darstellung von W. Rees in diesem Leseraum vom 3.2. Ein Missverständnis scheint mir wesentlich darauf zu beruhen, dass die Vorstellung einer Tatstrafe (Eintreten der Strafe durch Begehen der Tat) sich im säkularen Recht nicht findet.

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2 Auch die offizielle deutsche Übersetzung spricht von „Aufhebung". Das scheint mir nicht ganz zutreffend zu sein, da der Tatbestand - die unerlaubte Weihe der Bischöfe - noch besteht.

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3 P. Franz Schmidberger, der für den deutschen Sprachraum zuständige, hat im Oktober 2008 einen Brief an alle Bischöfe mit einem Aufsatz über das Zweite Vatikanische Konzil versendet. In diesem Brief, der im Ton gemäßigt ist, spricht er aber von Sünden, die die Kirche im Konzil begangen habe (siehe hierzu die vierte Klärung). Der genannte Aufsatz ist zu finden unter: Die Zeitbomben des Zweiten Vatikanischen Konzils. Vortrag, gehalten am 9. April 1989 in Mainz vor der Bewegung »actio spes unica« (überarbeitet und ergänzt). © Priesterbruderschaft St. Pius X. Stuttgart 1989; 4. Auflage 2008; Im Internet: http://www.fsspx.org/ger/Archiv/Vortraege/P.Schmidberger/Zeitbomben-Konzils/1989-Zeitbomben-Konzils-Einleitung.htm

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4 Die Diskussion dreht sich allein um die Frage, in wieweit die Kirche in ihrem traditionellen Antijudaismus für diese Greuel verantwortlich oder mitverantwortlich sei.

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5 Siehe hierzu: Seibt, G., Glibbriger Abgrund. Die intellektuellen Folgen des katholischen Debakels, in: Süddeutsche Zeitung vom 3. Februar 2009. Dies wäre auch in einer biographisch orientierten Interpretation auch für Erzbischof Lefebvre möglich, der ja im Jahr der Laicité, 1905, zu Welt kam.

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6 Es wird sich zeigen, ob der Papst auf seine Vereinbarung mit der Bruderschaft vom 5. Mai 1988 zurückgreifen wird (dazu siehe: Anhang).

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7 Es gehört zur Entwicklung nach dem Konzil, dass die Exkomunikation nur sehr zurückhaltend ausgesprochen werden soll (can 1318). Und wenn jemand darum bittet, dass diese Situation überdacht werde, ist darauf einzugehen (so lese ich can 1358 § 1 in Verbund mit can 1347 § 2). Da das Amt des Papstes der Dienst an der Einheit ist, kann er sich einem Dialog, wenn er Gründe für die ernsthafte Umkehr der Gruppe kennt, nicht entziehen.

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8 Heute wird gemeldet, dass der Distriktobere für Deutschland Bereitschaft zum Dialog mit den Bischöfen signalisiert habe. Es ist aber festzustellen, dass das Zweite Vatikanische Konzil und die Entwicklungen seitdem kein Verhandlungsgegenstand sein kann.

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9 In der Feststellung der Exkommunikation wird ausdrücklich auf diesen Punkt abgehoben („Ecclesia Dei" vom 1. 7. 1988). Tradition sei einerseits nach katholischem Verständnis eine Entwicklung lebendiger Überlieferung, andererseits müssten intensivere Studien zeigen, dass das Konzil in der Kontinuität mit der Tradition stünde.

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10 Ihre klassische Formulierung hat diese Auffassung in einem Satz bei Vinzenz von Lerin gefunden: „Magnopere curandum est, ut id teneamus, quod ubique, quod semper quod ab omnibus creditum est, hoc est enim vere proprieque catholicum" (Commonitorium I,2; PL 50, 640; übersetzt: „Mit großer Mühe ist dafür zu sorgen, daß wir das festhalten, was überall, was immer und was von allen geglaubt wurde, denn dieses ist wahrhaft und im eigentlichen Sinne katholisch". Diese Vorstellung wird bereits von John Henry Newman 1845 als unzulänglich zurückgewiesen.

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11 Von „Gottesmördern" spricht P. Schmidberger in seinen Ausführungen zum Konzil: „Mit dem Kreuzestod Christi ist der Vorhang des Tempels zerrissen, der Alte Bund abgeschafft, wird die Kirche, die alle Völker, Kulturen, Rassen und sozialen Unterschiede umfasst, aus der durchbohrten Seite des Erlösers geboren. Damit sind aber die Juden unserer Tage nicht nur nicht unsere älteren Brüder im Glauben, wie der Papst bei seinem Synagogenbesuch in Rom 1986 behauptete; sie sind vielmehr des Gottesmordes mitschuldig, so lange sie sich nicht durch das Bekenntnis der Gottheit Christi und die Taufe von der Schuld ihrer Vorväter distanzieren. Im Gegensatz dazu behauptet das II. Vatikanum, man könne die Ereignisse des Leidens Christi weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last legen (§ 4)" (Ders., Die Zeitbomben des Zweiten Vatikanischen Konzils, s. Anm. 3; im Internet: http://www.fsspx.org/ger/Archiv/Vortraege/P.Schmidberger/Zeitbomben-Konzils/1989-Zeitbomben-Konzils-2.htm ).

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12„Und es müssen dieser Schuld alle teilhaftig erachtet werden, welche öfters in Sünden fallen; denn da unsere Sünden Christus den Herrn bewogen haben, den Kreuzestod auf sich zu nehmen: so kreuzigen wahrlich jene, welche sich in Schandtaten und Lastern wälzen, von neuem (Hebr. 6,6), soviel an ihnen ist, ‚in sich selbst den Sohn Gottes und machen ihn sich zum Gespötte'. Und dieser Frevel wird bei uns um so schwerer erscheinen, als er bei den Juden war, weil jene nach dem Zeugnisse desselben Apostels ‚den Herrn der Glorie niemals gekreuzigt hätten, wenn sie ihn erkannt hätten" (1 Kor 2,8), wir aber das Bekenntnis ablegen, ihn zu kennen, und doch durch unsere Werke ihn verleugnen und so gewissermassen gewaltsame Hand an ihn zu legen scheinen." (Kachechismus nach dem Beschlusse des Konzils von Trient für die Pfarrer, 46. Erster Teil, fünftes Hauptstück Nr. 11; zitiert nach der Ausgabe: Kirchen 1970; Übersetzung nach der Ausgabe von 1866). Diese Stelle legt Jules Isaak Papst Johannes XXIII. in seiner Audienz, mit der die Geschichte der Erklärung Nosta aetate beginnt, vom August 1960 dar.

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13 Siehe: Antwort auf die Circular-Depesche des Reichskanzlers Bismarck (1875), in: Denzinger-Hünermann Nr. 3112-3117.

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14 Fries, Heinrich -Rahner, Karl, Einigung der Kirchen - reale Möglichkeit, in: Rahner, Karl, Sämtliche Werke Bd. 27: Einheit in Vielfalt. Schriften zur ökumenischen Theologie, hg. v. Karl Kardinal Lehmann, Karl Kardinal / Raffelt, Albert. Freiburg-Basel-Wien 2002, 303. Dieses Prinzip verlangt einerseits, dass eine dezidiert und bekenntnismäßige Glaubensüberzeugung einer Teilkirche von einer anderen nicht verworfen werden dürfe; - andererseits aber die mögliche positive Zustimmung einem Konsens der Zukunft überlassen werden könnte.

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15 Johannes XXIII., Ansprache Papst Johannes XXIII. zur Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils (11. Oktober 1962), in: Kaufmann, Ludwig / Klein, Nikolaus: Johannes XXIII., Prophetie und Vermächtnis, Fribourg 1990 137f.

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16 Newman, John Henry, Briefe und Tagebuchaufzeichnungen aus der Katholischen Zeit seines Lebens. Übersetzt von Maria Knoepfler, Mainz 1957, 484, v.a. 495. Er vergleicht diese Haltung mit der alten Häresie der Novatianer.

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17 Irenäus von Lyon spricht allein vom viergestaltigen Evangelium, das nicht erweitert oder verkürzt werden dürfe (Gegen die Häretiker. Buch III, 11, 8). Ähnlich kann der vierfache Schriftsinn als anerkannte Vielfalt der Auslegungen angesehen werden, die sich aber dadurch nicht als willkürlich entpuppen, da sie im Konsens der Kirche und auf dem literarischen Sinn aufbauen.

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