Ein Gebäude für Diversität, Offenheit und Freiheit

„Wir müssen zweifeln lernen. Die moderne Welt kann ohne Zweifel nicht funktionieren.“
Ágnes Heller

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Ágnes Heller (1929–2019) war eine der bedeutendsten Philosoph:innen ihrer Zeit. Sie wurde in Budapest geboren und überlebte als Kind jüdischer Eltern den nationalsozialistischen Terror in Ungarn, während viele ihrer engsten Verwandten ermordet wurden. Sie studierte Philosophie bei Georg Lukács und war eine der bedeutendsten Vertreter:innen der „Budapester Schule“, die den sowjetischen Kommunismus kritisierte.

Aufgrund ihrer Rolle in der Revolution von 1956 und ihrer kritischen Einstellung zum kommunistischen Regime in Ungarn verlor sie ihre Professur und mehr als einmal die Möglichkeit zu publizieren und zu reisen. Schließlich entschloss sie sich mit ihrem Mann Ferenc Fehér zur Emigration nach Australien. Heller hatte an der La Trobe University in Melbourne ab 1978 eine Soziologie-Professur inne, bis sie 1986 an die New School for Social Research in New York berufen wurde.

Heller war eine Vertreterin der kritischen Theorie und der humanistischen Philosophie. Sie beschäftigte sich unter anderem mit dem Verhältnis von Leben und Freiheit und der Rolle von Kunst und Moral in der modernen Gesellschaft.

Sie kritisierte den Totalitarismus, den Nationalismus, den Fundamentalismus und den Neoliberalismus. Sie plädierte für eine offene, demokratische und pluralistische Gesellschaft, in der die Menschen ihre individuellen und kollektiven Identitäten frei gestalten können.

Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, unter anderem 2015 die Ehrendoktorwürde der Philosophie von der Universität Innsbruck, und verfasste rund 40 Monographien und zahlreiche Artikel.

Ágnes Heller starb im Juli 2019 im Alter von 90 Jahren bei einem tragischen Badeunfall am Plattensee in Ungarn. Sie war bis zuletzt als Gastprofessorin und Vortragende rastlos in aller Welt unterwegs und hinterließ ein reiches und vielfältiges philosophisches Erbe, das weiterhin viele Menschen inspiriert und herausfordert.

2023 benannte die Universität Innsbruck ihr neues Gebäude am Innrain in Erinnerung an die große Philosophin nach ihr. „Möge der kritische Geist von Ágnes Heller, ihre kreative Neugier, ihr konstruktiver Zweifel, ihre Empathie und ihr Mut alle jene inspirieren, die in diesem Haus ein und aus gehen“, wünschte Philosoph Josef Mitterer (Text) anlässlich der Eröffnung dieses Gebäudes.

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