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Herr, lehre uns beten
(Predigt am Sonntag, 28. Juli 2013 (17. Sonntag im Jahreskreis) zu Lk 11,1-13)

Autor:Hasitschka Martin
Veröffentlichung:
Kategoriepredigt
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2013-08-23

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Predigt bei der 11-Uhr-Messe am Sonntag, 28. Juli 2013 (17. Sonntag im Jahreskreis) zum Evangelium Lk 11,1-13 

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Besonders das Lukasevangelium zeichnet uns Jesus als einen Menschen, der betet. Bei seinem ersten Auftreten in der Öffentlichkeit, bei seiner Taufe am Jordan sehen wir ihn als Betenden (Lk 3,21-22). Nach den Wundern, die er an Kranken wirkt, zieht er sich oft in die Einsamkeit zurück, um zu beten (Lk 4,42; 5,16). Die Kraft zu heilen hat er nicht aus sich selbst, sondern er schöpft sie aus dem Gebet. Am Abend vor einer großen Rede vor dem Volk („Feldrede“) geht er auf einen Berg um zu beten und verbringt die ganze Nacht im Gebet (Lk 6,12). Petrus sagt zu Jesus: Du bist der Messias, nachdem er gemeinsam mit Jesus in der Einsamkeit gebetet hat (Lk 9,18). Auch am Berg der Verklärung betet Jesus und während er betet verändert sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wird leuchtend weiß (Lk 9,28-29). Am Ölberg vor seinem Leiden betet Jesus (LK 22,39-46) und er betet auch in seinen Todesqualen am Kreuz (Lk 23,46). Wir kommen dem Geheimnis der Person Jesu und seiner Göttlichkeit einen Schritt näher, wenn wir uns ihn als Betenden vor Augen stellen.

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Unser heutiges Sonntagsevangelium beginnt so: „Jesus betete einmal an einem Ort: und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr lehre uns beten.“ (Lk 11,1) Jesus ist gleichsam der Lehrer, der seine Jünger / Jüngerinnen und damit auch uns in eine doppelte Gebetsschule nimmt. Er lehrt erstens was wir beten sollen und zweitens wie wir beten sollen.

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Erstens: Was sollen wir beten? Was ist der Gebetsinhalt?

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Zentraler Inhalt ist das Vaterunser. Es ist nicht so sehr ein formelhaftes Bittgebet, sondern vielmehr eine Zusammenfassung zentraler Gebetsanliegen. Es vermittelt uns in besonderer Weise Jesu Gottesverständnis und läßt uns teilhaben an seinem eigenen Beten.

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Das besondere Gottesverständnis ist enthalten in der Anrede „Vater“. Das Vaterbild ist untrennbar verbunden mit der Bezeichnung Jesu als Sohn Gottes. An ihm, dem Sohn wird erkennbar, wer der Vater ist. Jesus ermutigt uns, Gott so anzureden wir er. Wir nehmen teil an seiner einzigartigen Gottesbeziehung

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Die ersten Vaterunserbitten betreffen Gott, seinen Namen und sein Reich. Diese Du-Bitten sind den Wir-Bitten vorgeordnet. Die Wir-Bitten betreffen die Nöte unseres täglichen Lebens und Zusammenlebens, das tägliche Brot, unsere Verflechtung in Sünde und Schuld und das Problem der Versuchung. Es ist die Versuchung, im Vertrauen auf den liebenden Vater schwach zu werden und den Glauben an ihn zu verlieren besonders angesichts von Leid.

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Den Du-Bitten kommt Priorität zu. Die erste und damit wichtigste lautet: „Dein Name werde geheiligt!“ Name meint die Person, das innerste Wesen Gottes. Man kann die Bitte so umschreiben: Geheiligt werde dein Vater-Name! Erweise dich als der Heilige, indem du dich als liebender Vater zur Geltung bringst! Gib dich zu erkennen als der, der du wirklich bist, nämlich der Vater!

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Die zweite Bitte lautet: „Dein Reich komme!“ Das Grundanliegen der Sendung Jesu, seiner ganzen Verkündigungs- und Heilungstätigkeit, wird hier aufgegriffen. Das Reich Gottes, das im Wirken des irdischen Jesus schon begonnen hat und das Jesus selbst in seiner Person verkörpert, soll mehr und mehr zur Vollendung gelangen. Diese Bitte ist Ausdruck tiefer und glühender Sehnsucht.

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Zweitens: Wie sollen wir beten, in welcher Art und Weise?

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Jesus bringt das Beispiel vom bittenden Freund, der davon überzeugt ist, daß er seinen Freund sogar um Mitternacht wecken und um Hilfe bitten kann. Dieser enttäuscht ihn nicht. Er handelt zwar nicht aus edelsten Motiven, sondern damit er den zudringlichen Bittsteller wieder los wird und seine Ruhe hat. Jedenfalls erfüllt er die Bitte.

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Jesus bringt weiter das Beispiel vom Vater, der sein Kind nicht enttäuscht. Er gibt ihm gewiß nicht eine Schlange, wenn es um einen Fisch bittet, oder einen Skorpion, wenn es um ein Ei bittet. Auch für uns ist es selbstverständlich, daß ein Vater sein bittendes Kind nicht enttäuscht.

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Diese Beispiele ermutigen zum zuversichtlichen Bitten und zeigen, in welchem Vertrauen wir beten sollen. Diese Beispiele motivieren uns besonders zum erhörungsgewissen Beten des Vaterunser. 

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Liebe Glaubende! Das Beten und speziell das Bitten fällt uns nicht immer leicht. Wir kennen Ermüdungserscheinungen beim Beten. Wir wissen, daß die Sehnsucht nach dem, was die Vaterunserbitten enthalten, oft erkalten kann. Manchmal fällt uns das Bitten schwer, weil wir den Eindruck haben, daß Gebete nicht so erhört werden, wie wir wollen.

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Bei allen Schwierigkeiten mit dem Beten, die es gibt und geben darf, kann es vielleicht schon helfen, wenn wir aufschauen zu Jesus, der vom Beginn seines irdischen Wirkens bis zum Schluß betet, den wir uns gar nicht denken können ohne das unablässige Beten zu dem Gott, den er verkündet – den er „Vater“ nennt. 

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